Die Theater-Premieren am Staatstheater
Bühne & Klassik // Artikel vom 27.08.2009
Der Pakt mit dem Teufel, die Sinnkrise als Antwort auf die Probleme unserer Zeit?
Eine gewisse Verbitterung darüber, dass die Welt so vor die Wand gefahren werde, nicht vom Schicksal, sondern vom Menschen selbst, lässt Schauspielchef Knut Weber im neuen Spielplan anklingen, doch nicht, um den Kopf in den Sand zu stecken, vielmehr spornt er sein Ensemble für die nächste Spielzeit wieder zu Höchstleistungen an. Inhaltlich schreckt hier niemand vor großen Themen zurück: Der Faust-Zyklus bildet das zentrale Spielzeitthema, Thomas Krupa wird beide Teile der Tragödie an einem Abend (20.3.2010) inszenieren.
Den Tod überlisten will auch „Der Brandner Kaspar“ von Kurt Wilhelm (5.6.2010), gewissermaßen das Satyrspiel auf Goethes Faust. Den Auftakt bildetet am 26.9. eine Neuausgrabung: Das wenig bekannte Stück „Lorenzaccio“ von Alfred Musset zeigt eine moralisch verkommene Gesellschaft, das Volk unfähig zur politischen Aktion. Und natürlich darf auch Jelinek nicht fehlen, schon ein Markenzeichen des Schauspiels.
Bereits zum fünften Mal ist in Karlsruhe eine Inszenierung der Österreicherin zu sehen. „Jelinek macht den Theaterleuten kaum Vorgaben, sie liefert spannende Textflächen quasi als Rohmasse“, meint Weber. Mit „Die Kontrakte des Kaufmanns“ hat die Literaturnobelpreisträgerin eine bittere Wirtschaftskomödie zu Papier gebracht, die Johannes Lepper, Intendant in Oberhausen, inszenieren wird (Premiere 28.11.09). Wer die elegische Musik von Tom Waits mag, kommt bei der „Woyzeck“-Fassung am 8.10., die Waits gemeinsam mit Robert Wilson erarbeitete, sicher auf seine Kosten.
Weniger um den Einzelnen, der wie Woyzeck zum Versuchskarnickel wird, als vielmehr um den Krieg vieler Erben als Kampf aller gegen alle geht es in Shakespeares „König Lear“ (23.1.2010). Im Auftrag des Staatstheaters schreibt Ulrich Hub ein Stück nach Fritz Langs legendärem Film Metropolis, das am 15.4.2010 uraufgeführt wird. Vom Tod eines Kindes handelt „Das letzte Feuer“, harter Stoff von Dea Loher, einer vielgepriesenen jungen Dramatikerin, das am 10.6.2010 Premiere haben wird.
Auch andere Spielstätten werden wieder genutzt: In der Insel sind u.a. „Faustus“ von Werner Fritsch sowie ein Tabori-Stück zu sehen. Vielversprechend klingt der Plan, ein bisschen duster vielleicht, aber das kann in Umbruchzeiten wie diesen, in denen wir uns betriebsblind von Krise zu Krise hangeln, auch mal so sein. Vielleicht hilft’s ja, endlich wieder klar zu sehen... -ub
WEITERE BÜHNE & KLASSIK-ARTIKEL
Die Dinner Party
Bühne & Klassik // Artikel vom 19.09.2025
Bei einem eleganten Abendessen in Paris treffen unter mysteriösen Umständen drei Männer und drei Frauen zusammen.
Weiterlesen … Die Dinner PartyDumm g’loffe & Suschi oder Currywurscht?
Bühne & Klassik // Artikel vom 13.09.2025
Seit 1982 wird in der Badisch Bühn bei rund 100 Vorstellungen pro Jahr niveauvolles Mundarttheater gespielt.
Weiterlesen … Dumm g’loffe & Suschi oder Currywurscht?Klosterkonzerte Maulbronn 2025
Bühne & Klassik // Artikel vom 04.09.2025
Mit dem Abschlusskonzert der Meisterkurse Klavier und Violoncello von Bernd Glemser und Patrick Demenga kehren die „Klosterkonzerte“ aus der Sommerpause zurück.
Weiterlesen … Klosterkonzerte Maulbronn 2025Via Mediaeval 2025
Bühne & Klassik // Artikel vom 31.08.2025
Die auf „Musik und Räume des Mittelalters“ fokussierte Konzertreihe blickt unterm Titel „In Memoriam“ zurück auf die über 25-jährige Geschichte des Festivals, das an sieben Abenden in originalen romanischen Mauern erklingt.
Weiterlesen … Via Mediaeval 2025Ettlinger Sagen: Nah am Wasser
Bühne & Klassik // Artikel vom 27.08.2025
Dass es sich beim Monster vom Horbachsee in Wirklichkeit um den Wassergeist Hugo Hagedorn handelt, weiß so gut wie niemand.
Weiterlesen … Ettlinger Sagen: Nah am WasserImprofestival Karlsruhe 2025
Bühne & Klassik // Artikel vom 25.08.2025
Deutschlands größtes englischsprachiges Improfestival wird über acht August-Tage hinweg in Karlsruhe ausgerichtet.
Weiterlesen … Improfestival Karlsruhe 2025Zauberhafte Aktenwelt
Bühne & Klassik // Artikel vom 09.08.2025
Das „Sommertheater“ der beiden Leiter des Theaters in der Orgelfabrik, Gabriele Michel und Franco Rosa, nimmt sich nach „Oblomow“ mit Georges Courtelines Roman „Messieurs les ronds-de-cuir“ aus dem Jahr 1893 eine bitterböse Satire über den Wahnsinn der Bürokratie zur Vorlage.
Weiterlesen … Zauberhafte AktenweltHerr Jan & seine Superbänd
Bühne & Klassik // Artikel vom 09.08.2025
Herr Jan, so nannten ihn die Kinder in seiner Zeit als Erlebnispädagoge, wurde wiederholt Jurysieger des „Deutschen Kinderliederpreises“.
Weiterlesen … Herr Jan & seine SuperbändTheatersommer Ötigheim 2025
Bühne & Klassik // Artikel vom 09.08.2025
Auf die Neuinszenierung von Ralph Benatzkys Erfolgsoperette „Im weißen Rössl“ fokussiert sich der „Theatersommer“ 2025 auf Deutschlands größter Freilichtbühne.
Weiterlesen … Theatersommer Ötigheim 2025
Kommentare
Einen Kommentar schreiben