Besser als ihr Ruf
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 01.12.2009
Eins ist mal sicher: ihren schlechten Ruf haben sie nicht verdient!
Rein zufällig seien die Vandalen als Zerstörer stigmatisiert worden, betonte Harald Siebenmorgen, Leiter des Badischen Landesmuseums bei der Eröffnung der großen Landesausstellung „Erben des Imperiums in Nordafrika. Das Königreich der Vandalen“. Wer waren die Vandalen, woher kamen sie und was bewirkten sie?
All diese Fragen beantwortet die groß angelegte Sonderschau, für die viele Exponate aus Tunesien und Algerien ins Schloss gebracht wurden. Alle Wände sind in einem warmen Rot gestrichen, Schautafeln verdeutlichen, wie der Vandalenkönig Geiserich die Überfahrt der rund 80.000 Menschen nach Nordafrika anführte. Nachdem sie Karthago erobert hatten, wollten die aus Polen, der Tschechei und Ungarn stammenden sehr mobilen Vandalen das Land nicht zerstören, sondern darin wohnen, an dessen Reichtum (Oliven, Keramik, Bodenschätze) partizipieren.
Prächtige Mosaike, eine nachgebaute Villa, Gefäße, spektakuläre archäologische Funde wie die Steintafeln mit Grabinschriften, kleine Münzen und ganz wunderbar akribisch gearbeitete, sehr stimmungsvolle Grabmosaike zeugen von der Lebensweise dieses durchaus gesitteten Volkes. Auch das Christentum spielte bei den Vandalen eine wichtige Rolle, wie ein großes, reich verziertes Taufbecken beweist.
Das Mosaikbecken ist so tief, dass ein Jugendlicher bequem darin Platz findet, um sich im heiligen Wasser zu taufen. Das über eine Empore erreichbare „Baptisterium von Demna“ beeindruckt nicht nur durch seine Größe, sondern auch durch farbige Motivvielfalt (Fische, Tauben, Bienen). Diese Ausstellung decke etwa vier Jahrhunderte Kulturgeschichte ab, so die Kuratorin Susanne Erbelding. Einen weiteren interessanten Aspekt macht die Schau deutlich: Die Trennung in Europa-Afrika-Asien ist eine recht moderne Angelegenheit.
Unsere Vorfahren bildeten einen gemeinsamen Kulturraum ums Mittelmeer, somit verwunderte es nicht, dass Hausherr Siebenmorgen die Ausgrenzung der Türkei und nordafrikanischer Länder aus der EU für falsch hält. Manchmal kann der Blick zurück neue Perspektiven und Denkweisen öffnen, diese wissenschaftlich fundierte und verständlich präsentierte Ausstellung leistet hierzu einen wesentlichen Beitrag. -ub
www.vandalen2009.de
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