INKA Stadtmagazin #180
Inka Ausgaben // Artikel vom 01.03.2024
Wer in den vergangenen Wochen durch das schöne Karlsruhe schlenderte, wurde von vielen großen orange-roten Farbtupfern empfangen, die beim Überquellen zusätzlich ungeahnte Vielfarbigkeiten preisgaben.
Ungeleerte Wertstofftonnen bereicherten das Stadtbild. Die Probleme bei der Umstellung auf einen privaten Entsorger waren bereits so entgleist, dass schon Meldungen über Kosten von 149 Euro pro Tonne die Runde machten, wenn mehr als 15 Meter Abstand oder gar Treppen zwischen Müllauto und Tonne zu überwinden sind. Da weder die BürgerInnen über die neuen Modalitäten der Wertstofftonnenleerungen informiert wurden noch der neue Entsorger auf die Lage vorbereitet schien, eskalierte diese wurschtige Verwahrlosung städtischer Grundaufgaben.
Als zuständig wurde das trotz Sparhaushalt mit neuem Logo und aufwendiger Plakatierung samt Anzeigenkampagnen bei BNN und „Badischer Woche“ gerade neu installierte sogenannte „Team Sauberes Karlsruhe“ von BM Lisbach vorgeschickt. Sie war wie üblich auf Tauchstation. Wen wundert’s. Die beständig durch antiökologische Politik auffallende Karriere-Grüne schweigt ja auch beharrlich zu den ständigen Baumrodungen in der Stadt, die inzwischen unter Polizeischutz stattfinden. Dann wurde der Druck zu groß, auch wenn sich die BNN mühten, ihren Namen bloß nicht fallenzulassen.
Lisbach musste sich also outen als für das Debakel zuständige Bürgermeisterin, was sie auch hurtig tat: Sie interviewte sich in der stadteigenen „Stadtzeitung“, die der „Badischen Woche“ beiliegt, quasi selbst. Tenor des Nebelwerferinterviews im „Treusorgende Stadt versus Böser Entsorger“-Style: Die Stadt spricht mit Knettenbrech & Gurdulic, mit dem Mannheim ähnliche Probleme hat. Dieser verweist strikt darauf, sich an die städtische Satzung zu halten.
Womit wir diese mal kurz hinterfragen: Wer bitte „von der Stadt“ kam überhaupt auf die Idee, eine völlig unrealistische sinnfremde 15-Meter-Regelung der Entfernung von Tonne zu Müllauto in eine Satzung zu gießen? Außer in Vororten und wenigen Einfamilienhäusern ist dies innerstädtisch die absolute Ausnahme. Schließlich schaltete sich der OB ein. Von Entschuldigung keine Spur, das „Duale System“ habe versagt. Nun will die Stadt finanziell supporten.
Fortsetzung folgt. Etwas Spielraum – hochgerechnet rund zwei Mio. Euro – ist ja anscheinend da, denn 40 Personen umfasste die Wertstofftruppe des TSK. Was machen die jetzt eigentlich? Hat auch noch keiner gefragt.
Themenwechsel, eine andere Grundaufgabe der Stadt ist das: Wohnen. Anfragen der Linken zum Umgang der Stadt mit dem kriselnden „Immo-King“ Gröner wurden vom OB in den nichtöffentlichen Teil des Gemeinderats verschoben. Das ist undemokratisch, weil so die Öffentlichkeit nicht informiert wird über den Antrag. Er wurde ja nur gestellt, weil Bestrebungen durchgesickert sind, Gröner und Müller (GEM) städtische Gelder zuzuschanzen – trotz der Haushaltskürzungen von 200 Mio. Euro. Damit sie endlich in der Nordstadt (vor allem) Wohnungen im hochpreisigen Segment bauen. Auf einem Grundstück, bei dem sie die Stadt überboten haben. Es wird sich schon was finden, wetten?
Das Geld wäre sinnvoller angelegt, etwa beim genossenschaftlichen Wohnungsbau. Alternativ könnte man bis zum Baubeginn auf dem C-Areal in ein paar Jahren z.B. eine große Containerstadt für Flüchtlinge einrichten; so könnten noch mal surreale Summen von Stadt und Land fließen. Am Unterbringen von Flüchtlingen verdienen sich ja derzeit viele Immohaie etwas dazu. Ein runtergerocktes Hotel bringt eine Mio. pro Jahr. Was bringt dann eine ganze Containerstadt? Außerdem hätte man sowohl was für die Flüchtlinge und diesen notleidenden Immokonzern getan. Mehr zum Thema in Florian Kaufmanns Lagebericht.
Lieber tanken wir die Seele bei der „Mandelblüte“ auf. In der Stadt machen sich die Magnolien auf den Weg, in der Südpfalz ist die Zeit der Mandelblüte eine der schönsten des Jahres. Diese hätte auch sicher unser Künstlerfreund Rainer Buchmüller noch gerne erlebt. Kurz vor Drucklegung erreichte uns die traurige Nachricht seines Todes. Der in Frankfurt lebende Karlsruher Musiker – u.a. als „Fred und Luna“ beim renommierten Münchner Label Compost zuhause, starb nach langer Krankheit. Ruhe in Frieden, Rainer. Ein Nachruf folgt.
Roger Waltz & das gesamte INKA-Team
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