50 Jahre Topsy Turvy
Clubkultur // Artikel vom 22.11.2019
Die Künstler-Disco feiert Galageburtstag.
Mit seinem Science-Fiction-artigen U-Boot-Look verkörpert das Gesamtkunstwerk Topsy Turvy wie kein anderer Karlsruher Club das stylische Nightlife. 1969 gestaltet David D. Lauer die Hirschstraßen-Räume von einer Wäscherei zum Tanzschuppen um. Der 2014 gestorbene Bildhauer und Innenarchitekt designte auch Karlsruhes erste Disco, die Tangente in der Adlerstraße von Karl Peter „Charlie“ Mueller, Gründer der hiesigen Szenetreffs Ubu und Krokodil, dessen Jugendstil-Bau inzwischen vom Enchilada eingenommen ist. Gekrönt wird Lauers Arbeit durch Peter Burgers bis heute im Originalzustand erhaltene aufwendige Deckenbemalung. Folglich darf der von Pepo March eröffnete dienstälteste Club Süddeutschlands 50. Jubiläum feiern – was in diesen schnelllebigen Zeiten nicht nur im Vergleich mit den vielfach unter Publikumsschwund leidenden anderen Diskotheken in der Stadt ebenso einzigartig ist wie seine bis heute mit 35.000 Schrauben zusammengehaltene Wandverkleidung.
Über dem Eingang des „Magischen Theaters“ prangt eine Passage aus Hesses „Steppenwolf“: „Eintritt nicht für Jedermann. Nur für Verrückte. Eintritt kostet den Verstand.“ In den 50ern benötigte man noch einen Schlüssel für das orange Schloss, damit sich die eine Tonne schwere Bullaugentür des damals noch exklusiven Künstlertreffs auftut; heute kommt fast jeder rein, der nicht unangenehm auffällt. Dass der vom jungen Türsteher unerkannt gebliebene „Spider Murphy Gang“-Sänger Günther Sigl sich 2017 bei seinem Heimatbesuch ausgerechnet dann vor dem Topsy die Füße platt steht, als drinnen alle den „Skandal im Sperrbezirk“ abfeiern oder noch viel früher ein stadtbekannter passionierter Kappenträger, der längst selbst einen der bestlaufenden Karlsruher (Live-)Clubs betreibt, abgewiesen wurde, weil er sich partout seiner Kopfmode nicht entledigen wollte, sind ebenso heitere Randanekdoten aus den U-Boot-Analen wie die im Lauf der Jahrzehnte entstandenen Topsy-Babys.
Aber nicht alles dringt auch wieder heraus: „Was im Topsy passiert, bleibt im Topsy!“, sagt Volker Hasch, der den zwischenzeitlich zur Cocktailbar umfunktionierten Kultladen vor zwölf Jahren übernommen und zu seinen topsyschen Ursprüngen zurückgeführt hat. Die verheißen ein kunterbuntes Drunter-und-Drüber, denn dafür steht die amerikanische Redewendung topsy turvy. Viermal die Woche (den Karaoke-Mittwoch eingerechnet) feiert hier ein gutgemischtes Publikum vom Studi bis zum Berufsjugendlichen „Die Macht der Nacht“ bei Party-Beat querbeet.
Der runde Geburtstag wird wochenendfüllend im Rahmen einer Gala begangen, für die Hasch und seine Partnerin Tina Casal klangvolle Acts eingeladen haben: Mit Soul-Diva Marla Glen, den für den guten Zweck rappenden Punchlines 4 Sunshine sowie DJane Simoné und DJ Richie De Bell (Sa, 23.11.) dürfen die Gäste ausnahmsweise so lange feiern, bis auch der Letzte genug hat. Zum Warmlaufen heißt es am Vorabend „Topsy Meets Friends“ (Fr, 22.11.), wenn der aktuelle Resident Mike Judge und sein DJ-Kollege aus den 90ern, Patrick Blattmann, nach dem Auftritt von Tal Ötzi die Tanzfläche beschallen. An beiden Tagen dabei: Tru Diamondz und die Reface Dancers. Eintrittskarten inkl. Verköstigung gibt’s vor Ort an der Kasse.
Neben „Fasching à la Topsy“ und Halloween, wenn sich der Club in ein schaurig-schönes House Of Horror verwandelt, zählt die ebenfalls aufwendig dekorierte „Brav oder böse?“-Party am Nikolaustag (Fr, 6.12., 22 Uhr) zu den abgefahrenen Außer-der-Reihe-Feten, bei der diesmal DJ Giovanni Liotta an Deck steht. -pat
Fr, 22.11., 22-5 Uhr; Sa, 23.11., 22 Uhr bis open end, Hirschstr. 30, Karlsruhe
www.topsy-bar.de
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