Lissi Hohnerlein, Taff-Leiterin

Porträt
Lissi Hohnerlein

„Wenn ich aktiv bin, dann passiert was“, sagt Lissi Hohnerlein. Seit über 25 Jahren engagiert sich die heutige Leiterin des Tagestreffs für Frauen (Taff) mit dem Sozpädal-Team für die Belange und die Sichtbarkeit von wohnungslosen Frauen. „Wenn ich durch die Stadt gehe, werde ich als Frau der wohnungslosen Frauen immer wieder angesprochen.“ Auch sie selbst thematisiere die Lage von Frauen ohne eigene Wohnung immer wieder in Bündnissen, bei der Stadt und der Frauenbeauftragten. „Wenn wir nichts sagen, dann gibt es das Thema nicht.“ Wohnungslose Männer seien auf der Straße und in der Stadt sichtbar, Frauen dagegen weniger.

„Jede der Frauen bringt eine eigene Geschichte mit, die erzählt und nach außen getragen werden muss“, sieht sie den Kern ihrer Arbeit darin, Lobbyistin für eine oft vergessene Gruppe zu sein. Seit 2001 gäbe es mit dem Taff einen Ort, der nicht nur Treffpunkt und Schutzraum für Betroffene sei, sondern von dem aus man diese Geschichten auch gut erzählen und weitertragen könne, meint Hohnerlein. Aktuell streitet sie dafür, dass wohnungslose Frauen bei der Umsetzung der Istanbul-Konvention, die europaweit verbindliche Rechtsnormen gegen Gewalt an Frauen und häusliche Gewalt schafft, mitgedacht werden.

„Wohnungslose Frauen sind da besonders vulnerabel. 90 Prozent der Frauen, die zu uns ins Taff kommen, haben vorher körperliche oder seelische Gewalt erfahren.“ Die gelernte Erzieherin entschied sich spät für ein Studium der sozialen Arbeit und ist seit einem Praktikum 1996 bei Sozpädal beschäftigt. Inspiriert von ihrer älteren Schwester erbte sie den „Kampfgeist der 70er Jahre und das Hinterfragen der politischen Mächte“ und viele Kontakte in Karlsruhe. „Ich habe bei Sozpädal gemerkt, dass es das Richtige für mich ist, mit Menschen zu arbeiten, mit denen eigentlich niemand etwas zu tun haben will.“ Vorher war sie in der Leitung eines Kindergartens beschäftigt, hätte dann aber gemerkt, dass ihr Engagement bei „Menschen, die durchs Raster fallen, dringender benötigt“ werde. Schon im Praktikum etablierte Hohnerlein einen wöchentlichen Spielenachmittag für wohnungslose Frauen, der zum Grundstein für die Idee eines Tagestreffs wurde. „Es gab vorher keinen Treffpunkt, keinen Ort zum Kaffeetrinken und Austauschen.“

Dabei hatte die aus dem Taubertal stammende Hohnerlein selbst vorher keine Berührungspunkte mit dem Thema. „Ich hatte keine Ahnung von Wohnungslosigkeit, ich kam vom Land.“ Doch schnell lernte sie: „Wir müssen Bünde bilden, Frauen müssen sich ebenso vernetzen.“ Auch bundesweit setzt sie sich für die Belange wohnungsloser Frauen ein und freut sich jedes Mal, wenn in einer anderen Stadt ein Tagestreff für Frauen eröffnet. Oft genug unterstützt von ihrem Rat und ihrer Hilfestellung in der aufwendigen Kommunikation mit potenziellen Geldgebern. „Die Arbeit ist nur mit Herzblut möglich, ohne das klare Interesse geht nix.“ Doch Hohnerlein kennt auch ihre Grenzen: „Ich kann für Gruppen einstehen, die selbst keine Stimme hat. Aber ich wäre keine gute Politikerin – ich kann so schlecht diplomatisch sein.“ -fk


Kontakt

Belfortstr. 10
76133 Karlsruhe

Mo-Fr 9-13.30 Uhr
Sa 10-12.30 Uhr

0721/16 08 98 80
www.sozpaedal.de


Zurück