Heinz Laible, Goldschmiedekünstler

Porträt
Heinz Laible (Foto: Adi Bachinger)

„Wo bist du, Licht?“ Die zentrale Frage aus Hölderlins Ode „Chiron“ im Koffer, werden wir sogleich von Karlsruhe nach Kreta reisen. Aber einen Augenblick Geduld, bitte! Erst wollen wir unseren Reisebegleiter ein wenig kennenlernen… und seine Transportmittel: Gold, Platin und – noch besser – Inspiration. 1997 hat Heinz Laible sein Atelier Schmuck-Concepte in der Sophienstr. 136 gegründet. Dass es sich bei seinen Werken nicht um bloßes Kunsthandwerk handelt, wird schnell bemerken, wer ein Gespür dafür hat, wo Kunst beginnt; die Virtuosität tritt in den Hintergrund, das Material zeigt seine Qualität als Werkstoff, es entsteht der Eindruck von Stimmigkeit, und mitten in der Banalität des Alltags öffnet sich das Tor. Etwas davon mögen viele empfinden, die Trauringe bei Laible in Auftrag geben, dort gewissermaßen das Gegenteil zu Produkten von der Stange. Warum das so ist, und wer da seine Finger noch so im Spiel hat? Gleich mehr, auf Kreta. Für die meisten Kunstschaffenden gerät eher zum Fluch als zum Segen, wenn sie Eltern haben, die in derselben Sparte tätig sind.

Bei Heinz ist das anders: Seine Kindheit und Jugend ist geprägt von Landschaftserkundungen gemeinsam mit Vater Fritz, einem Maler von Rang, der gegenwärtig – endlich – ein wenig wiederentdeckt wird. Als sich Heinz Laible um einen Kunststudienplatz bewirbt, seinerzeit ein nahezu aussichtsloses Unterfangen, kann er längst zeichnen wie ein Meister. Er wird sofort genommen. Es bedarf mehrerer Studiengänge, bis er für die Möglichkeiten des Goldschmiedeberufs für seine Kunst entdeckt. Als gelernter Druckvorlagenhersteller (Repro-Retoucheur im Tiefdruck) verweigert er den Wechsel von Hand auf Maschine im Augenblick der Übernahme durch Digitalisierung. Kunst studiert er in Nürtingen, wird in Pforzheim Staatlich geprüfter Schmuckgestalter und Goldschmiedemeister.

Nach dem Vater wird Wolfgang Zipp zum entscheidenden Lehrer. „Er hatte den Anspruch, ein ästhetisches Prinzip zu vermitteln; er war ein Perfektionist, der genau wusste, was man lernen und eben nicht lernen kann.“ Nicht unerheblich ist sein Einsatzort im Zivildienst: die Vogelschutzwarte Rappenwört. Während den Rhein hinauf, hinunter die Industrialisierung die Landschaft vollständig verändert, und der Strom aussieht wie ein Kanal, vollzieht sich im Naturschutzgebiet die Fortexistenz ungezählter Arten. Laible lernt zum zweiten Mal das Staunen. Es entsteht ein Gefühl der Mitverantwortung: Zeitlebens wird er sich im Umweltschutz engagieren. Seine Frage lautet einerseits: „Warum sind Menschen so aggressiv?“

Damit startet für den Künstler, dem Introvertiertheit und Engagement keine Widersprüche sind, eine Suchbewegung: Wo könnte nur der Schlüssel zum Gelingen verborgen liegen, wo bestehen Möglichkeiten für eine Heilung? Wo existieren Energien, die der Verfinsterung entgegenwirken? In Hölderlins Worten: „Wo bist du, Licht?“ Unbemerkt haben wir uns auf die Reise begeben. Wir benutzen weder Flugzeug noch Fähre. Sondern einen gerundeten Stein, in den ein Juwel eingearbeitet ist. Sein Material findet Laible am Strand bei Lentas auf Kreta, einem Asklepios-Heiligtum, das 1.000 Jahre lang bestand. „Heilsbringer“ nennt er diese Steine. In der Antike haben die Kurgäste im Meer gebadet. Im Tempel wurden sie in das Abaton geführt, das Allerheiligste, wo sie in einen Heilschlaf verfielen.

Man sollte nicht meinen, Sorgen, Probleme, Krankheiten seien damals weniger peinigend gewesen; die Menschen litten wie heute, und wer bei den Ärzten keine Linderung fand, konnte immer noch bei den Priestern des Heilgotts anläuten. Niemand wurde abgewiesen. Nicht nur Schlangen, auch Hunde waren in diesen Mysterien heilige Tiere – also bitte etwas mehr Respekt bei der nächsten Begegnung mit so einem wedelnden Gesundheitsboten! Ein Kurgast namens Aristidis, der zehn Jahre lang auf seine Heilung warten musste – wer dächte da nicht an Thomas Manns Zauberberg? –, beschreibt den Vorgang so: „Man lauschte und hörte Dinge, mal wie im Traum, mal wie in wachem Zustand, die Haare standen zu Berge, man schrie und fühlte sich glücklich…“ Es wird von Träumen berichtet, die zwei Menschen, welche sich weit voneinander entfernt befanden, gleichzeitig hatten – ein Phänomen, dem sich C.G. Jung viele Jahrhunderte später widmen sollte.

Lässt sich etwas davon auf unsere Zeit übertragen? Esoterik? Ach was. Es geht um eine Sphäre der Sensibilität, die Menschen wie Heinz Laible eben zugänglich ist… Was seine Kunst wiederum so anziehend macht für andere. Dass ihn viele in seinem Atelier aufsuchen, nicht eines schnöden Firmenjubiläums wegen, sondern wenn sie gerade verliebt sind und eventuell sogar heiraten wollen, erscheint vor dem Hintergrund des Mysteriums logisch. Ob man über Liebesringe oder Unikatschmuck Zugang gewinnt zu seinem besseren Ich, bleibt eine individuelle Entscheidung. Es ist Laible ein Anliegen, Paare bei der Entstehung von individuellen Ringen zu unterstützen. In der hauseigenen Goldschmiedewerkstatt dürfen sie ihre Wunschringe selbst anfertigen. So entstehen Erinnerungsstücke von bleibendem Wert. Auf alle Fälle geschieht in dem Augenblick, wo man sich darauf einlässt, kulturelle Rückbindung. Vielen Dank, Heinz Laible, für das Reiseangebot: in die Sophienstraße, nach Kreta oder am besten gleich in die Gärten der Seele. -jh


Kontakt

Sophienstr. 136
76135 Karlsruhe


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