Wall-E
Kino & Film // Artikel vom 25.09.2008
Der Ausdruck „Product Placement“ bezeichnet das industrielle Sponsoring eines Kulturwerks.
Zumeist in einer Art, die nicht aufdringlich wirken soll, sondern wie zufällig, dass man bloß nicht sehe, dass Geld geflossen sei. Auch hierzulande ist das üblich, man denke nur an „Marienhof“, wo sich ein Baden-Badener Reiseveranstalter eingekauft hatte, oder an die Serie „In aller Freundschaft“, von der es heißt, dass ganze Handlungsverläufe von der Pharmaindustrie vorgegeben seien (angesichts der Zustände im Gesundheitswesen ist dies vielleicht sogar eine geradezu realistische Darstellung der Verhältnisse).
In Kinofilmen tut sich seit Jahren ein Computerhersteller aus Cupertino, Kalifornien hervor. Sieht man in hundert Jahren Filme aus unserer Zeit, dann wird man den Eindruck haben, dass jeder einen Apple-Computer hatte und nicht nur neun Prozent aller Computerbesitzer, wie es in Wirklichkeit ist. Man muss aber auch sagen, es ist schon eine Meisterleistung des Marketing, Mac-Besitzer dazu zu bringen, nicht nur das Gerät zu lieben, sondern auch den Hersteller.
Und Apple gibt bisweilen die Liebe zurück, indem es über das von Apple-Co-Gründer Steve Jobs mitbesessene Filmstudio „Pixar“ herausragende Animationsfilme wie „Findet Nemo“ oder „Ratatouille“ herstellt. Mit dem neuen Werk, „Wall-E“, hat Pixar zweifellos ein Meisterwerk geschaffen, das schon jetzt als Jahrhundertfilm gepriesen wird. Product Placement ist hier der gesamte Film. Die Erde im Jahr 2800 plus. Die Menschheit hat sich längst abgesetzt, Tiere gibt es – bis auf Schaben – auch nicht mehr, übrig geblieben sind gigantische Dreckhaufen. Ein treuer Roboter, natürlich ein Mac, versucht täglich, dem Unrat Herr zu werden, eine Sisyphosaufgabe fürwahr. Der Entspannung – und der Erinnerung an die verschwundene Bevölkerung – dient der allabendliche Genuss von „Hello, Dolly!“, dem Spielfilm.
Nun trifft eines Tages Eve ein, ein Apple neuester Generation, dessen Gestalt an einen fortentwickelten iPod erinnert. Und plötzlich wird der Song von Kraftwerk, „Computer Love“, auf unerwartete Art und Weise wahr. Natürlich kann man sich diesem Film auch ganz anders nähern, ein Film, der als Hauptzielgruppe sicherlich Kinder hat, der aber auf gar keinen Fall ein Kinderfilm ist, eher ein Science-Fiction-Drama in der Art von „Zweitausendeins“. Die Animation ist bestechend, erst wenn dann Menschen auftreten, wird so richtig deutlich, dass dieser Film zu hundert Prozent aus dem Rechner kommt.
Zudem kommt er fast ohne Worte aus. Angeblich ist das Konzept für „Wall-E“ zehn Jahre alt, und in diesen zehn Jahren ist ein enorm reifes Werk entstanden, ein Werk, das traurig macht und Hoffnung gibt. Die Aussage des Films ist grün und liegt somit durchaus im Megatrend. PC-User sollten ihre Vorbehalte beiseite räumen, „Wall-E“ wird auch sie glücklich machen. Denn wo hat man eine kurze Geschichte der Menschheit jemals so gesehen wie bei den Schlusstiteln dieses Films, von der Steinzeit bis zu van Goghs Sonnenblumen, begleitet von einem wunderschönen Song von Peter Gabriel. -A.O.F.
www.walle-derfilm.de
WEITERE KINO & FILM-ARTIKEL
„Kino im Blauen Salon“ Wintersemester 2025/26
Kino & Film // Artikel vom 14.11.2025
„Das Archiv lebt!“ überschreibt das studentische Kino der Staatlichen Hochschule für Gestaltung sein aus Schätzen der eigenen Filmsammlung, Schenkungen, Tauschgeschäften, Rettungen und Entdeckungen zusammengestelltes Wintersemesterprogramm 2025/26.
Weiterlesen … „Kino im Blauen Salon“ Wintersemester 2025/2632. Pride Pictures – Queer Film Festival Karlsruhe
Kino & Film // Artikel vom 18.10.2025
Acht Tage queere Filmkultur, Austausch, Diversität, Toleranz und Empowerment haben sich die „Pride Pictures“ auf die Regenbogenfahne geschrieben.
Weiterlesen … 32. Pride Pictures – Queer Film Festival Karlsruhe„Kino im Blauen Salon“ Wintersemester 2025/26
Kino & Film // Artikel vom 10.10.2025
Das studentische Kino der Staatlichen Hochschule für Gestaltung widmet sich im Wintersemester 2025/26 den Schätzen der eigenen Filmsammlung aus Schenkungen, Tauschgeschäften, Rettungen und Entdeckungen, die das Team seit der ersten 35mm-Kopie – dem skurrilen tschechischen Western „Summer Love“ (2006) mit italienischen Untertiteln und Val Kilmer, der lediglich einen Kurzauftritt als Leiche absolviert – zusammengetragen hat.
Weiterlesen … „Kino im Blauen Salon“ Wintersemester 2025/269. Durlacher Filmwoche
Kino & Film // Artikel vom 08.10.2025
Neben der Matinee zum 70. feiernden Kultfilm „Der Hofnarr“ (So, 11 Uhr) sticht aus dem Programm der „Durlacher Filmwoche“ diesmal das 2024 achtfach „Oscar“-nominierte und fürs „Beste adaptierte Drehbuch“ ausgezeichnete Vatikan-Drama „Konklave“ (So) mit Ralph Fiennes heraus.
Weiterlesen … 9. Durlacher FilmwocheOperation Afrika – Die Jagd nach den Rohstoffen der Zukunft
Kino & Film // Artikel vom 24.09.2025
Im Kongo kaufen chinesische Händler in Kleinminen illegal Kobalt, in Namibia ist in der Wüste ein Teile eines Nationalparks bedrohenden Projekts für grünen Wasserstoff geplant und in den Mangrovenwäldern des Nigerdeltas versuchen europäische Investoren, lukrative Erdgasdeals einzufädeln.
Weiterlesen … Operation Afrika – Die Jagd nach den Rohstoffen der ZukunftUniversum-City: Das Kinofest 2025
Kino & Film // Artikel vom 13.09.2025
Mitten am Europaplatz liegt seit 1953 das inzwischen zum Kinopolis-Verbund gehörende Universum-City als eines der modernsten Karlsruher Kinos.
Weiterlesen … Universum-City: Das Kinofest 2025Das deutsche Kino: Eine Reise durch Zeit & Trends
Kino & Film // Artikel vom 01.09.2025
Das Kino in Deutschland ist mehr als nur Unterhaltung – es ist eine kulturelle Institution, die Emotionen weckt und Geschichten erzählt, die uns lange nachhallen.
Weiterlesen … Das deutsche Kino: Eine Reise durch Zeit & TrendsFilme mit Poker: Wenn Karten auf der Leinwand Geschichte schreiben
Kino & Film // Artikel vom 07.08.2025
Poker ist mehr als ein Spiel.
Weiterlesen … Filme mit Poker: Wenn Karten auf der Leinwand Geschichte schreibenVorteile & Risiken der stets verfügbaren digitalen Unterhaltung
Kino & Film // Artikel vom 01.08.2025
Erinnern Sie sich noch an die Zeiten, in welchen der Gang zur Videothek am Wochenende ein Ereignis darstellte und man durch Fernsehzeitungen blätterte, um seine favorisierte Serie nicht zu verpassen?
Weiterlesen … Vorteile & Risiken der stets verfügbaren digitalen Unterhaltung
Kommentare
Einen Kommentar schreiben