Schlaglichter//No.1: Schauspiel-Marathon
Bühne & Klassik // Artikel vom 29.06.2007
INKA-Interview mit dem Schauspieldirektor des Badischen Staatstheaters, Knut Weber
"Schlaglichter//No 1" ist der Titel eines Schauspiel-Marathons, in dem das Badische Staatstheater vier Erstaufführungen und zwei Uraufführungen durchpeitscht. Mal in der Insel, mal in der Stadtmitte, mal im Schauspielhaus oder an der Lieferrampe des Theaters in der Baumeisterstraße. Über den enormen Aufwand mit „Schlaglichter“ und das Konzept sprach Harald Schwiers mit Schauspieldirektor Knut Weber.
INKA: Auf was wirft „Schlaglichter“ das Licht?
Knut Weber: Auf zeitgenössische europäische und US-amerikanische Dramatik. Auf Themen und Probleme, die uns alle angehen, die aber sehr unterschiedlich dramatisch ausformuliert werden; auf die Folgen des 11. September, auf den Nah-Ost-Konflikt, auf die neue Armut. Auf liebende und scheiternde Menschen.
INKA: An welche Zielgruppe wendet sich der Theater-Marathon?
Weber: An alle wachen Geister.
INKA: Nach welchen Kriterien wurden die Stücke ausgewählt?
Weber: Die Texte müssen inhaltlich und handwerklich überzeugen, sie müssen für das Ensemble reizvolle Rollen zur Verfügung stellen und die Rollen müssen besetzbar sein. Die Stücke müssen Position beziehen und eine Reibungsfläche in der Auseinandersetzung mit ihnen bieten.
INKA: Sind das abendfüllende Stücke oder eher Einakter?
Weber: Nach dem Premierenmarathon werden in der kommenden Spielzeit alle Stücke einzeln in der Insel gespielt – es handelt sich also ausnahmslos um abendfüllende Stücke.
INKA: Ist die Auswahl einigermaßen repräsentativ für das, was die Autoren in Europa und den USA derzeit bewegt?
Weber: Die ästhetische und inhaltliche Spannbreite der Texte ist für zeitgenössische westliche Dramatik ausgesprochen repräsentativ. Wer alle Stücke gesehen hat, der hat einen guten Überblick über den Stand heutiger Dramatik in der westlichen Kultur.
Texte aus Osteuropa oder anderen Kulturkreisen haben wir bewusst nicht in die Auswahl genommen, das wird dann wohl „Schlaglichter Nr. 2“.
INKA: Vier Erstaufführungen, zwei Uraufführungen an drei Tagen – wie ist das überhaupt zu bewerkstelligen?
Weber: Ein derartiges Projekt am Ende einer anstrengenden Spielzeit ist selbstverständlich ein Wahnsinn. Aber es ist der einzige Zeitraum in der Spielzeit, wo das überhaupt geht, der Rest des Jahres ist durchdisponiert. Die Probenzeit für die Stücke ist denkbar knapp: Vier Wochen, mehr ist nicht. Das geht nur, wenn man lustvoll und mit Schmackes in die Arbeit einsteigt. Schauspieler und Regisseure müssen bereit sein, unter sehr unkonventionellen Bedingungen zu arbeiten – hochprofessionell, aber gleichzeitig mit der Bereitschaft und auch der Lust an der Improvisation.
INKA: Praktisch spielt das gesamte Ensemble mit – hat die Mannschaft dann noch Reserven für das Repertoire?
Weber: Das Repertoire ist die Pflicht, die „Schlaglichter“ sind die Kür.
INKA: Wie groß ist der Anteil der Improvisation an den Stücken?
Weber: Das kann man heute noch nicht sagen, das wird sehr unterschiedlich sein. Manche Texte erfordern eine sehr genaue und präzise Herangehensweise, anderen kann man sich etwas lockerer nähern. Grundsätzlich aber gilt: Es handelt sich um bislang nicht aufgeführte oder in Deutschland noch nicht aufgeführte Texte, wir haben also eine große Verantwortung gegenüber den Autorinnen und Autoren. Das nehmen wir sehr ernst.
INKA: Welches ist Ihr persönlicher Favorit unter den sechs Stücken?
Weber: „Crossing Jerusalem“, „Licht frei Haus“, „Das Wunderwerk“, „Mama, ich und Männer“, „Zweifel“ und „Die Geschichte von St. Magda“.
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