3. TODD-AO-70mm-Festival
Kino & Film // Artikel vom 10.09.2007
Karlsruhe hat ja gerne Einzigartiges. Zumindest in Sachen Kino kann die Stadt eine Attraktion präsentieren, die es so auf dem europäischen Kontinent nicht noch einmal gibt.
Ein Festival des breiten (und zumeist auch langen) Films, das „TODD-AO-70-mm-Festival“ in der „Schauburg“. Nur noch im britischen Bradford werden regelmäßig 70 Millimeter breite Filme gezeigt, eine Technik, mit welcher hauptsächlich in den 60er Jahren zumeist US-amerikanische Filme produziert wurden. Es gibt keine genormte 70-mm-Technik, jedes Studio entwickelte sein eigenes Aufnahmeverfahren, sie nannten sich gerne (bis auf das des Herrn Todd) „Ultra…“, „…rama“ oder ähnlich. Das Gespräch über die verschiedenen 70-mm-Systeme ist ein Minenfeld, Fachsimpeln sollte man Experten überlassen. Gemein ist allen Verfahren eine einmalige Bildschärfe und ein Ton, der auch in Dolby-Zeiten nicht zu übertreffen ist.
Im letzten Jahr zog das Festival, das keinerlei Subvention beansprucht, laut „Schauburg“-Betreiber Herbert Born in drei Tagen über tausend Besucher an. Selbst aus Schottland kämen die die 70-mm-Fans, den Anhängern von „Grateful Dead“ durchaus vergleichbar. Born will bei seinem Festival Kulturgut pflegen; in Zeiten, in denen man Filme auf Handy-Displays zeige, könne in seinem Kino erlebt werden, dass großes Kino (das Werk) ein großes Kino (das Gebäude) brauche.
Zumeist episches Kino ist 2007 zu sehen: „Ben Hur“ von 1959 in der deutschen Synchronfassung, ein Dreieinhalbstünder, bei dem nicht nur das Wagenrennen, sondern auch die tief berührenden Auftritte Jesu beeindrucken können. Gezeigt wird sodann „Der König und ich“, die Story von der schönen Gouvernante, die dem König von Siam den Kopf verdrehte. Der wurde gespielt von dem in Wladiwostok geborenen Yul Brynner, der in Hollywood immer dann herhalten musste, wenn ein asiatisch aussehendes Gesicht gebraucht wurde. Eine andere Art Großproduktion ist „Tatis herrliche Zeiten“, auch bekannt als „Playtime“, ein Film, für den der französische Komiker eine ganze Stadt erbauen ließ, ein Film, der viele Leute sehr viel Geld kostete, der genial mit Szenerien spielt (wir glauben uns in einem Krankenhaus, sind aber de facto auf einem Flughafen – oder in einem Büro?). Die restaurierte Fassung dieses Werkes, allerdings nicht in der kolportierten Ur-Spieldauer von 155 Minuten, sondern in einer 126-Minuten-Fassung, wird in Kooperation mit dem Filmmuseum Amsterdam aufgeführt. -A.O.F.
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