Manuel Kolip, Künstler, Bühnenbildner & Galerist

Porträt
Manuel Kolip

„Ich kann schwer untätig sein – das liegt mir nicht so“, sagt Manuel Kolip über sich selbst und macht damit schnell klar, dass das wohl auch die Basis für seinen vielschichtigen und turbulenten Alltag bildet. Schließlich ist er Bühnenbildner, Künstler und seit kurzem auch Galerist – und das alles parallel. Während seines Szenografie-Studiums lag sein Fokus auf dem Gestalten von Trickfilmen und dem Anfertigen von Rauminstallationen. Später hat er sich dann wieder vermehrt seiner Leidenschaft gewidmet, dem Malen. Kolip fotografiert Gegenstände oder kleine Szenen aus seiner Umgebung und überträgt diese dann meist auf Holzuntergründe. Stets vorgefundene Dinge, auf die er meist zufällig stößt; oftmals auch mit großem Bezug zu Karlsruhe, da er vieles auf seinen Wegen durch die Stadt fotografisch festhält. Dazwischen aber auch einige Bilder vergangener Urlaubsreisen. In einer Art optischem Tagebuch teilt er so seinen Blick auf die Welt und vor allem auch auf die oftmals kleinen und scheinbar unwichtigen Details. Aktuell zeigt Kolip diese Kunstwerke in seiner eigenen Galerie – was sicherlich außergewöhnlich ist, aber wunderbar funktioniert.

Die Entstehungsgeschichte besagter Galerie Oh ist nicht minder bemerkenswert: „Mein Atelier hatte sich so langsam gefüllt und natürlich wollte ich meine Bilder auch zeigen. Als ich an einem leerstehenden Geschäft in der Erbprinzenstraße vorbeigeradelt bin, habe ich angefragt, ob ich das Schaufenster nutzen kann, bis der Laden neu vermietet wird. Nach der Zusage habe ich eine Stellwand aufgebaut und meine Bilder aufgehängt. Eine Woche später bin ich in Urlaub gefahren. Und dann kamen da plötzlich E-Mails von Leuten, die meine Bilder kaufen wollten“, schildert der Künstler den Beginn seiner Galeristentätigkeit. Da seine Idee, Leerstände mit Kunst zu füllen, direkt aufging, hielt er daran fest und baute sie aus. Er mietete einen Teil des Ladens für weitere drei Monate an und zeigte nicht mehr nur seine eigenen Arbeiten, sondern auch Kunstwerke von KünstlerInnen aus seiner Ateliergemeinschaft. In einem sportlichen Intervall von zwei Wochen präsentierte er neue Ausstellungen, die nicht nur gut angenommen wurden, sondern auch den Grundstein für seine Arbeit als Galerist legen sollten: Viele der Künstler, die in den ersten Ausstellungen präsent waren, vertritt Kolip mittlerweile offiziell in der Galerie Oh.

Was ursprünglich nur für ein Quartal geplant war, hat bis heute Bestand: „Ich bin nach wie vor auch Bühnenbildner und habe für Herbst und Winter vergangenen Jahres auch bereits Projekte gehabt. Eigentlich hatte ich daher mit einer Pause im Galeriebetrieb geplant. Nun kam es aber so, dass ich die Theaterprojekte habe und die Galerie. Aber irgendwie lässt sich doch immer alles regeln, auch wenn es viel ist.“ Dass es viel ist, merkt man dem engagierten und dennoch sehr entspannt wirkenden Künstler tatsächlich kaum an. Aus der kleinen Galerie in der Erbprinzenstraße wurde mittlerweile ein wesentlich größerer Raum in der Südlichen Waldstraße – ebenfalls ein Leerstand, den Kolip nun mit Leben und vor allem mit vielversprechender Kunst füllt.

Hier verbringt er einen Großteil seiner Zeit, wenn er nicht für Theaterprojekte unterwegs ist: „Bei einem hatte ich den Koffer voller Malsachen und bin morgens um sieben aufgestanden, um an meinem Bild zu malen. Mittags bin ich zur Probe gegangen, um abends wieder weiterzumalen. Ich achte schon immer darauf, den Leerlauf zu vermeiden.“ Und so steht auch in der Galerie Oh ein kleines Modell für ein neues Bühnenbild auf dem Tisch, an dessen Weiterentwicklung er gerade feilt. Aktuell sind in dem Ausstellungsraum unter dem Titel „There You Are“ Werke von Doris Vogel, Hannes Mussner und auch eigene neue Arbeiten von Kolip zu sehen: Motive von einer Reise durch Italien sowie eine kleine Reihe mit Karlsruher Kompositionen. Durch den weitläufigen Raum und die hohen Wände, können in der Galerie Oh auch gut großformatige Objekte inszeniert und mit anderen Arbeiten in Bezug gestellt werden.

Bei der Auseinandersetzung mit den Werken wird direkt deutlich, welchen Schwerpunkt der Galerist bei der Auswahl seiner Künstler gesetzt hat: „Für mich selbst fühlt es sich richtig und wichtig an, eher junge Künstler zu vertreten. Das liegt vielleicht auch einfach daran, dass ich selbst noch nicht so alt bin. Es ist schon erstaunlich, dass viele Künstler zurzeit so gegenständlich arbeiten. Und das spiegelt sich sicherlich auch in meiner Auswahl hier in der Galerie wider. Es gibt wenig abstrakte Positionen. Vielleicht entspricht das aber auch der aktuellen Zeitströmung.“ Zudem wählt Kolip bewusst nicht primär nach Verkäuflichkeit aus, sondern an aller erster Stelle nach persönlichem Gefallen. Was ihm selbst zusagt, kann er selbst auch wortwörtlich am besten vertreten.

In der figurativen Kunst sieht er die meisten Anknüpfungspunkte für Laienpublikum, da man über die Gegenständlichkeit seiner Meinung nach mitunter am besten ins Gespräch kommen kann: „An gegenständliche Kunst kann man gut andocken. Das ist bei Publikum wichtig, das sich noch nicht ausgiebig mit Kunst befasst hat oder zum ersten Mal Kunst kaufen möchte. Dass es Arbeiten sind, zu denen man einen Bezug haben, über die man direkt sprechen kann. Figurative Kunst ist oftmals auch einfach zugänglicher als abstrakte Kunst.“ Die Räume der Galerie Oh kann Kolip noch ein weiteres halbes Jahr nutzen, bevor er Mitte 2023 wohl auch diesen Standort räumen muss. Es bleibt zu hoffen, dass es danach dennoch weitergeht und Kolip der Karlsruher Kunstszene auch in Zukunft als Galerist erhalten bleibt – um Leerstände zu nutzen und seinen ungeliebten Leerlauf zu vermeiden. -sab


Kontakt

Galerie Oh
Waldstr. 46
76133 Karlsruhe

Do-Sa 13-18 Uhr

u. n. Vereinb.
www.galerie-oh.de


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