Faust als Ökonom

Bühne & Klassik // Artikel vom 16.04.2010

So hat man ihn noch nicht gesehen, den Faust.

Ein gespaltener Mensch, gespielt von mehreren Darstellern, ein Ökonom, Kriegsherr und Taumelnder. Im Callcenter beginnt die Reise, die Bühne besteht aus vielen Schichten, ein Guckkasten, in den sich rechts wie links Elemente hereinschieben, die Parallelwelten suggerieren. Videoeinspielungen zeigen Gretchen, die berühmten Sätze kichernd erprobend, bevor ihr ein Stück Pappe in die Hand gedrückt wird, auf dem steht: Margarethe schwanger.

Thomas Krupa greift in seiner Inszenierung von Goethes Faust Teil eins und zwei die Elemente des Forschers, Ökonomen und Kolonisten heraus und kürzt die beiden Dramen zu einem dreistündigen Theaterabend. Die bekannten Verse werden en passant gesprochen oder exzentrisch deklamiert, ein Countertenor und Live-Klaviermusik übernehmen den emotionellen Part, der diesem modernen Faust fast völlig fehlt. Am Ende steht auf dem Vorhang in altdeutscher Schrift „Plus Ultra“. Rätselhaft, bildgewaltig und irritierend: Darüber lässt sich sicher trefflich streiten! -ub


Fr, 16.4., 19.30 Uhr, So, 25.4., 15 Uhr, Fr, 30.4., 19.30 Uhr, So, 2.5., 15 Uhr, Badisches Staatstheater, Karlsruhe, Schauspielhaus
www.staatstheater.karlsruhe.de

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