„Zeitgenuss“ 2025 – „Bring Your Own Reality“
Bühne & Klassik // Artikel vom 22.10.2025
Die junge Pianistin und Kuratorin Marlene Heiß hat das Festival bei ihrer ersten Künstlerischen Leitung 2025 vom Kopf auf die Beine gestellt.
Vom eher rein akademischen Circuit geht’s rein in die Stadt – eine tolle, ziemlich spektakuläre Neuausrichtung „auf der Basis einer stark modulierten und ausgeweiteten inhaltlichen Konzeption“. Die Performances finden im öffentlichen Raum und über die Stadt verteilt statt: im Tollhaus, dem ZKM, der Orangerie der Kunsthalle, der HfM, der Ev. Stadtkirche sowie der Innenstadt und der Fußgängerzone. Ein Highlight ist das transparente Kuppelzelt auf dem Marktplatz. Es bietet Platz für einen Musiker und einen Zuhörer und wird tägl. um 12 Uhr für eine Stunde mit fünf Eins-zu-eins-Konzerten bespielt. Um 13 Uhr gibt’s zudem spontane Fünf-Minuten-Konzerte für Laufpublikum in der Innenstadt. Ausführende sind vom 22. bis 26.10. Ivan Andrijević (Klarinette), Judith Fliedl (Geige), Clara Giner Franco (Flöte), Johann Caspar Wedell (Cello) und das Perkussionsduo Mujō mit Hirono Tago und Seijiro Nagai.
Der Mi, 22.10. startet um 18 Uhr im Tollhaus mit der Installation „Substance“ von Chiharu Koda in Koop mit dem Studio Fluffy (Medieninstallation) und Livecodings; um 19 Uhr folgt die Performance „I Am From Nowhere“: Heisam Abbas vom Staatstheater liest aus Négar Djavadis „Desorientale“, einer Erzählung über Heimat und Exil. Das Musikprogramm entstand auf Initiative der Bratschistin Muriel Razavi, die zum Thema Re-Orientalismus forscht. Es beinhaltet u.a. die Uraufführung von „The Awakening Goddess“ von Judit Varga.
Am Do, 23.10. folgt ab 18 Uhr eine Paneldiskussion „Hybrid Processes“ an der HfM, gefolgt ab 20 Uhr vom Liederzyklus „The Day Fanny Mendelssohn Died“ – Hausmusik der anderen Art. Das Werk von Belenish Moreno-Gil und Óscar Escudero bringen das Duo Lab 51 Johanna Vargas (Stimme) sowie Magdalena Cerezo Falces (Keys/Klavier) auf die Bühne. „Sonic City“ ist dann der Fr, 24.10. überschrieben und steht im Zeichen von Pop-up-Konzerten in der Kunsthalle @ ZKM. Ab 14.30 Uhr heißt es hier bei freiem Eintritt „Watch Your Phone“: Bei der Klang- und Videoperformance von Hendrik Vogel und Kilian Kretschmer ist das Publikum aktiv eingebunden, weil Smartphones als dezentrale Lautsprecher fungieren. Ab 15.30 Uhr vereint das Improensemble Unfinished Business Free-Jazz, Neue Musik und Minimal.
Ab 20 Uhr folgt in der Orangerie der Kunsthalle eine Tanzperformance mit Livemusik, die den Begriff „Zeitgenuss“ auf eine Meta-Ebene hebt. „Ausgehend von der Annahme, dass Schmerzen, Leid und Schuld über Generationen eingeschrieben und weitergegeben werde…“ beginnt der Pressetext. Harter Tobak, geht es um das ewige Tabuthema Enterbung? Nein, in „Wunden“ des Jungchoreografen Ben Rentz wird der Bosnien-Krieg verhandelt mit Balkansounds. Auch ein Rihm-Stück ist darunter (Previews: 17./ 18./19.10., 20 Uhr).
„Sonic City“ dann auch am Sa, 25.10. mit einer ganzen Konzertserie quer über die Stadt verteilt! Los geht’s ab 12.30 Uhr im Regierungspräsidium mit „Raum für Notizen“ von Herbie Erb, Ex-INKA-Grafiker Thomas Mettendorf und Marcel Vangermain: Ab 13 Uhr, Platz der Grundrechte am ZKM, spielt ein Quartett um Rosanna Zacharias und Christian Steuber. Gleich 13.30 Uhr rüber zum Friedrichsplatz zur Vocalperformance von Luise Peschko. Enna Erben, ihr 70-jähriges Alter Ego, lotet mit schalkhaftem Wesen zwischen Post-Punk, Elektropop und Rap die Grenzen von Scham und Befreiung aus. Ab 14 Uhr laden dann HfM-Studenten vor der Ev. Stadtkirche zu einer Performance an der Grenze von Minimalismus, Groove und Spektralklängen. Um 14.30 Uhr folgt in der Ev. Stadtkirche ein Chorkonzert mit dem Coro Piccolo und Fokus auf Stücke von Rihm (Ltg.: Christian-Markus Raiser).
Ab 18 Uhr geht’s im ZKM-Kubus weiter: „2 Better Me“ ist eine Schlagzeugperformance mit Video-Installation, ab 20.30 Uhr folgen Uraufführungen der Reihe „Turns“ des Hertzlabs. Neben Stücken von u.a. Carola Bauckholt, Gabriella Smith oder Morton Feldmann erklingen Uraufführungen von HfM-Studenten. Zu erleben sind Judith Fliedl (Geige), Helēna Sorokina (Gesang), Tamara Kurkiewicz (Perkussion) und „Zeitgenuss“-Kuratorin Marlene Heiß (Klavier). Zwei Familienkonzerte (ab sechs Jahren) um 13 und 15 Uhr eröffnen in der HfM den So, 26.10.: In „Speaking Drums“ (Musik: Péter Eötvös, Texte: Sándor Weöres) bringt eine Schlagzeugerin ihren Instrumenten das Sprechen bei, bis die Trommeln selbst zu plaudern beginnen! Eine Sprache, die keiner versteht, bei der aber alle mitplappern – immer im Rhythmus. Das Allerbeste: Solistin ist die fantastische Klangwerkerin Leonie Klein.
Die HfM ist auch Schauplatz des Abschlusskonzerts des Festivals am So, 26.10.: Ab 18 Uhr heißt es „Metamorphosis“ – im Zentrum des Konzerts stehen neben Kompositionen von Olga Neuwirth, Gérard Pesson, Nahui Kim (UA), Johannes Schöllhorn, Artemi-Maria Gioti, Jennifer Walshe und Wolfgang Rihm Benjamin Brittens „Six Metamorphoses After Ovid“. Es spielt das Ensemble Neue Musik, unterstützt von zahlreichen Solisten. -rw
Mi-So, 22.-26.10., Stadtraum Karlsruhe
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