Tempel-Tanzfestival: Traut und Holder im INKA-Interview
Bühne & Klassik // Artikel vom 29.10.2012
Das Kuratoren- und Organisationsteam des „Internationalen Tanzfestivals“, Hans Traut (Tanztribüne) und Martin Holder (Kulturverein Tempel), befragte INKA-Redakteur Patrick Wurster.
INKA: Seit 1995 ist die Tanztribüne im Kulturzentrum Tempel ansässig; zwei Jahre später wurde das „Internationale Tanzfestival“ gegründet. Was war seinerzeit die Intention, eine solche Veranstaltung in Karlsruhe zu etablieren und wie erklärt ihr euch die bewegte Erfolgsgeschichte im Rückblick?
Hans Traut: Die Tanztribüne feiert dieses Jahr 30-jähriges Bestehen. Schon in den 13 Jahren vor unserem Umzug in den Tempel hatten wir einen regen Austausch mit Tänzern aus aller Welt, die teils auch in unseren damaligen Tanzaufführungen mitwirkten. Nach dem Umzug 1995 ergaben sich durch das Scenario als Theaterhalle plötzlich völlig neue Möglichkeiten, Tanz in Karlsruhe zu zeigen. Geplant war ein Wochenende oder vielleicht eine Woche des Tanzes. Durch eine erste Ausschreibung in der Fachzeitschrift „Ballett International“ meldeten sich gleich unzählige Tanzgruppen – die Resonanz war erstaunlich. Das gab uns die Zuversicht, so ein Ereignis zu wagen und dem Tanz abseits der subventionierten und etablierten Theater die Chance zu geben, in die Herzen der Region und Karlsruhes zu gelangen. Im Rückblick beruht die Erfolgsgeschichte des Festivals auf zwei wesentlichen Eckpfeilern: erstens das große Vorbild Pina Bausch, die uns den Mut gegeben hat, immer wieder neue Wege im Tanz zu wagen, und zweitens das Zusammenwirken von Menschen, die sehr persönlich daran teilnehmen. Egal in welchem Zeitalter wir gefühlsmäßig gerade stecken, Barock oder Internetgesellschaft, es sind doch immer die Menschen, die mit Leidenschaft solch eine Geschichte am Leben erhalten.
Martin Holder: Für den großen Erfolg des Festivals war es auch mitentscheidend, dass wir das Tanzfestival von einer Biennale in eine jährliche Veranstaltung entwickelten.
INKA: Mit dem ZKM und der Kinemathek sind 2010 zwei weitere Spielorte hinzugekommen, jetzt gibt es mit dem Tollhaus sogar eine vierte Spielstätte. Inwiefern hat es sich bewährt, das Festival auch außerhalb der Scenario-Halle zu verankern und wie kam es zur neuen Kooperation?
Holder: Die Kooperationen mit ZKM und Kinemathek haben sich als Volltreffer erwiesen. Uns ist es dabei wichtig, neue Akzente zu setzen, außergewöhnliche Leistungen und kreative Darstellungen zu zeigen. Manche Tanzproduktionen, die wir gerne zeigen wollten, sind in der Scenario-Halle einfach nicht zu realisieren. Zudem wollten wir die Thematik „Neue Medien und Tanz“ stärker fokussieren. Da war es naheliegend, beim ZKM anzuklopfen, das dafür mit dem Medientheater einen optimalen Veranstaltungsraum besitzt. Die Idee dazu hatte ja seinerzeit INKA-Herausgeber Roger Waltz. Die Kooperation mit dem Tollhaus lag natürlich irgendwann in der Luft, denn mit so einem großen Saal und großer Bühne kann man die ganz großen Tanzproduktionen nach Karlsruhe holen. Wir wollten letztes Jahr schon was zusammen machen und dieses Jahr hat es dann geklappt mit der Helsinki Dance Company.
INKA: Das ZKM Medientheater ist ja diesmal Bühne für gleich drei deutIsche Erstaufführungen: „Re-Mapping The Body“, „Octet“ und „Living Room“. Die Schweizer Compagnie Linga, das slowenische Ensemble En-Knap oder doch die Recoil Performance Group aus Dänemark – auf welche Tänzer freuen sich die Organisatoren besonders?
Holder: Sicherlich auf die Compagnie Linga! Sie waren letztes Jahr bei uns in der Scenario-Halle eines der tänzerischen Highlights mit der Produktion „No Thing“. Es ist toll, sie dieses Jahr mit ihrer neuen Produktion präsentieren zu können, die optimal ins ZKM passt. Wir freuen uns aber natürlich auch ebenso auf die vielen anderen Tänzer und Kompanien des Festivals und sind schon sehr gespannt!
7.-27.11., Kulturzentrum Tempel/ZKM/Tollhaus/Kinemathek, Karlsruhe – präsentiert von INKA
www.kulturzentrum-tempel.de
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