Siegfried
Bühne & Klassik // Artikel vom 25.06.2017
Zwerge, Götter, ein Drache, ein Ring.
Wagners „Siegfried“ mutet an wie „Der Herr der Ringe“. Thorleifur Örn Arnarsson findet: „Man muss das auch genießen können, sich in dieser mythischen Welt zu bewegen.“ Der Isländer inszeniert den dritten von vier Teilen des „Ring des Nibelungen“, den das Staatstheater saisonübergreifend komplett auf die Bühne bringt. Bei allem Klischee von wegen Mythen und Island: Die Bezüge hier liegen auf der Hand. Das Nibelungenlied findet sich in der mittelalterlichen isländischen „Edda“ wieder, inklusive Sigurd alias Siegfried, der bei Wagner den Drachen Fafner erlegt, um ihm den Ring zu entwenden.
Für Arnarsson ist „Siegfried“ hochaktuell: Die Menschen bringen die alten Götter zum Fallen. Siegfried entsagt der wotanischen Welt, mit der er aufwuchs, „aber er hat keine Ideologie!“, so der Regisseur. „Wir sind heute selbst an einem historischen Zeitpunkt, an dem das System, auf das wir uns so lange bezogen haben, mitsamt seinen Werten plötzlich in Frage gestellt wird. Es gibt ein großes ideologisches Vakuum, wir haben keine Utopien – daraus resultiert Angst.“
Selbst in der Wahl seines künstlerischen Teams spiegelt sich dieser Konflikt wieder: „Bühnenbildner Vytautas Narbutas kommt aus Litauen. Er hat seine Kunst in einer Welt erlernt, die jetzt vergangen ist – der Sowjetunion. Die junge Kostümbildnerin und Videokünstlerin Sunneva Weisshappel steht daneben für eine neue Generation, die so tut, als könne sie alles.“ Zwischen schweren Themen und verspielten Welten changiert er, der Siegfried 2017. -fd
So, 25.6.+2.7., 16 Uhr, Badisches Staatstheater, Großes Haus, Karlsruhe
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