INKA Stadtmagazin #171

Inka Ausgaben // Artikel vom 01.04.2023

INKA Stadtmagazin #171

Nach langer Pause sind die April-Ausgaben wieder mit einem redaktionellen Special versehen.

Zum Thema Bildung: Schule, Studium, Aus- und Weiterbildung. Die „Osterfestspiele“ in Baden-Baden, aber auch die großen und kleinen Konzerte in den Kirchen zu Ostern und Ende April sind ebenso Thema wie der popkulturelle Over- und Underground. Auch die ersten großen Festivals und Open Airs stehen in den Startlöchern, neben dem „Fest“ die Volksschauspiele Ötigheim mit ihrem „Theatersommer“ und die „Ludwigsburger Schlossfestspiele“. Diese und alle anderen relevanten Dates finden sich auch wieder im von Lesern wie Veranstaltern schmerzlich vermissten V-Kalender, den wir über die unplanbare Corona-Zeit mit ihren Dauerabsagen und -verschiebungen in Pause geschickt und nun technisch generalüberholt relauncht haben – ganz zeitgemäß online only auf www.inka-magazin.de.

Jede Menge Empfehlungen von Gastro über Kulturanbieter und Kreative, Bildungseinrichtungen sowie verschiedenste andere Einzelhelden aus Karlsruhe und der Region spricht auch unser frisch erschienener INKA Cityguide aus – von den Biobäckerinnen Ana & Anda bis zum ZKM. Verwoben mit vielen weiteren Porträts von Menschen, die unsere Stadtgesellschaft tragen und bereichern: Zuvorderst würdigen wir Ursel Hay und Frank Kemmerling, deren Fünf das 20. Jubiläum feiert, mit einer kleinen Liebeserklärung an eines der besten Restaurants in Karlsruhe! Noch am Anfang steht Tilmann Kammerer, der das Experiment gewagt hat, Safran in Baden zu kultivieren. Die illustre Reihe reicht darüber hinaus von „Menschen in Karlsruhe“-Fotograf Frank Thissen und „Edition Converso“-Verlegerin Monika Lustig über Künstler Manuel Kolip von der Temporär-Galerie Oh bis hin zu Allroundern wie INKA-Markenbotschafter Peter Höfele-Krupka.

Nach dem Go für den autofreien Passagehof ab Herbst soll es zwischen April und Oktober für die Gastronomie möglich sein, Parkbuchten in unmittelbarer Nähe für Außengastro zu nutzen. Florian Kaufmann hat ersteres ebenso auf dem Schirm wie den weiter drohenden Ausverkauf der Stadt und ihrer besten Grundstücke: der Majolika. Involviert sind dort Immo-Investoren, die wegen Bestechung von Amtsträgern vorbestraft sind bzw. einer solchen gegen Zahlung von 72.000 Euro wie Gröner gerade noch so aus dem Weg gingen. Die unbestrittene Nähe des OB zu diesen könnte für ihn noch zum Problem werden. Denn bereits jetzt ist klar: Immo-Investoren erhalten systematisch aus Stadtkreisen und Ämtern Informationen zu relevanten Vorgängen im Immobilienmarkt. Zum Thema legt auch die FAZ nach: Andreas Rossmann schreibt am 20.3. unter der Headline „Eine Stadt verscherbelt ihre Geschichte“ über „Monopoly in Karlsruhe: In das Markgräfliche Palais von Friedrich Weinbrenner zieht eine Bank – und für das ,Forum Recht‘ soll der Park des Bundesgerichtshofs beschnitten werden.“ Viel los in der sogenannten Stadt des Rechts?

Keine Sorge, es kommt noch crazier: Denn das vorherrschende Thema in Karlsruhes Kunst- und Geisteswelt und darüber hinaus war der plötzliche Tod von Peter Weibel. Nach dem ersten Schock beschlich viele ein unbehagliches Gefühl. Zu unwirklich war die Meldung, dass der große Geist, Künstler, Medientheoretiker und Ausstellungsmacher, der kreative Kopf des ZKM, der seit 2017 wegen seiner Vertragsverlängerung in heftigem Dissens mit dem ZKM-Stiftungsratsvorsitzenden OB Mentrup lag, inmitten seiner positiv besetzten Umzugsvorbereitungen und seiner letzten großen Schau „Renaissance 3.0“ mit NobelpreisträgerInnen-Symposium plötzlich gestorben sei. „Nach kurzer schwerer Krankheit“ – eine Redewendung, die man sonst nicht mit Herzinfarkt in Verbindung bringt. Sie tat ein Übriges, Spekulationen anzufächern. Man hätte erwartet, dass angesichts der Situation auch seine Freunde bei der seiner letzten Ausstellungseröffnung „Renaissance 3.0“ zu Wort kommen. Auch Peter Sloterdijk bekam kein „Rederecht“ der „Politik“. Diese wollte auch den darauf geplanten „Weggefährten“-Abend am Vortag verhindern. Er und viele Weggefährten und Freunde wie Bazon Brock, Christiane Riedel, Boris Groys oder Alt-OB Gerhard Seiler versammelten sich daher trotz massiven Widerstands der „Politik“ am 23.3., um mit Text- und Videobeiträgen Peter Weibel zu gedenken, der die Ex-Munitionsfabrik in der Provinz als Museum zu Weltgeltung führte.

Trauern verboten? Der erschütternde Abend machte deutlich warum: Weibel wurde in den letzten Monaten seines Lebens so respektlos behandelt, als sei er ein Feind des Hauses, seines Hauses. Es gab keine Hilfe. Nur Kontra. Er fuhr, so Sloterdijk, zuletzt die 400 Meter zu seiner Wohnung mit dem Taxi. Peter Weibels Tod zu diesem Zeitpunkt war, wie viele in der Karlsruher Kulturgesellschaft vermuteten, ein letztes Statement. Das Beste: Die „Politik“ war vor Ort, offenbar um zu überprüfen, ob die trauernden Gäste auch wirklich die Wahrheit sagen. Da tun sich Abgründe auf. Persönliche, aber auch politische, denn das Geschehen, diese Trauerfeier untersagen zu wollen, hat mit Kunst aber auch Demokratie fast nichts mehr zu tun. Mehr zur Trauerfeier sowie eine aktuelle Rezension von Sabine Adler zu „Renaissance 3.0“ finden sich im Kunstteil. Für einen Nachruf ist noch nicht die Zeit.

Direkt nach VÖ am 1.4. läuft von 14 bis 16 Uhr (auch online via Mixcloud nachzuhören) unsere neue „INKA Afro Tunes“-Querfunk-Sendung, die Peter Weibel gewidmet ist. Unsere Mai-Ausgaben stehen dann mit einem „Kunst Südwest“-Special ganz im Zeichen der Kunst und liegen auch direkt auf der Kunstmesse „art Karlsruhe“ aus. Großer Dank an Toby O. Rink von Marke Mensch Natur für den extrapolierten Typohasen auf unserem Stadtmagazin-Cover

Zeit zum Lesen und Runterkommen, wir wünschen allen frohe Ostern!
Roger Waltz, Patrick Wurster & das gesamte INKA-Team

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