Ludwigsburger Schlossfestspiele 2022

Bühne & Klassik // Artikel vom 05.05.2022

Die „Ludwigsburger Schlossfestspiele“ gehen mit 80 Veranstaltungen und über 50 Produktionen in die dritte Spielzeit der Intendanz von Jochen Sandig.

Es ist damit die erste vollständige Saison seit der Corona-Pandemie. Sandig hat ein opulentes, teils mit absoluter Weltklasse aus Klassik und Tanz und Oper besetztes Festival kuratiert, das auch mit zahlreichen tollen kleineren Events gespickt ist. Wer Interesse hat, bestellt am besten das farbenüberbordend gestaltete Programmbuch.

Der Krieg in der Ukraine stellt auch den Kulturbetrieb in den Fokus politischer Diskussionen und Handlungen. Auch das kurzfristig geänderte Auftaktkonzert der „Schlossfestspiele“ am Do, 5.5., 20 Uhr, mit der ukrainischen Dirigentin Oksana Lyniv am Pult des Festspielorchesters zollt dem Tribut. Statt Tschaikowskys „Pathétique“ kommt nun die Sinfonie Nr. 5 cis-Moll von Mahler zur Aufführung, deren Trauermarsch zu Beginn sich zu einem erlösenden Finale entwickelt und das Ausrufezeichen dieses Konzertes für den Frieden bildet. Zuvor spielt der Pianist Iddo Bar-Shaï Mozarts Klavierkonzert Nr. 23 A-Dur.

Gleich am Fr, 6.5. folgt ein weiterer Höhepunkt: Hinter dem Titel „Faust Gabetta Bezuidenhout“ verstecken sich drei Superstars der Klassik, die mit dem Kammerorchester Basel u.a. Beethovens „Tripelkonzert“ intonieren. Die Künstlerresidenz des Mahler Chamber Orchestra beginnt mit dem VR-Projekt „Future Presence Mozart“ (Sa+So, 7.+8.5.) sowie dem Mozart Streich Quintett und Mozart Klarinetten Quintett (beide So, 8.5.). Die Künstlerresidenz setzt sich fort in Patricia Kopatchinskajas szenisch-musikalischem Abend „Les Adieux“ (Mi, 11.5.) mit u.a. Beethovens „Pastorale“, der seine Erstaufführung in Ludwigsburg erlebt. Am So, 15.5. führt René Jacobs Bachs h-Moll-Messe als weiteres Friedenskonzert mit dem Rias Kammerchor und der Akademie für Alte Musik Berlin auf.

Von Fr-So, 20.-22.5. gastiert dann die Berliner Companie Sasha Waltz & Guests mit Purcells Barockoper „Dido And Aeneas“. Die spektakuläre Choreografie der in Karlsruhe geborenen Tänzerin und Choreografin wurde schon weltweit gefeiert und bietet großes Kino für Augen und Ohren. Am Sa, 21.5. gastiert das weltberühmte Kronos Quartet aus New York im Festspiel-Zentrum vor der Kulisse des Residenzschlosses, tags drauf interpretiert der junge Pianist Filippo Gorini Bachs „Kunst der Fuge“ (So, 22.5.).

Das „Straßenmusikfestival“ beherrscht das Wochenende vom 3. bis 5.6.; mit dabei sind u.a. das Rothko String Quartet, das beim abendlichen Konzert am Sa, 4.6. Werke mit Naturbezug speziell von Komponistinnen spielt. Am Do+Fr, 9.+10.6. wird die Stuttgarter Liederhalle zum Wandelort für Sandigs Inszenierung von Brahms’ „Deutschem Requiem“, bei dem die Aufteilung zwischen Musikern (u.a. der Rundfunkchor Berlin) und Publikum aufgehoben wird. Ein weiteres Highlight verspricht der Abend mit Improvisationen des fantastischen Tänzers Edivaldo Ernesto (Foto links) zur Musik des Pianisten und Komponisten Hauschka (So, 12.6.). Ernesto gibt danach den dreitägigen „Depth Movement“-Workshop (Fr-So, 17.-19.6.). Eine deutsche Erstaufführung erlebt Pina Bauschs legendäre Choreografie „Das Frühlingsopfer“ in der Version des afrikanischen Ensembles École des Sables. Ergänzt wird diese Koproduktion der „Schlossfestspiele“ durch das neue Duett Common Ground(s) von Germaine Acogny und Malou Airaudo (17.-19.6.).

Nach der Tanzwoche geht’s in die MHP Arena, wo endlich das Konzert der Einstürzenden Neubauten (Di, 21.6.) mit Die Nerven als Vorband stattfinden kann. Pianist Jan Lisiecki ist mit Beethovens Klavierkonzerten Nr. 4 und 5 im Forum am Schlosspark zu Gast (Fr, 24.6.), das Ensemble Urban Strings präsentiert mit Cembalistin Elina Albach eine moderne Fassung von Bachs „Goldberg-Variationen“ (24.6.) und das Scala zeigt einen Film von Gerhard Richter und Corinna Belz mit einer Komposition von Rebecca Saunders, die der Trompeter Marco Blaauw live spielt (24.6.). Am Sa+So, 25.+26.6. gibt Blaauw in zwei unterschiedlichen Konzerten Einblick in sein groß angelegtes Trompeten-Forschungsprojekt „Global Breath Composers“. Das Ensemble Reflektor präsentiert am Fr, 1.7. die großartige, aber vergessene Komponistin Emilie Mayer und positioniert sie zwischen Purcell und Mendelssohn Bartholdy.

Die finale Festspielwoche beginnt dann mit Beethovens Missa Solemnis. Unter dem Dirigat von René Jacobs spielen das Freiburger Barockorchester und der Rias Kammerchor (Mi, 13.7.). Die Blockflöten-Koryphae Dorothee Oberlinger führt mit ihrem Ensemble L’arte del mondo durch die Geschichte des Instruments und seiner musikalischen Werke (Do, 14.7.). Schließlich gipfelt das Festival im lang erwarteten Open Air am Seeschloss Monrepos unter der Leitung der Dirigentin Alondra de la Parra mit dem Festspielorchester, dem Tenor Julian Prégardien und einem großen Feuerwerk (Sa, 16.7.). -rowa

5.5.-16.7., Kartentel.: 07141/93 96 36, Mo-Fr 10-15 Uhr
www.schlossfestspiele.de

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