Wer mit wem? - Die Wahrheit: Interview mit Natalia Avelon
Bühne & Klassik // Artikel vom 13.01.2016
Seit einem halben Jahr schläft Michael mit Alice, beide glücklich verheiratet - dummerweise nicht miteinander.
Um eine Ausrede, ihre Liaison zu verschweigen, ist er nie verlegen. Doch von Sex am Nachmittag in der Mittagspause im Hotel hat Alice längst die Nase voll. Außerdem plagt sie das schlechte Gewissen gegenüber ihrem Mann und Michaels Frau. Sie droht mit dem Ende der Beziehung. Michael verstrickt sich derweil immer mehr in einem Lügengeflecht und irgendwann endet der notorische Schwindler selbst in der Rolle des von allen Seiten getäuschten Opfers...
Was wie eine Boulevardkomödie beginnt, wird im Stück von Florian Zeller, dem Shootingstars unter den französischen Dramatikern, zu einem raffinierten Wechselspiel über Wahrheit und Lüge. Das Publikum erwartet eine sprachlich funkelnde, pointenreiche Komödie mit Karsten Speck und Wahl-Karlsruherin Natalia Avelon in den Hauptrollen.
Interview mit Natalia Avelon
???: Sie sind in Polen geboren, haben die ersten Jahre ihres Lebens dort verbracht. Wie war es dann, im Alter von neun Jahren nach Deutschland zu kommen?
Natalia Avelon: Es war sehr aufregend. Unser Leben wurde komplett auf den Kopf gestellt. In der Fremde ein neues Zuhause zu finden ist oft eine große Herausforderung. Ich hatte jedoch Glück, habe schnell neue Freunde gefunden und mich sehr gut integriert - trotz Sprachbarriere. Die Zeit hat mich unbewusst auf jeden Fall sehr geprägt.
???: Was reizt Sie an der Produktion und wie kam es dazu, dass Sie die Rolle angenommen haben?
Avelon: Meine liebe Kollegin Dorkas Kiefer hat mich mit dem Regisseur René Heinersdorff bekannt gemacht. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden und festgestellt, dass wir unbedingt miteinander arbeiten sollten. Das Angebot, nach so vielen Jahren wieder in meiner alten Heimat auf der Bühne zu stehen, konnte ich nicht ausschlagen. Immerhin stand ich im Jakobustheater zum ersten Mal im Leben auf einer Theaterbühne und habe festgestellt, dass ich nichts anderes mehr machen wollte außer Schauspielen.
???: Haben Sie bereits mit René Heinersdorff oder Karsten Speck zusammengearbeitet?
Avelon: Wir sind uns vorher noch nie begegnet, verstehen uns aber alle blendend! Vor allem beim Arbeiten. Die Proben machen unglaublich viel Spaß.
???: Stehen Sie lieber auf der Bühne oder vor der Kamera? Welche Rollen sind Ihnen in beiden Medien besonders in Erinnerung geblieben?
Avelon: Die Arbeit auf der Bühne und die vor der Kamera sind nicht miteinander zu vergleichen. Der direkte Kontakt mit dem Publikum, dessen Reaktionen und das Adrenalin, das man kurz vor einem Bühnenauftritt spürt, sind magisch! Ein Moment im Theater ist einmalig, ein Moment vor der Kamera wird für immer festgehalten und kann zudem immer wieder wiederholt werden. An einem Theater zu spielen ist etwas riskanter und damit ein Stück mehr Herausforderung.
???: Sie spielen in der Komödie von Florian Zeller die Rolle der Geliebten Alice. Was denken Sie hält Alice an Michaels Seite? Liebt Sie Michael?
Avelon: Ich glaube, Alice war in Michael eher verliebt. Wahrscheinlich ist in ihrer Ehe mit Paul etwas verlorengegangen, das sie mit Michael wieder entdecken wollte. Stattdessen hat sie durch Michael wieder ihre Liebe zu Paul entdeckt.
???: Alice sagt „Ich habe genug davon, in der Lüge zu leben, in der Art zu leben. Und ich frage mich, ob ich ihm nicht die Wahrheit sagen soll … Wäre nicht alles viel einfacher, wenn die ganze Welt sich die Wahrheit sagen würde?!“ Was denken Sie?
Avelon: Mit der Wahrheit sollte man sehr vorsichtig umgehen. Es kommt immer auf ihren Inhalt und ihre Relevanz an, Manchmal öffnet sie Türen und löst Knoten, manchmal aber verletzt sie so sehr, dass sie gewisse Emotionen tötet oder Vertrauen zerstört, das nie wieder aufgebaut werden kann. Die Wahrheit und ihre Konsequenzen sind ein sehr komplexes Thema.
???: Wann beginnt man eigentlich zu betrügen? Sobald man es tut? Sobald man nur an Betrug denkt oder erst wenn es der Betrogene herausfindet?
Avelon: Das muss tatsächlich jeder für sich selbst definieren. Da kenne ich keine pauschale Antwort darauf.
???: Ist Lügen wirklich so unmoralisch? Laut Statistik lügen wir ja rund 200 Mal am Tag.
Avelon: Lügen zerstören, wenn sie ans Licht kommen das Vertrauen. Und Vertrauen ist für mich ein Synonym für Zuhause. Ein kaputtes Zuhause ist kaum wieder zu kitten. Wenn man mit einem Menschen eine Beziehung eingeht, ob privat oder beruflich, geht man, finde ich, einen gewissen Pakt ein, dessen Konsequenzen man sich erst einmal bewusst werden sollte.
???: Was bedeutet Treue für Sie?
Avelon: Treue klingt für mich als Wort sehr edel und erhaben, zeitgleich etwas einengend. Loyalität finde ich für zwischenmenschliche Beziehungen passender.
Premiere: Mi, 13.1., 14.1.-14.2., Kammertheater, K2, Karlsruhe
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