Der Künstler hinter dem Cover: Andreas Lau
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 28.02.2014
Die Arbeiten von Andreas Lau sind oft mit „Jedermann“ oder „Anonymus“ betitelt.
Für das Cover der INKA-Ausgabe #94 wählte er den nur scheinbar präziseren Titel „Blue Man“. Denn wer ist dieser blaue Mann? Auch er bleibt anonym – wobei der Karlsruher Künstler diese unbestimmte Zuschreibung in Herkunft und Identität anders verstanden wissen will. In seinen Portraits interessiert nämlich gerade nicht das Individuelle, sondern das Serielle und Stereotype als Charakteristikum unserer Zeit. Dafür legt er ein technoid-konstruktives Raster oder lineare Strukturen über seine Arbeiten, die an den früheren Zeilenaufbau des Fernsehbildes erinnern, und schafft damit neue Ansichten, Einblicke, Sichtweisen von Dingen, die uns eigentlich bekannt sind bzw. sein müssten, und eine Dreidimensionalität, die fast haptisch erfahrbar ist, je weiter weg vom Bild wir stehen.
In seinen Arbeiten spielt er mit dem ihnen eigenen Verfremdungseffekt und gibt damit dem Betrachter subtil die Möglichkeit, Realitäten und Wahrnehmungsmuster zu hinterfragen. Gleichzeitig verschlüsselt er nicht nur die dargestellte Person, sondern auch den Bildinhalt: Denn beim „Blue Man“ handelt es sich tatsächlich um einen vor dem Einsturz des World Trade Center davoneilenden Banker, der bereits von der Staubwolke eingeholt wurde. Insofern ist der Raster hier auch mit dem Staub und dessen Wirkung gleichzusetzen.
Andreas Laus Motive werden grundsätzlich diffuser und weniger erkennbar, je näher wir an sie herantreten. Damit reiht er sich nahtlos ein in die Liste der Künstler wie Gerhard Richter, Sigmar Polke oder Thomas Ruff. Denn auch Lau präsentiert dem Betrachter in seinen Gemälden den als fehlerhaft empfundenen Effekt der Unschärfe und Verzerrung als eigene Ästhetik und hat ihn entsprechend für seine Arbeiten adaptiert. Zumindest für seine aktuelleren Gemälde entnimmt er die Vorlagen dem Internet, für deren Darstellung auf dem Bildschirm eine niedrige Auflösung ausreichend ist. Die Bilder werden aber pixelig, sobald sie vergrößert bzw. außerhalb des Monitors betrachtet werden sollen.
Diesen Effekt macht sich Lau zunutze und arbeitet davon ausgehend an einer ganz eigenen Bildästhetik, die auch auf dieser Ebene konsequent modern und medial geprägt ist, deren Rasterung er nach eigenen logisch-unlogischen Systemen entwickelt. Serientitel wie „Bildstörung“ weisen noch zusätzlich auf den GAU des abendlichen Medienkonsums hin, sind aber hier zu lesen als das nicht ungestörte, unterbrochene, weil sequenzierte Betrachten seiner Gemälde. Sie verweisen auch darauf, dass die uns präsentierte Realität stets die Künstlerperspektive wiedergibt. -ChG
WEITERE KUNST & DESIGN-ARTIKEL
BLM-Museumsauktion
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 28.09.2025
Am So, 28.9., dem letzten BLM-Öffnungstag vor der großen Sanierung, heißt es Abschied nehmen – und mitbieten!
Weiterlesen … BLM-MuseumsauktionStadt, Land, Fluss – Vision Pamina
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 19.09.2025
Im Rahmen von „Stadt, Land Fluss“, dem seit 12.6. laufenden Kandeler „Kunstfestival zur Transformation der Innenstadt“, verwandelt die Pop-up-Ausstellung „Vision Pamina“ den Leerstand des Ofenbauers DBK in einen „Möglichkeitsraum für Kunst, Begegnung und Veränderung“.
Weiterlesen … Stadt, Land, Fluss – Vision PaminaZehn Jahre Zettzwo Produzentengalerie
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 19.09.2025
Auf zehn Jahre produktives künstlerisches Wirken blickt die Zettzwo Produzentengalerie zurück – als ein Fixpunkt im Kunstgeschehen der Stadt und ein kultureller Ankerpunkt direkt beim Café Cielo am Durlacher Markt.
Weiterlesen … Zehn Jahre Zettzwo ProduzentengaleriePaarweise
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 19.09.2025
Die Künstlerpaare Barbara Jäger/OMI Riesterer und Gabriele Goerke/Sandro Vadim haben eine Ausstellung mit weiteren fünf Künstlerpaaren initiiert und kuratiert, die mit ihrem jeweiligen Werk in eine wechselseitige Beziehung gesetzt werden.
Weiterlesen … PaarweiseGülbin Ünlü
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 19.09.2025
Mit einer Einzelausstellung präsentiert sich die in München lebende Künstlerin Gülbin Ünlü, die mit einer besonderen Technik arbeitet, die Malerei und Druckverfahren verbindet.
Weiterlesen … Gülbin Ünlü90 Jahre KP Muller
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 14.09.2025
Anlässlich seines 90. Geburtstags widmet das Jockgrimer Zehnthaus dem im November 2000 gestorbenen Karl Peter Muller, der sich selbst nur KPM nannte, eine Ausstellung.
Weiterlesen … 90 Jahre KP MullerNiklas Goldbach & Annegret Soltau
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 14.09.2025
Annegret Soltau hat mit ihrem Schaffen die feministische Kunst in Deutschland entscheidend geprägt.
Weiterlesen … Niklas Goldbach & Annegret SoltauFluid
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 13.09.2025
Die Künstlergruppe mit Dirk Haupt (Malerei), Kerstin Burst (Mixed Media), Ulrike Häußler (Fotografie), Lukas Fries (Installation) und Katrin Sofie F. (Soundperformances) hatte bereits 2021 eine Ausstellung in der Orgelfabrik Durlach mit dem Namen „Unauffälligkeiten“ – in der man auf einer den kompletten Boden bedeckenden, sich bewegenden Silberfolie barfuß umherwandern konnte.
Weiterlesen … FluidMike Überall – „Mixed Media“-Werkschau
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 12.09.2025
Sein Name ist kein Künstlername und dennoch Programm.
Weiterlesen … Mike Überall – „Mixed Media“-Werkschau
Kommentare
Einen Kommentar schreiben