art Karlsruhe: Olga Blaß & Kristian Jarmuschek im INKA-Interview

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 05.02.2026

Olga Blaß & Kristian Jarmuschek

Die Doppelspitze über die „art Karlsruhe“ vom 5. bis 8.2.

INKA (Roger Waltz): Kaum zu glauben, dass die „art Karlsruhe“ in den INKA-Anfängen 2004 noch mit ordentlich Skepsis in der Stadt zu kämpfen hatte. Sie haben lange Jahre mit „art“-Gründer Ewald Schrade zusammengearbeitet. Wie hat sich die Kunstmesse seitdem gewandelt?
Olga Blaß (Projektleiterin „art Karlsruhe“): Ich war über viele Jahre hinweg eng an der Seite von Ewald Schrade in die Entwicklung der „art Karlsruhe“ eingebunden. In dieser Zeit konnte ich nicht nur viel Erfahrung sammeln, sondern habe die DNA dieser Messe tief verinnerlicht: Die „art Karlsruhe“ hat im Laufe der über 20 Jahre seit ihrem Bestehen bedeutende Stärken entwickelt und sich im Markt etabliert. Seit Kristian Jarmuschek und ich die Messe als Doppelspitze leiten, ist es uns ein Anliegen, genau dieses starke Fundament zu bewahren und gleichzeitig neue Impulse zu setzen und die Messe stetig weiterzuentwickeln. Dass uns diese Mischung so gut gelingt, hat sicher auch damit zu tun, dass ich die Entwicklung der „art Karlsruhe“ über so viele Jahre begleiten darf. Die positive Resonanz, die uns erreicht, zeigt uns, dass wir mit diesem Weg richtig liegen.

INKA: Wie ist die Besucher- und vor allem die Ausstellerresonanz auf die von Ihnen seit 2024 angestoßenen Veränderungen und Weiterentwicklungen der „art Karlsruhe“?
Kristian Jarmuschek (Beiratsvorsitzender „art Karlsruhe“): Wenn große Medien wie die „FAZ“ titeln „Wer aufräumt, findet mehr“ oder das „Handelsblatt“ hervorhebt, wie klar unsere Stärken inzwischen erkennbar sind und wie gut neue Formate ergänzt wurden, dann zeigt uns das: Die Weiterentwicklung wird gesehen, verstanden und auch wertgeschätzt. Diese positive Resonanz schlägt sich auch auf Besuchs- und Galerienseite nieder – und nicht zuletzt in der wachsenden Internationalisierung sowie grundsätzlich in einem wachsenden Interesse an unserer Messe.

INKA: Sind die Besucherzahlen stabil geblieben? Auch im Vergleich zu anderen Messen?
Blaß: Ja, unsere Besucherzahlen sind in den vergangenen Ausgaben stabil geblieben und liegen wieder auf dem Niveau vor der Corona-Pandemie – also bei rund 48.000 BesucherInnen. Das ist im aktuellen Marktumfeld nicht selbstverständlich. Gerade deshalb freut es uns besonders, dass sich viele Galerien bewusst für Karlsruhe entscheiden und zu uns kommen. Das bestärkt uns in unserem Konzept und zeigt, dass wir die richtigen Rahmenbedingungen bieten, selbst in einer herausfordernden Marktlage.

INKA: Gibt es nach den konzeptionellen Veränderungen 2024 nun noch weitere?
Blaß: Die „art Karlsruhe“ 2026 zeigt wieder ein großes Spektrum künstlerischer Positionen aus über 120 Jahren Kunstgeschichte – von der Klassischen Moderne über die Nachkriegsmoderne bis hin zur Gegenwartskunst. Was uns dabei von Beginn an auszeichnet, ist die zukunftsweisende Kombination verschiedener Kunstepochen, die inspirierende Gegenüberstellungen sichtbar macht. Inhaltliche Highlights sind ohne Frage unsere etablierten Formate, wie etwa die eindrucksvollen Skulpturenplätze, mit denen ein traditionell wichtiger Fokus auf der dreidimensionalen Kunst liegt. Die großzügigen Skulpturenplätze in den Hallen, ergänzt durch den Skulpturengarten und unsere „Sculpture-Spots“, setzen wieder beeindruckende Akzente. Des Weiteren legt „Re-Discover“ den Fokus auf KünstlerInnen, deren Karrieren unterbrochen wurden und die es sich lohnt, wiederzuentdecken, und unser Format „Re-Frame“ thematisiert den verantwortungsvollen Umgang mit Künstlernachlässen und eröffnet praxisnahe Perspektiven. Hinzu kommen Formate, die gezielt den Einstieg ins Kunstsammeln erleichtern oder Einblick in aktuelle künstlerische Tendenzen geben. Ein besonderes Highlight ist zudem unsere Sonderausstellung mit Werken des Karlsruher Künstlers Rolf Behm.

INKA: Wie ist die Resonanz – welche Galerien sind erstmals dabei?
Jarmuschek: In diesem Jahr erwarten wir rund 180 Galerien auf der „art Karlsruhe“. Deutschland stellt erneut den größten Anteil der Ausstellenden. Gleichzeitig freuen wir uns über eine starke internationale Beteiligung: Die teilnehmenden Galerien kommen aus 18 Ländern zu uns – mit den USA und dem Iran sind es zwei Länder mehr als im Vorjahr. Darunter sind acht Galerien aus Frankreich, weitere internationale Beiträge stammen aus Spanien, Italien, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz sowie aus Ländern wie Südkorea, Japan, Taiwan, Polen und der Türkei. Besonders hervorzuheben ist, dass rund die Hälfte der Galerien, die erstmals auf der „art Karlsruhe“ ausstellen, aus dem Ausland kommen. Diese Vielfalt verdeutlicht, dass die „art Karlsruhe“ als Plattform für den internationalen Kunstmarkt immer interessanter wird.

INKA: Welche Galerien präsentieren vornehmlich auch junge Kunst und wie ist deren Präsentation auf der „art“ insgesamt?
Jarmuschek: Zeitgenössische Kunst und junge Positionen spielen auf der „art Karlsruhe“ eine wichtige Rolle. In der dm-Arena zeigen Galerien spannende aktuelle Positionen, wie etwa in unserem „Newcomer“-Format, wo junge Galerien neue Impulse setzen, und frische Perspektiven mitbringen. Gleichzeitig setzen wir einen klaren Fokus auf den Einstieg ins Kunstsammeln: Der „Start-Block“ bietet von Galerien kuratierte Werkvorschläge für erste Ankäufe. Der „Paper-Square“ widmet sich ganz dem künstlerischen Medium Papier. Und im „Academy-Square“ präsentieren AbsolventInnen der drei baden-württembergischen Kunsthochschulen ihre Arbeiten – erstmals begleitet von einer Preisverleihung der LBBW.

INKA: Gibt es bereits Informationen zu den „art“-Preisen, dem „Hans Platschek Preis“ sowie zum „Loth Skulpturenpreis“?
Blaß: Nein, auf die PreisträgerInnen unserer Preisverleihungen sind wir selbst noch sehr gespannt: Die Verleihung des „art Karlsruhe Preises“, der die überzeugendste One-Artist-Show der Messe auszeichnet, wird im Rahmen des „art-Openings“ stattfinden. Er ist dotiert mit einem Preisgeld in Höhe von 15.000 Euro, das dem Ankauf von Werken der ausgezeichneten Künstlerin dient. Diese werden der „art Karlsruhe Collection“ in der Städtischen Galerie Karlsruhe übergeben. Und auch der Preisträger oder die Preisträgerin des „Loth Skulpturenpreises“, der mit 20 000 Euro hochdotiert ist und von der L-Bank gestiftet wird, zeichnet den überzeugendsten Skulpturenplatz aus und wird ebenfalls auf der Messe entschieden.

INKA: Die „art“ ist ja nun der mit Abstand wichtigste Katalysator der hiesigen Kunstszene. „Nun“ meint, dass die Kunsthalle weiter saniert wird, das BLM geschlossen ist und das ZKM wegen der Haushaltskürzungen nur noch 50 Prozent seines Programms fahren kann…
Jarmuschek: Wir sehen es als unsere Verantwortung, selbst aktiv zu werden und Impulse zu setzen. Ein sichtbares Zeichen dafür ist die bereits erwähnte Sonderausstellung von Rolf Behm, einem international renommierten Künstler mit engen Verbindungen zur Stadt. Die von der Direktorin der Städtischen Galerie Karlsruhe, Stefanie Patruno, kuratierte Ausstellung entsteht in Kooperation mit der Stiftung Kunstforum der Berliner Volksbank und zeigt aktuelle Arbeiten aus dem Atelier im Dialog mit Leihgaben aus bedeutenden Sammlungen, darunter die Sammlung Würth. Sie ist eine Hommage an einen Künstler, dessen Werk eng mit Karlsruhe und dem kulturellen Netzwerk des Südwestens verbunden ist. Ein weiteres schönes Beispiel: Die Freunde und Förderer der „art Karlsruhe“ haben auf der vergangenen Ausgabe der Messe ein Werk des Künstlers Dionisio González von der Galerie Taubert Contemporary angekauft und der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe übergeben. Dieses Werk ziert inzwischen den aktuellen Ausstellungsflyer der Kunsthalle, mit dem sie auf ihre Eröffnungsausstellung in der Orangerie aufmerksam macht. Zudem sind Institutionen, Orte und Projekte, die die Kunststadt Karlsruhe auch prägen, ein wichtiger Teil der „art“ und präsentieren sich im „Forum Karlsruhe“. Ein Highlight dort ist das ZKM-Projekt „Mars! Mobilizing Awareness For Resilient Societies“. Erstmals auf der „art Karlsruhe“ präsentiert, thematisiert das transdisziplinäre Projekt globale ökologische und gesellschaftliche Krisen und stellt die Frage nach einer zukunftsfähigen, widerstandsfähigen Gesellschaft. Dabei dient der Planet Mars als spekulative Reflexionsfläche. An der Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft, Technologie und Zivilgesellschaft entwickelt „Mars!“ im Dialog mit BürgerInnen, Kunstschaffenden und Fachleuten alternative Zukunftsentwürfe. Inspiriert durch den Denkanstoß von Bruno Latour in der epochalen ZKM-Ausstellung „Critical Zones“ – dass es nicht darum gehen könne, die Erde zu verlassen, sondern sie gemeinsam zu reparieren – nutzt das Projekt die Vorstellung eines interplanetarischen Neuanfangs als kreativen Denkraum.

INKA: Wie sieht das Rahmenprogramm zur „art Karlsruhe“ 2026 aus?
Blaß: Auch 2026 wird das Messeerlebnis abgerundet durch ein vielseitiges Rahmenprogramm mit Expertentalks, geführten Rundgängen und Hintergrundformaten – für Neugierige wie für Fachpublikum. Ob die Eröffnungsparty im ZKM-Foyer oder die „After-art-Party“, das „Kunstrauschen“ und die „Gallery Night“: Die „art Karlsruhe“ feiert die Kunst – nicht nur auf der Messe, auch in der Stadt. Alle Termine auf www.art-karlsruhe.de/events.

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Bitte addieren Sie 5 und 9.

WEITERE KUNST & DESIGN-ARTIKEL