Pfingstfestspiele Baden-Baden 2025

Bühne & Klassik // Artikel vom 31.05.2025

Antonio Pappano (Foto: EMI Classics)

100 Jahre Pierre Boulez!

Nach der Umwidmung des Festspielhaus-Vorplatzes in „Pierre-Boulez-Platz“ und dem Geburtstagsfest Ende März sind auch die „Pfingstfestspiele“ dem Gentleman und Revolutionär gewidmet. Gleichermaßen genial als Komponist wie als Dirigent, hat Boulez Zeit seines Lebens angeeckt und dadurch viel in Bewegung gebracht: Er dinierte mit Staatsoberhäuptern, dirigierte den „Jahrhundertring“ und den von Christoph Schlingensief inszenierten „Parsifal“ in Bayreuth und wurde in der Schweiz auch einmal in Untersuchungshaft gesteckt. Nun reisen das SWR Symphonieorchester, das London Symphony Orchestra und das von Boulez gegründete Ensemble Intercontemporain an, um den 2016 gestorbenen Ehrenbürger Baden-Badens zu feiern.

Auch die Künstlernamen sind von Feinsten: Da sind Pierre-Laurent Aimard, Weltklassepianist und formidabler Boulez-Spezialist, zahlreiche Dirigenten wie Antonio Pappano und François-Xavier Roth sowie Spezialensembles des SWR Orchesters, das die „Pfingstfestspiele“ traditionell musikalisch ausrichtet. Das Programm mischt Werke des Jubilars mit Klassikern der Musikgeschichte, die Boulez in seinem langen Leben oft genug selbst dirigierte: etwa Ravels spektakuläres „Klavierkonzert für die linke Hand“, seine im Klang schwelgende zweite „Daphnis et Chloé“-Suite, Berlioz’ hexenbevölkerte „Symphonie fantastique“ und Bruckners himmelsstürmende 9. Sinfonie – um nur die sinfonischen Riesentanker zu nennen.

Keine Boulez-Festspiele ohne Frank Zappa! Dem amerikanischen Exzentriker ist ein ganzer Abend gewidmet. Boulez’ eigenes Œuvre wird mit Zentralwerken erkundet: Bei den „Répons“ darf das Publikum zwischendurch seine Plätze wechseln, um die Klänge aus immer neuen Perspektiven zu entdecken. Selbstredend dürfen auch Boulez’ berühmteste Werke nicht fehlen, „Le Marteau sans maître“ und „Notations“ I-IV und VII, deren fehlende Teile V und VI in zwei Uraufführungen von den Komponisten Mark Andre und Enno Poppe nachgereicht werden. Dazwischen kann man sich auf den Weg machen zu Ausstellungen im Festspielhaus und Stadtmuseum. Denn auch das tat „Monsieur“ in Baden-Baden, fast jeden Tag und stets mit Vergnügen: im Spaziergang die Welt verändern. -rw

31.5.-9.6., Festspielhaus Baden-Baden; Foto-Ausstellung Simone Demandt – „Pierre Boulez. Projekt „Finding Pierre“, Stadtmuseum Baden-Baden: ab 30.5.

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