Erik Rastetter zum Sandkorn-Neustart 2018
Bühne & Klassik // Artikel vom 15.10.2017
Das Sandkorn-Theater soll weiter bestehen und künftig weiter spielen.
Wenn auch vielleicht ein wenig anders als bisher. Möglich wird das durch eine neu gegründete „Das Sandkorn gUG“ (gemeinnützige Unternehmensgesellschaft) mit einem partnerschaftlichen Geschäftsführer-Duo – Günter Knappe für den wirtschaftlichen Betrieb, Erik Rastetter für die künstlerische Seite. Harald Schwiers sprach mit Erik Rastetter über die konzeptionellen Veränderungen, und da die beiden sich seit Jahrzehnten kennen, bleiben sie in der für Interviews sonst unüblichen Du-Form.
INKA: Seit dem 1.10. ist das Sandkorn geschlossen – wie und wann geht es weiter?
Erik Rastetter: Ursprünglich wollte ja die neue Gesellschaft bereits ab Anfang Oktober auf die reitenden Pferde aufspringen. Doch nach eingehender Analyse der wirtschaftlichen Situation, hat sich gezeigt, dass dieser Weg recht schnell in eine finanzielle Schieflage geführt hätte. Das kann niemand wollen. Aber der Neustart zum Jahreswechsel ist möglich, daran arbeiten wir mit Hochdruck.
INKA: Kannst Du Deine künstlerische Konzeption an ein paar Punkten erläutern?
Rastetter: Unter dem Stichwort „offenes Haus“ sehe ich drei zentrale Säulen. Erstens: Das Sandkorn als Kleinkunstzentrale; zweitens: zeitnahes, kritisches Theater, das dennoch einen Unterhaltungsanspruch erfüllt, und drittens: das Haus als Fortbildungsstätte im Bereich Theaterpraxis. Hinzu kommen Kooperationen mit Partnern aus der hiesigen Kulturszene. Wir wollen ja den Geist des alten Sandkorns fortleben lassen, und dazu gehört eine starke Wirkung in den sozialen Bereich hinein. Beispielsweise werden wir dem integrativen Projekt Die Spinner weiterhin eine Heimat sein. Und allgemeiner gesagt freue ich mich darauf, den Menschen ein packendes, unterhaltsames Theatererlebnis zu bescheren und trotzdem ein wenig ein Sandkorn im Getriebe unserer globalisierten und alles andere als gerechten Welt zu sein. Regional und darüber hinaus. Das alles wird in der kommenden Zeit in einen konkreten Spielplan gepackt.
INKA: Mit dem Kabarett zum Jahresende hat das Sandkorn immer ganz gut Kasse gemacht. Wird es ein neues Programm geben? Und mehr Gastspiele?
Rastetter: Mit Sicherheit! Kabarett in seiner ganzen Bandbreite sehe ich ganz klar als einen der Kernpunkte des Sandkorns. Da wir nun im neuen Jahr den Spielbetrieb starten, heißt dies aber nicht, dass die erste hauseigene Kabarett-Produktion erst im Winter 2018 herauskommt. Für Kabarett ist in turbulenten Zeiten wie diesen immer Konjunktur. Und: Es wird sowohl bei den eigenen Produktionen Gäste auf der Bühne geben als auch durch Gastspiele, die ich einplane. Gerade im regionalen Kleinkunstbereich gibt es ja eine unglaublich rührige Szene. Zwei Beispiele: Markus Kapp oder Sabine Murza. Das sind beispielhaft zwei Künstler, bei denen ich letztes Jahr Regie führte für Programme, die sie zurzeit so erfolgreich spielen.
INKA: Was kannst du zur Zukunft der Sandkorn-Mitarbeiter sagen?
Rastetter: Wir sind mit allen im Gespräch, das liegt mir persönlich auch sehr am Herzen. Die Insolvenz der alten Gesellschaft ist ein gravierender Einschnitt für alle. Da wir künftig – auch aus Kostengründen – kein fest angestelltes Ensemble mehr haben werden, ist da natürlich bei jedem eine ziemliche Dynamik ins Spiel gekommen. Wir als neue Gesellschaft wollen den Faden der Zusammenarbeit nicht abreißen lassen, das ist mir und meinen Mitstreitern sehr wichtig. Aber ein einfaches „weiter so“ kann es nicht geben.
INKA: Kunst braucht Kohle – wo soll das Geld für den Fortbestand herkommen?
Rastetter: Mir ist klar, dass Kultur machen immer auch ein finanzieller Kampf ist. Das hat nichts mit romantischen Bildern zu tun, sondern mit gesellschaftlichen Realitäten. Wir haben dankenswerterweise die Unterstützung der Stadt, dass die Neuausrichtung flankiert wird durch die Zuschüsse, die ursprünglich für das „alte“ Sandkorn eingeplant waren. Hätten wir die nicht, bräuchten wir gar nicht erst anfangen. Dass dies allein nicht reicht, ist auch klar. Darum gilt: Ein attraktiver Spielplan bringt über den Ticketverkauf ein solides Standbein; außerdem geht es heutzutage ohne Unterstützung aus der Privatwirtschaft sowieso nicht. Hier, wie in allen anderen Bereichen, geht das neue Sandkorn zuversichtlich seinen Weg.
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