Tanz als Therapie

Bühne & Klassik // Artikel vom 28.04.2009

Was haben ein schwuler Tanzlehrer und eine verknöcherte alte Lady gemeinsam?

Nicht viel und doch: die beiden verbindet auf Anhieb eine Art Hassliebe. Aus Einsamkeit, Eitelkeit und Sturheit erwächst eine wunderbare Freundschaft. Das Stück „Sechs Tanzstunden in sechs Wochen“ von Richard Alfieri ist eine Komödie mit Biss und Tiefsinn, die sanft zwischen derben Wortgefechten und melancholischen Zwischentönen schaukelt.

Heidi Vogel-Reinsch spielt im Karlsruher Kammertheater mit ebenso viel Verve wie Charme die alternde Lily, die sich einen Tanzlehrer ins Haus bestellt. Mit dieser Rolle feiert Vogel-Reinsch gleichzeitig ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum und zeigt, was sie kann: große Gefühle beherrscht sie so gut wie die kleinen Gesten.

Wer meint, ihr Partner habe es in diesem Zweipersonen-Stück besonders schwer, irrt: Michael Marwitz ist nicht nur ebenbürtig, in manch einer Szene macht er der Dame beinah Konkurrenz. Marwitz mimt den hitzköpfigen Tanzlehrer so spielfreudig, dass man gespannt auf jede neue Tanzstunde wartet.

Ob Tango, Walzer oder Twist, das Paar meistert in wechselndem Outfit temporeich alle Schrittfolgen. Im kühlen Apartment kippt Gert Beckers flotte Inszenierung am Ende zwar in Schwermut, doch insgesamt überzeugen darstellerische Leistung, Flair und Tiefgang: sehenswert!

Weitere Vorstellungen: bis 17.5. (je Mi-Sa um 19.30 und So um 18 Uhr). Weiter im Programm gehts dann mit der öffentlichen Generalprobe der Ray Cooney-Komödie "Funny Money" am Mittwoch, 20.5. 19.30 und der Premiere am Do, 21.5., 19.30. -ub

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