Ausblick: Badisches Staatstheater

Bühne & Klassik // Artikel vom 21.09.2017

Können Freiheit und Furcht nebeneinander existieren?

Gibt es eine Furcht vor der Freiheit? Sollte für uns gelten: Freiheit vor Furcht? Ein ungleiches Begriffspaar, das unsere gegenwärtigen Verhältnisse prägt, zieht sich durch die kommende Saison am Staatstheater. So verhandelt Falk Richters Schauspiel „Safe Places“ (ab 21.9.) die Idee eines Europas der Freiheit, während Lutz Hübner und Sarah Nemitz mit „Willkommen“ die unerwartete Furcht vor dem Fremden innerhalb liberaler Kreise aufkommen lassen (ab 13.1.2018).

Das 68er-Stück „Die Ehen unserer Eltern“ (ab 11.3.) und das Musical „Hair“ (ab 17.3.) erzählen von der Freiheit vergangener Jahre. Specials sind die Inszenierungen jenseits des Schauspielhauses: Lot Vekemans’ „Judas“ wird in evangelischen und katholischen Kirchen aufgeführt (ab 27.9.), „Bestätigung“ von Chris Thorpe im Ständehaus (ab 14.11.) und auf Anfrage auch anderswo. Mit Goethes „Faust“ ist ab dem 28.9. ein richtiger Klassiker dabei, hinzu kommt „Gestandenes“ von E.T.A. Hoffmann („Der goldne Topf“, ab 23.11.) und Tennessee Williams („Die Glasmenagerie“, ab 17.6.).

Die Opern-Sparte schickt zahlreiche HeldInnen auf den Weg von der Furcht zur Freiheit. Highlight ist die vollständige Aufführung des Neuen Karlsruher Rings, der mit Wagners „Götterdämmerung“ komplett (Premiere: So, 15.10.) im Frühjahr zweimal in vollem Umfang aufgeführt und mit der Operette „Die lustigen Nibelungen“ von Oscar Straus (ab 15.12.) flankiert wird.

Neben Opern von Verdi, Donizetti und Mozart steht Gounods „Roméo et Juliette“ (ab 11.2.) auf dem Plan – ein Stoff, den auch das Ballett aufgreift, wenn es Kenneth MacMillans Version der Shakespeare-Story zeigt (ab 18.11.). Auch Youri Vámos’ „Sommernachtstraum“ bezieht sich auf den englischen Dichter (ab 28.4.), während mit Germinal Casados „Carmina Burana“ der 2016 verstorbene ehemalige Ballettdirektor geehrt wird (ab 13.4.). In seine zehnte und letzte Saison als Generalmusikdirektor geht Justin Brown. Zum Abschied setzt er sich noch einmal selbst an den Flügel und spielt Mozarts Klavierkonzert Nr. 27 (15.+16.7.).

Zu den insgesamt 18 Sinfonie-, Sonder- und Kammerkonzerten mit Musik von Brahms bis Pärt kommen Jazz Nights, Tango-Programme, die „Nachtklänge“ für Neue Musik und zahlreiche Konzerte für Kinder und Jugendliche. Mit Tianwa Yang, Lucas Debargue oder Martin Grubinger sind auch einige Klassik-Stars zu Gast in Karlsruhe. Ein frisches Gesicht zeigt sich bereits jetzt mit Otto A. Thoß, dem neuen Leiter des Jungen Staatstheaters. Das geht u.a. mit dem „Schwalbenkönig“ auf Klassenzimmertour, erzählt die Story von Tom Sawyer und Huckleberry Finn (ab 5.11.), von Liebe im Krisengebiet („Zwei im Dunkeln“, ab 30.9.) und hat mit „Gold!“ seine erste Kinder-Oper entwickelt (ab 27.1.).

Die Volkstheater-Sparte setzt sich mit dem Künstlerduo Merbordt/Mohren mit der Mitgestaltung der Stadt durch ihre Bürger auseinander („Das Büro“ und „Das Publikum“, ab Herbst) und entwickelt ein Augmented-Reality-Theaterstück (Juni 2018). Dabei werden regelmäßig Menschen aus der Stadt auf die Bühne kommen – ohne Furcht vorm Rampenlicht? -fd

www.staatstheater.karlsruhe.de (Fotos: Felix Grünschloß)

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