Live-Hörspiel: Robert Wilson – „Monsters Of Grace II“

Bühne & Klassik // Artikel vom 09.10.2013

Robert Wilson ist für vieles bekannt – für Bühnenbilder, Opern- und Theaterinszenierungen, Lichtinstallationen und Videokunst etwa.

Ein Hörspiel hat der erklärte Radio-Fan aber noch nicht gestaltet. Mit 72 Jahren ändert sich das nun: „Monsters Of Grace II“ wird bei den „ARD Hörspieltagen“ als Live-Hörspiel in einer Kooperation von SWR2 und hr2-kultur uraufgeführt. Dramaturgin Iris Drögekamp spricht über das Stück.

INKA: Was war Ihr persönlicher Bezug zu Robert Wilson vor der jetzigen Zusammenarbeit?
Iris Drögekamp: Meine erste Konfrontation mit Wilson war 1990 in Hamburg, wo ich „The Black Rider“ im Thalia-Theater gesehen habe. In einem weiteren Raum waren dort Wilsons Zeichnungen ausgestellt. Das war einfach fantastisch, seitdem verfolge ich seine Arbeit.

INKA: „Monsters Of Grace II“ wird als „Public Recording Session“ angekündigt. Was hat das zu bedeuten?
Drögekamp: Die Arbeit an dem Stück ist noch nicht abgeschlossen – die Live-Performance gehört mit zum Prozess. Als Grundlage dienen eine Auswahl an Texten sowie die Architektur des Stücks, die wir nun zu füllen beginnen. Wir arbeiten mit Schauspielern, Musikern und bereits zuvor aufgezeichneten Elementen. Es ist eine Eigenheit von Wilsons Arbeitsweise, immer zunächst eine detaillierte zeitliche Struktur einzurichten, die Aufbau und Anzahl der Akte vorgibt. Bei seinen jährlichen Künstler-Workshops in Watermill habe ich das in diesem Jahr selbst miterlebt.

INKA: Welche Rolle wird dem Bühnenbild in diesem Live-Hörspiel zufallen? Robert Wilson ist ja gerade für seine visuellen Inszenierungen bekannt.
Drögekamp: Da wird womöglich auf viel verzichtet – es kann bei diesem Stück nicht um die Stärke der Bilder gehen! Für Wilson sind Stimmen sehr wichtig: Er hatte bereits Texte von Gertrude Stein gelesen, aber erst als er Gertrude Stein in einer Aufnahme selbst lesen hörte, sind in ihm viele Dinge wach geworden. Es wird bei diesem Stück um den inneren Raum gehen, der sich beim Hören öffnet.

INKA: Was hat „Monsters Of Grace II“ zum Inhalt?
Drögekamp: Es geht hier nicht um eine Inhaltlichkeit, eine lineare Handlung gibt es nicht. Robert Wilson greift sich verschiedene Dinge und stellt sie nebeneinander. So wie in Watermill zum Beispiel eine antike Vase, ein Donald-Judd-Tisch und eine afrikanische Statue nebeneinanderstehen, treffen bei diesem Stück Texte unterschiedlichster Art, unter anderem von Goethe, Pound, Lukrez und Wittgenstein, aufeinander. Sie addieren sich dabei aber nicht, sondern durch die Kombination entsteht etwas Neues. Wilson nimmt aktuelle und historische Tonaufnahmen dieser Texte, fragmentiert, montiert und collagiert sie. Es geht nicht um die Interpretation der Texte, sondern vielmehr um deren Artikulation, das macht etwas ganz anderes. Dazu kommen die Ebenen Geräusch und Musik. Mit Adam Lenz’ Kompositionen für Klavier und der Geräuschmusik von Dom Bouffard treffen da auch sehr unterschiedliche Ansätze aufeinander. Robert Wilson gibt keine Interpretation für das Stück vor – die Interpretation ist Sache des Publikums.

Wilson: Sa, 9.11., 19 Uhr, ZKM-Medientheater, Karlsruhe

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