Theater „Die Spur“ beendet Spielzeit

Bühne & Klassik // Artikel vom 08.06.2020

Corona-bedingt ist das Theater „Die Spur“ gezwungen, seine 59. Spielzeit sofort zu beenden.

Als Gastspielbühne ohne feste Spielstätte ist es der Bühne nicht möglich, die im Frühjahr ausgefallenen Vorstellungen in den nächsten Wochen nachzuholen, weil die Gastspielorte derzeit nicht in der Lage sind, die Anforderungen der Verordnung des Sozialministeriums vom 29.5. auf absehbare Zeit zu erfüllen, denn sie sind für Veranstaltungen bis auf Weiteres noch geschlossen.

„Die Spur“ konnte in diesem Jahr lediglich eine Aufführung kurz vor dem Veranstaltungsverbot infolge der Corona-Pandemie durchführen, die von fünf Zuschauern besucht wurde; alle weiteren geplanten Vorstellungen mussten ausfallen. Dadurch ist die finanzielle Situation der Kleinbühne enorm angespannt. Es wurden vom Vermieter des Requisitenlagers die Mietgebühren zwar gestundet, diese müssen aber im Spätherbst dieses Jahres beglichen werden.

Erschwerend zur derzeitigen Lage des Theaters kommt hinzu, dass nach der aktuellen Verordnung der Landesregierung auch der unterbrochene Probenbetrieb für die zum Beginn der 60. Spielzeit im Herbst geplante Inszenierung von Peter M. Wolkos Collagenstück „Das verführerische Kaleidoskop der Gefühle“ mit Monologen und Dialogen aus Szenen von Werken Shakespeares („Hamlet“ und „Julius Cäsar“), Goethes („Faust“) und Lessings (Nathan der Weise) sowie Musik von Julian Heinzel nicht wieder aktuell aufgenommen werden kann. Denn die zahlreichen Bedingungen und Voraussetzungen dafür können von der „Spur“ nicht erfüllt werden: So ist z.B. neben vielen anderen Bedingungen hinsichtlich  der Größe des Probenraums vorgeschrieben, dass jedem Schauspieler eine „Fläche von 10 bis 40 Quadratmetern zur Verfügung stehen soll, in die niemand anderes eintritt, d.h. näher als 1,5 Meter kommt.“

Die Bühne hat daher den Wiederbeginn des Probenbetriebes  für die geplante Produktion auf September verschoben. Bis dahin wären nur konzeptionelle und Textproben sowie statische Szenen von Einzeldarstellern mit Mund-Nasen-Schutz und unter Beachtung des strengen Hygienekonzepts möglich. Erschwerend kommt für „Die Spur“ hinzu, dass 75 Prozent der Mitwirkenden des Stückes zur Risikogruppe gehören und eine besonders strenge Befolgung der staatlich verordneten Probenregelungen erforderlich machen. Die Premiere des Collagen-Stücks wurde vom Theater daher auf Anfang März nächsten Jahres verschoben.

Die Bühne plant ihre 60. Spielzeit Ende Oktober mit der Premiere der aufgeschobenen Wiederaufnahme der erfolgreichen Uraufführungsproduktion von Wolkos literarisch-musikalischer Collage „Ohne Katia ging nichts im Hause von Thomas Mann“ im Ökumenischen Gemeindezentrum Oberreut zu beginnen. -ps

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