Schubertiade

Bühne & Klassik // Artikel vom 01.10.2007

"Eines abends, spät, in der Zukunft", schrieb Beckett in "Happy Days" – "In den Flüssen nördlich der Zukunft" ergänzte Paul Celan, genialer deutscher Dichter, der das Unfassbare in Worte zu fassen verstand, bevor er das definitiv Nicht-Fassbare nicht mehr ertrug.

Beide Zitate waren und sind philosophisch wie dramaturgisch (immer noch) wegweisend. Wolfgang Rihm, Karlsruher und Deutschlands bedeutendster Komponist der Gegenwart (dennoch als Prophet im eigenen Land eher gefürchtet und verkannt als erkannt) ist die Ettlinger "Schubertiade" des Motors (und Pianisten) Thomas Seyboldt gewidmet.

Das Celan-Zitat steht motivisch über zwei höchst interessanten musikalischen Tagen (2. und 3. Oktober) und Rihm wird an beiden Tagen anwesend sein. Übergreifendes Thema ist die enge Verbindung von Text und Musik, gemeinhin als "Lied" bezeichnet. Doch dahinter verbirgt sich erheblich mehr. Am Eröffnungsabend gibt es frühe Lieder auf Gedichte von Celan, Herbeck, Wölfli und Günderrode mit Ulrike Sonntag, Thomas E. Bauer und Richard Salter. Der Mittwoch ist in drei Konzertabschnitte geteilt. Die Interpreten sind ebenso prominent wie am Abend zuvor. Den Anfang machen Vertonungen von Rihm, Eisler, Joneleit und Britten von Hölderlin-Texten (Gesangssolisten: Hubert Mayer, Richard Salter und Hans Christoph Begemann), gefolgt von Heinrich-Heine-Vertonungen von Franz und Rihm mit Mareike Morr als Sängerin. Der Abschluss der "Liederwende 2007" ist Schiller und Goethe gewidmet (vertont von Zelter und Rihm). An allen drei Programm-Elementen ist neben den Vokalisten Barbara Stoll als Sprecherin beteiligt. Sie war lange am Badischen Staatstheater und ist die (erotisierende) Stimme von ARTE Deutschland. Eine geniale Sprecherin, aber nicht nur das. Neben den schon erwähnten Gesangssolisten sind Siegfried Mauser und Thomas Seyboldt als Pianisten beteiligt. Großartiges Konzept mit entsprechenden Interpreten – hoffentlich hört man die Propheten im eigenen Land… und hält durch (Detailinfos unter www.schubertiade.de) -hs

Di, 2.10., 19 Uhr: Frühe Lieder, Mi, 3.10., 15.30 Uhr, Friedrich Hölderlin; 17 Uhr, Heinrich Heine und 19.30 Uhr, Schiller und Goethe, Schloss Ettlingen, Asamsaal

Zurück

Einen Kommentar schreiben

Was ist die Summe aus 4 und 7?

WEITERE BÜHNE & KLASSIK-ARTIKEL