Ballgeflüster
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 06.06.2008
An Fantasie mangelt es den Initiatoren wahrlich nicht.
Schon die Internetadresse hat Biss, nimmt sie doch nebenbei den eher missglückten Werbespruch unserer Stadt auf die Schippe: www.vielvorvieltor.de. Aber diesmal geht es um des deutschen Mannes liebstes Kind, na ja, inzwischen sind auch immer mehr Frauen infiziert: den Fußball. Endlich spielt Karlsruhe in der Ersten Liga, die EM steht vor der Tür, die Heimspiel-CD läuft rund um die Uhr und die Jungs grölen schon im zarten Alter von acht Jahren.
90 geile Minuten wollen wir! Passend dazu planten HfG und ZKM gemeinsam eine Fußballausstellung – Kunst rund ums Leder, augenzwinkernd und zum Mitmachen, Anschauen und Spaß haben. Der Titel „Gib mich die Kirsche!“ bezieht sich auf den legendären Ausspruch des Borussenstürmers Lothar Emmerich, mit dem „Emma“ seine Mitspieler energisch zum Abspielen des Balles aufforderte.
Für vier Wochen verwandelt sich die Nancyhalle in eine lebendige Fankurve, die Wissenswertes, Skurriles sowie künstlerische Positionen, Momentaufnahmen und Fundstücke rund um den Fußball vereint. Das runde Leder hat längst auch Bereiche erobert, die früher als klassische Domänen des Sozial-, Bildungs- und Kulturwesens galten.
Fußball hat zweifellos sozialintegrative Wirkung. Auf dem Bolzplatz verstehen sich Spieler unabhängig von Sprache und Herkunft. In diesem Sinne bezeichnete der Kulturtheoretiker Klaus Theweleit (der moderieren wird) das Stadion als Ort, an dem Gefühle wie euphorische Freude oder das Pfeifkonzert nach vermeintlicher Fehlentscheidung des Schiedsrichters ausgelebt werden. Fußball verbindet und schafft eine gemeinsame Identifikationsbasis.
In der Nancyhalle trifft Fankult auf ästhetische Hochkultur, historisches Erinnerungsmaterial wird architektonischen Ausblicken gegenübergestellt, Produktdesign trifft Merchandising. Den thematischen Rahmen bilden prominente Karlsruher Stimmen sowie historische Momente des (Karlsruher) Fußballs. Jörg Globas wirft mit seinem Fotoprojekt „Bilder einer Ausstechung“ einen Blick auf den heiligen Rasen und seine Hüter, die Platzwarte.
Das Karlsruher Künstlerkollektiv PONG verlegt den Fußball mit seinem polymedialen Exponat „Goalmachine“ in digitale Welten und lässt den Besucher virtuelle Bälle kicken. Volker Albus modifiziert das kollektive Fußballgedächtnis als Produkt und präsentiert Designobjekte wie das Knabbergebäckschalenset „Günther und Gerhard“. Ob Spielstand, Trikotnummer, Tabellenplatz oder die bangen Minuten der Nachspielzeit – auch die Mathematik hat längst Einzug in den Fußball gehalten. Daher gibt es auch einen mathematischen Streifzug auf dem Rasen: Lässt sich die Wahrscheinlichkeit berechnen, mit der Deutschland im Juni Europameister wird? -ub
www.vielvorvieltor.de
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