Joe Strummer
Kino & Film // Artikel vom 24.05.2007
Wenn man 1940 einen Film über die 1910er Jahre sah, dann war in der Zwischenzeit sehr sehr viel geschehen: Ein Krieg hatte die Regierungssysteme gleich mehrerer Staaten radikal verändert und wirkte immer noch nach. Dabei ging es „nur“ um einen Zeitraum von 30 Jahren.
Wer als Spätgeborener 2007 die Zeit vor 30 Jahren betrachtet, der stellt zwar fest, dass sich viel getan hat, aber dass zu unserem Glück die geschichtliche Entwicklung eine gemächlichere Gangart eingelegt hat.
Die 70er Jahre sind uns viel näher als im vergleichbaren Fall die 1910er Jahre. Wenn seinerzeit die Band „Fehlfarben“ „Geschichte wird gemacht“ skandierte, fühlten sie sich vielleicht ähnlich revolutionär wie die Kieler Matrosen, waren aber auf jeden Fall ein Produkt der Zeit, und die war bestimmt von „Punk“. Das ist US-Englisch und bedeutet soviel wie „schäbig“.
Schäbig mochte die Musik klingen, schnell, improvisiert und hart, aber schäbig war sie nicht.
Punk war, wie jede echte Musikströmung, das zufällige Ergebnis des Zusammentreffens von Genies mit den richtigen Produzenten. Joe Strummer war so eine geniale Lichtgestalt, und er erfüllt alle Erwartungen: Autodidakt, dennoch Komponist und Texter legendärer Hits, ein Leben zwischen Reichtum und anarchischem Denken, aufgelöste Bands, Solokarriere und ein früher Tod, allerdings nicht durch Drogen, sondern an den Folgen eines Herzfehlers.
Strummer wurde zur Legende als Frontmann von „The Clash“, eine im Vergleich zu den „Sex Pistols“ als authentisch geltende Band. Strummer war Sohn eines naturalisierten Inders und Diplomaten der Königin und verbrachte seine Kindheit unter anderem in Bonn. Seine musikalischen Wurzeln liegen im walisischen Newport, wo die Hooligans seinerzeit noch Ulster und Krawatte trugen. Ab 1973 spielte er in einer Band namens „Vultures“, drei Jahre später war er ein Weltstar.
Julien Temples Film zeigt diese gewöhnlich-ungewöhnliche Musikerkarriere in einer wahrlich wilden Mischung, mit einem enormen Aufwand bei der Recherche von Ton- und Bildmaterial und mit einer Vielzahl von Menschen, die sich am Lagerfeuer über Strummers Wirkung auf ihr Leben auslassen, Damien Hirst, John Cusack, Johnny Depp im Piratenlook, Flea und Bono, selbst das obligate Foto mit Andy Warhol fehlt nicht: Ein starker Musikfilm, der viele Zuschauer glauben lassen wird, sie seien 20 oder 30 Jahre jünger.
ab 24. Mai in der Schauburg
WEITERE KINO & FILM-ARTIKEL
„Kino im Blauen Salon“ Wintersemester 2025/26
Kino & Film // Artikel vom 08.12.2025
Im aus Sammlungsschätzen, Schenkungen, Tauschgeschäften, Rettungen und Entdeckungen zusammengestellten HfG-Unikino-WS-Programm „Das Archiv lebt!“ geht es weiter mit May Spils bekanntestem Werk der Neuen Münchner Gruppe und zugleich erfolgreichsten Film der Schwabinger Szene.
Weiterlesen … „Kino im Blauen Salon“ Wintersemester 2025/26Cranko & If It Were Love
Kino & Film // Artikel vom 14.11.2025
Im Rahmen von „Tanz Karlsruhe“ läuft das Porträt über John „Cranko“ (Fr, 14.11.,19.30 Uhr) mit Archivmaterial, Interviews und Bühnenaufnahmen des Choreografen, der das klassische Ballett revolutioniert hat.
Weiterlesen … Cranko & If It Were Love„Kino im Blauen Salon“ Wintersemester 2025/26
Kino & Film // Artikel vom 14.11.2025
„Das Archiv lebt!“ überschreibt das studentische Kino der Staatlichen Hochschule für Gestaltung sein aus Schätzen der eigenen Filmsammlung, Schenkungen, Tauschgeschäften, Rettungen und Entdeckungen zusammengestelltes Wintersemesterprogramm 2025/26.
Weiterlesen … „Kino im Blauen Salon“ Wintersemester 2025/2632. Pride Pictures – Queer Film Festival Karlsruhe
Kino & Film // Artikel vom 18.10.2025
Acht Tage queere Filmkultur, Austausch, Diversität, Toleranz und Empowerment haben sich die „Pride Pictures“ auf die Regenbogenfahne geschrieben.
Weiterlesen … 32. Pride Pictures – Queer Film Festival Karlsruhe„Kino im Blauen Salon“ Wintersemester 2025/26
Kino & Film // Artikel vom 10.10.2025
Das studentische Kino der Staatlichen Hochschule für Gestaltung widmet sich im Wintersemester 2025/26 den Schätzen der eigenen Filmsammlung aus Schenkungen, Tauschgeschäften, Rettungen und Entdeckungen, die das Team seit der ersten 35mm-Kopie – dem skurrilen tschechischen Western „Summer Love“ (2006) mit italienischen Untertiteln und Val Kilmer, der lediglich einen Kurzauftritt als Leiche absolviert – zusammengetragen hat.
Weiterlesen … „Kino im Blauen Salon“ Wintersemester 2025/269. Durlacher Filmwoche
Kino & Film // Artikel vom 08.10.2025
Neben der Matinee zum 70. feiernden Kultfilm „Der Hofnarr“ (So, 11 Uhr) sticht aus dem Programm der „Durlacher Filmwoche“ diesmal das 2024 achtfach „Oscar“-nominierte und fürs „Beste adaptierte Drehbuch“ ausgezeichnete Vatikan-Drama „Konklave“ (So) mit Ralph Fiennes heraus.
Weiterlesen … 9. Durlacher FilmwocheOperation Afrika – Die Jagd nach den Rohstoffen der Zukunft
Kino & Film // Artikel vom 24.09.2025
Im Kongo kaufen chinesische Händler in Kleinminen illegal Kobalt, in Namibia ist in der Wüste ein Teile eines Nationalparks bedrohenden Projekts für grünen Wasserstoff geplant und in den Mangrovenwäldern des Nigerdeltas versuchen europäische Investoren, lukrative Erdgasdeals einzufädeln.
Weiterlesen … Operation Afrika – Die Jagd nach den Rohstoffen der ZukunftUniversum-City: Das Kinofest 2025
Kino & Film // Artikel vom 13.09.2025
Mitten am Europaplatz liegt seit 1953 das inzwischen zum Kinopolis-Verbund gehörende Universum-City als eines der modernsten Karlsruher Kinos.
Weiterlesen … Universum-City: Das Kinofest 2025Das deutsche Kino: Eine Reise durch Zeit & Trends
Kino & Film // Artikel vom 01.09.2025
Das Kino in Deutschland ist mehr als nur Unterhaltung – es ist eine kulturelle Institution, die Emotionen weckt und Geschichten erzählt, die uns lange nachhallen.
Weiterlesen … Das deutsche Kino: Eine Reise durch Zeit & Trends
Kommentare
Einen Kommentar schreiben