Funktion formt Haltung: Karlsruhe setzt auf klare Gestaltung

Bildung & Wissen // Artikel vom 12.09.2025

INKA Auszeichnung

Form folgt Funktion – dieses Motto entstand einst als Leitsatz einer modernen Gestaltung. Heute ist es Teil eines gesellschaftlich immer tiefer verankerten Bewusstseins für Klarheit, Reduktion und Langlebigkeit.

Karlsruhe zeigt in Architektur, Kunst und im öffentlichen Raum an zahlreichen Stellen, dass eine funktionale Gestaltung fest zum Stadtbild gehört. Sachlichkeit bedeutet in diesem Kontext nicht Verzicht, sondern Haltung. Auf diese treffen die Menschen in Karlsruhe immer wieder in ihrem Alltag – oft ohne dies bewusst wahrzunehmen.

Klare Linien: Die neue Sachlichkeit

Die gestalterischen Wurzeln von Karlsruhe reichen zurück in die Zeit der Neuen Sachlichkeit und des Bauhauses. Die Reduktion auf das Wesentliche, eine Orientierung am Gebrauchswert und ein bewusster Umgang mit Materialien bildeten schon damals die Grundlage einer neuen Formensprache. Auch heute wirken diese Prinzipien weiter – in Gebäuden, in Inneneinrichtungen und Objekten. In Karlsruhe lassen sich Spuren dieser Denkweise an vielen Orten finden. Schulen, Verwaltungsbauten oder Bibliotheken setzen auf eine Architektur, die Funktion sichtbar macht. Offene Grundrisse, zurückhaltende Fassaden, klare Raumbezüge sind typische Merkmale dafür. Selbst Denkmäler vergangener Epochen wurden in der Nachkriegszeit zum Teil durch Elemente funktionaler Architektur ergänzt oder neu interpretiert.

Gestaltung muss sich am Menschen orientieren

Die Idee der Zweckmäßigkeit beschränkt sich allerdings nicht nur auf Gebäude. Auch im Arbeitsalltag zeigt sich, wie sehr gutes Design auf Effizienz und Klarheit angewiesen ist. Werkzeuge, Möbel, Maschinen – überall, wo Menschen tätig sind, kommt es auf eine funktionale Gestaltung an. Diese wird zunehmend ganzheitlich gedacht. Dies zeigt sich sowohl an den Geräten und Einrichtungen, als auch an dem, was Menschen bei ihrer Arbeit tragen. Moderne Berufsbekleidung verbindet beispielsweise Schutz, Tragekomfort und Bewegungsfreiheit. Die Schnitte und Materialien folgen hier ebenfalls einem klaren Prinzip: Sie müssen ihren Zweck erfüllen und zugleich in den individuellen Arbeitsalltag der Menschen passen.

Räume der Reduktion: Museen & Ausstellungen

Auch in der Kunst- und Designwelt steht das Verhältnis von Form und Funktion heute wieder stärker im Fokus. In Museen und Ausstellungen wird die Wirkung einer bewussten Gestaltung im Alltag häufig thematisiert. Interaktive Installationen, thematisch klar gegliederte Räume oder visuell zurückhaltende Präsentationen machen deutlich: Eine klare Gestaltung schafft Zugang. In Karlsruhe tragen Institutionen wie das ZKM dazu bei, diese Themen sichtbar zu machen. Medienkunst, Architektur und Design werden dort als gesellschaftliche Ausdrucksformen behandelt – nicht nur als bloße Gestaltung. Sie sind eine Reflexion darüber, wie Menschen leben, arbeiten und kommunizieren.

Der öffentliche Raum als Gestaltungsträger

Karlsruhe ist geprägt durch eine gut geplante, fächerartige Stadtstruktur. Diese Ordnung spiegelt sich in vielen Neubauten wider, aber auch in der allgemeinen städtebaulichen Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte. Öffentliche Plätze, Mobilitätsachsen und Grünflächen folgen heute funktionalen Konzepten, die Aufenthaltsqualität und Nutzbarkeit ideal miteinander verbinden. So werden Möblierungen, Leitsysteme und Beleuchtung nicht zufällig gewählt. Vielmehr werden sie im Kontext einer modernen städtischen Gestaltung als Teil eines Systems verstanden, das Orientierung gibt und zugleich eine gewisse visuelle Ruhe vermittelt. Die funktionale Gestaltung wird zu einem Mittel, um die wachsende Komplexität beherrschbar zu machen.

Zurückhaltung & Klarheit sorgen für Zukunftspotential

Eine Gestaltung, die Bestand hat, zeichnet sich durch Zurückhaltung und Klarheit aus. Sie übersteht kurzfristige Moden, weil sie nicht versucht, sich in den Vordergrund zu drängen. Das gilt für Architektur ebenso wie für Produkte oder Kleidung. Der Fokus auf das Wesentliche eröffnet darüber hinaus auch Spielräume für neue Nutzungsarten. Räume lassen sich flexibler gestalten, Produkte länger verwenden und Orte vielfältiger bespielen. Gerade in einer Stadt mit ausgeprägter Kultur- und Wissenschaftslandschaft weist dieser Ansatz ein äußerst vielversprechendes Zukunftspotential auf.

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