Sonntag ist Hörspiel-Familientag
Bühne & Klassik // Artikel vom 03.11.2009
Endlich wieder den ganzen Tag ganz Ohr!
Inzwischen pilgern die Familien nachgerade an diesem Sonntag ins ZKM, denn hier wird für alle Altersgruppen was geboten. Um 11 Uhr geht es mit Clown Geraldino los, der eine Stunde später im Doppelpack mit Schorsch sein Unwesen treiben wird und für Lacher sorgt. Ab 11.30 Uhr können sich schon die Vierjährigen an „Henriette Bimmelbahn“ erfreuen, dem Klassiker als Hörbuch: schön, poetisch, ruhig und liebevoll gemacht. Gleichzeitig spielen drei Darsteller vom Bayerischen Staatsschauspiel den Münchhausen nach. Bekannt sein dürfte auch das Abenteuer von Peter Pan, während die „Räuber von Kardemomme“ ihr Unwesen bislang noch abseits der Bestseller treiben.
Wer mal eine Pause braucht von all den spannenden und lustigen Hörstücken, die unterschiedliche Altersstufen ansprechen, darf es sich in der Ruhezone auf Teppichen oder Kissen bequem machen. Wer selbst kreativ werden möchte, kann jederzeit beim offenen Workshop „Lichtbilder“ einsteigen. Mitmachen heißt es auch bei der SWR2-Spielraum-Tour und den Mal-/Chorworkshops (für letztere ist eine Anmeldung erforderlich). Am Nachmittag (15.15 Uhr) werden die Kinderhörspielpreise vergeben. Doch keine Angst: Hier stehen nicht etwa langweilige Preisreden auf dem Programm, vielmehr mischen die Clowns auch diesen Programmpunkt ordentlich auf und sorgen für Heiterkeit, bevor Kulturamtsleiterin Dr. Susanne Asche die Preise vergibt. Das Gewinnerstück ist anschließend zu hören.
Im Mittelpunkt des Familientages steht das Live-Musikhörspiel. Es stammt aus der Feder von Fritz Mühlenweg und ist gewissermaßen eine Wiederentdeckung. Der 768 Seiten starke Abenteuerroman „In geheimer Mission durch die Wüste Gobi“ feierte in den 50er Jahren Erfolge. 1993 wurde die Geschichte um den chinesischen Jungen „Großer-Tiger“ und dessen deutschen Freund „Kompass-Berg“ im Libelle Verlag in der ungekürzten Urfassung neu aufgelegt. Da klingt schon ein bisschen Karl May, Abenteuer und fremde Welt mit, aber auch fernöstliche Weisheit und Gelassenheit. Regisseur Eberhard Klasse machte aus dem Buch ein 55-minütiges Live-Musikhörspiel, das am Kinderhörspieltag (So, 8.11., 14.05 Uhr) aus dem Lichthof 4 der Hochschule für Gestaltung direkt übertragen wird. Die musikalische Leitung teilen sich Klaus Burger und Matthias Schneider-Hollek. INKA sprach mit der Dramaturgin Uta-Maria Heim (SWR), die das Projekt mit vielen Co-Partnern aus der ARD künstlerisch betreut.
INKA: Eberhard Klasse inszenierte sein Lieblingsjugendbuch im vergangenen Jahr als dreiteiliges Hörspiel. Beziehen Sie sich mit dem Live-Musikhörspiel direkt auf diese Produktion oder gibt es Änderungen – Kürzungen, nehme ich an? Und: Gibt es Überraschungen bei dieser Produktion?
Uta-Maria Heim: Wir haben eine neue Live-Musikfassung entwickelt, die stark gekürzt werden musste. Sie konzentriert sich auf die zentralen Konflikte und Wendungen des Buches. Sämtliche Rollen wurden verknappt und neu besetzt. Wir gehen nun mit Ernst Konarek als Erzähler, Laura Maire als Großer-Tiger und Winnie Böwe als Christian auf die Bühne. Das ist eine großartige Mischung. Die beiden pubertierenden Jungs mit „Hosenrollen“, also mit jungen SchauspielerInnen, zu besetzen, finde ich sehr witzig.
INKA: Was fasziniert Sie persönlich an diesem Abenteuerroman, in dem zwei junge Helden in Kriegswirren geraten und entführt werden? Und: Wie modern ist die Story?
Heim: Für mich ist das eine klassische Entwicklungsgeschichte, die Kriegswirren stehen für das Chaos des Erwachsenwerdens und die damit verbundenen Aufgaben. Man muss das bildlich sehen. So betrachtet ist die Story zeitlos, aber eben eher im östlichen Denken verhaftet.
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