Ganz schön TraditionsReich
Bildung & Wissen // Artikel vom 20.09.2010
Dass Innovation und Tradition kein Widerspruch sein müssen, zeigt das zum Regionaltag 2010 aufgelegte Buch von Sibylle Peine, die in der TechnologieRegion Karlsruhe der Mentalitätsgeschichte nachspürt.
In fünf Themenbereiche sortiert sie ihr 368 Seiten starkes Werk, beginnt bei „Freiheit, Demokratie, Emanzipation“ mit Revolutionären und Freidenkern wie Joß Fritz und Philipp Melanchthon, den Waldensern und dem Mingolsheimer Arzt Adam Hammer, der als erster den Herzinfarkt diagnostizierte; sie bricht die Revolution von 1848/49 aufs Umland herunter und stellt Frauen vor, die sich für Bildung und Selbstbestimmung stark machten. Im Kapitel „Erfindungen, Technik, Verkehr“ präsentieren sich Handwerke und Gewerbe, denen man einst im Schwarzwald oder am Rhein nachging, ebenso wie Verkehrspioniere – alte (Drais/Benz) und neue (Ludwig und sein „Karlsruher Modell“).
Reich ist die Region an Unternehmensgeschichten: Man denke etwa an die Herdfabrik Neff in Bretten, die Brüder Ullrich aus Annweiler als Erfinder des Zollstocks oder die Fischer’schen Uhu-Werke in Bühl. Das noch relativ junge KIT findet Erwähnung, schließlich lehrte Heinrich Hertz von 1885-89 an der Technischen Hochschule, die am 3. August 1984 den Eingang der ersten E-Mail im Lande zu verzeichnen hatte. „Lebensart, Kulinarisches“ umfasst neben der Bädertradition auch Gasthöfe und Hotels – allseits bekannte, etwa den Ettlinger Erbprinz, aber auch abgelegenere wie das Loewenthor zu Gondelsheim.
Dem mit Erlebnisrouten und Ausflugstouren angereicherten Kapitel „Der Rhein als Natur- und Lebensraum“ folgt noch das „Brauchtum“ und stellt die Pflichttermine „Peter-und-Paul“ und „Bühler Zwetschgenfest“ neben „Stafforter Holzschuhrennen“ und „Lautenbacher Gelübde-Prozession“. Zum Zwischendurchschlotzen gibt’s Badische Gutsele: Die Abteilungen trennen als einleitende Farbtupfer Mundartstücke von Else Gorenflo, Thomas Liebscher, Werner Puschner, Hermann Dischinger und freilich Harald Hurst.
Auch sonst ist die Zusammenstellung süffig zu lesen, weil die Historikerin Peine nicht akademisch schreibt. Und ihr Buch will kein allumfassendes Kompendium sein, sondern ist vielmehr ein ganz subjektiver Streifzug durch Baden und Südpfalz, der ein gutes Auge für Details und Anekdoten hat, sich dabei aber die Freiheit nimmt, auch einmal nicht hinzusehen. -pat
www.infoverlag.de
www.regionaltag2010.de
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