Die 36. „Händel-Festspiele“ im Interview
Bühne & Klassik // Artikel vom 15.02.2013
Das INKA-Interview mit Bernd Feuchtner, Künstlerischer Leiter der „Händel-Festspiele“ seit 2011/12.
INKA: Herr Feuchtner, was ist das eigentlich für ein Bild auf der Titelseite der Händel-Festspiele-Broschüre?
Bernd Feuchtner: Das ist „Kunstkammer mit Venus bei der Toilette“ von Jan van Kessel und spielt auf das Händel-Oratorium „Der Sieg von Zeit und Wahrheit“ an, das wir in diesem Jahr aufführen. An dessen Anfang sitzt die Schönheit vor dem Spiegel und sagt: „Ach, was bin ich schön!“. Dann kommen das Vergnügen, die Zeit und die Wahrheit ins Spiel und am Ende besinnt sich die Schönheit auf innere Werte, geht ins Kloster und lebt ein tugendhaftes Leben. Dieses katholische Moralspiel hat Gerald Barry, ein moderner Komponist, mit „Der Sieg von Schönheit und Täuschung“ beantwortet, da geht die Sache anders aus. Das ist eine total witzige Kombination.
INKA: Was war Ihnen bei der Programmgestaltung 2013 wichtig?
Feuchtner: Die Grundidee, von der das ganze Programm ausgeht, war tatsächlich, Händel und Barry hintereinander aufzuführen. Daraus hat sich dann die Idee entwickelt, in zahlreichen Programmen – nicht allen – Musik von heute mit der Barockmusik zu konfrontieren. Zum Beispiel zitiert Avner Dorman ein Concerto Grosso Händels, und beide werden im Sinfoniekonzert gespielt.
INKA: Es gibt ja auch ein Jazzkonzert im Programm...
Feuchtner: Seit „Play Bach“ wissen wir, dass der barocke Drive und der Jazz, auch der Minimalismus, etwas Gemeinsames haben. Das 19. Jahrhundert war ja so eine Art Problemlösezeit: „Durch Nacht zum Licht!“, es musste immer irgendwo hingehen, eine Entwicklung geben. Im Barock hat’s das alles nicht gegeben, da war das alles im Kreis gedacht, etwa der Jahreszyklus. Und auch heute haben wir weniger den Eindruck, dass es wirklich Fortschritt gibt – es wird zwar laufend alles anders, aber es wird nicht besser.
INKA: Sprechen Sie von Musik oder allgemein?
Feuchtner: Allgemein! Wieso sollte die Musik da anders sein? Die Komponisten fallen ja nicht vom Himmel, sondern sind unter uns und teilen die gleiche Gefühls- und Gedankenwelt. Deswegen ist die Musik ein Spiegel der Gesellschaft und gleichzeitig ein Kommunikationsmittel. Wir gehen ins Theater, weil die Musik uns etwas erzählt!
INKA: Was macht Händels Qualität aus und welche Rolle spielt er 2013?
Feuchtner: Händel ist qualitativ die beste Grundlage, die es für ein Barockfestival geben kann. Das ist immer gute Musik! Man kann sie auch mit jedem normalen Orchester spielen. Händel hat eine sehr große Gefühlstiefe in seinen langsamen Arien und eine hohe Virtuosität in den schnellen. Er ist nie vergessen worden. Zusätzlich hat man so viel Musik aus der damaligen Zeit wiederentdeckt, dass es heute bei der Aufführung von Barockmusik unendliche Möglichkeiten gibt – und die Leute rennen hin, sie mögen diese Musik!
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