Die drei vom Zirkel
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 27.11.2008
Wie sich der Zirkel zur Kunstmeile mausert.
Es tut sich wieder etwas in der Karlsruher Galerienszene! Die einen ziehen um, die anderen wagen ein „Berliner Fenster“: Die Galerie Meyer Riegger streckt ihre Fühler nach Berlin aus und eröffnet mitten im Hauptstadtgetümmel in der Friedrichstraße eine „Dependance“. Doch ihr Standbein wollen sie in der Fächerstadt behalten, betonten die beiden Galeristen, zumal sie weiterhin die Kontakte zur Kunstakademie pflegen möchten, und geografisch liegt die Fächerstadt ja schließlich auch geschickt zwischen Basel und Köln. Ebenfalls einen Umzug, allerdings innerhalb der Stadt, vollzieht Iris Kadel. Sie begibt sich von der Viktoriastraße in die Hirschstraße.
Eine richtig große Veränderung betrifft gleich drei Galerien, die sich ab 30.11. zusammenschließen und fortan ihre unterschiedlichen Arbeiten unter einem gemeinsamen Dach in dem modernen L-Bank-Gebäudekomplex am Zirkel präsentieren. Auf 2.300 m² Fläche zeigen Michael Oess, Karl Ewald Schrade sowie Tom Kohler und Partner ihr abwechslungsreiches Programm. Initiiert hat diesen gewichtigen Schulterschluss Karl Ewald Schrade, der bereits mit der Einführung der Kunstmesse art Karlsruhe das Geschehen mächtig aufwirbelte und in den bestehenden fünf Messejahren auch überregional große Erfolge erzielte.
Seit über 35 Jahren ist Schrade im Geschäft. In seiner Galerie „Schloß Mochental“ bei Ehingen an der Donau zeigte er bislang über 500 Künstler der klassischen Moderne sowie der zeitgenössischen Kunst. Außerdem betreibt der Visionär seit neun Jahren in der Fächerstadt eine Galerie und initiierte dienstags abends den „art jour fix“, an dem sich Künstler, Sammler, Kunstliebhaber oder Museumsleute zum Gespräch einfinden. „Kunst ist meine Leidenschaft und Qualität mein Programm“, so formulierte Ewald Karl Schrade seine Maxime.
In den modernen, lichtdurchfluteten neuen Galerieräumen, die mit ihrer Position zwischen Staatlicher Kunsthalle und Badischem Kunstverein eine neue Kunstmeile schaffen, stellt Schrade erlesene Werke aus. Zur Eröffnung werden Skulpturen von Dietrich Klinge zu sehen sein und Werke von Meistern der Abstraktion, darunter Max Ackermann, Erich Fuchs, Adolf Hölzel, Georg Meistermann, Shmuel Shapiro.
Galerist Michael Oess verlässt die loftartigen Räume in der Gablonzerstraße, um an zentraler Stelle seine Künstler zu zeigen. Der Restaurator und Kunstsammler Oess eröffnete 1998 die Neue Kunst Gallery – Michael Oess in Konstanz am Bodensee mit dem Ziel, zeitgenössische Kunst zu fördern und jungen Künstlern eine Ausstellungsplattform zu geben. Was zunächst als Fördergalerie geplant war, entwickelte sich schnell zu einer professionellen jungen Galerie mit erfrischendem Kunstangebot, das bald europäische Aufmerksamkeit erregte. Wegen seiner Affinität zu Griechenland holte Oess auch griechische Künstler nach Deutschland.
In Athen eröffnete er im Jahr 2001 mit der Galeristin Angeliki Dikeoulia eine Galerie-Dependance im Athener Nobelvorort Kifisia. Vor zwei Jahren siedelte die Neue Kunst Gallery – Michael Oess dann von Athen nach Karlsruhe in die Lofts einer ehemaligen Spielwarenfabrik aus den 50er Jahren. Die Nähe zur „art Karlsruhe“ gab dafür den Ausschlag.
Neben den im Programm vertreten New-Pop-Art-Künstlern wie dem Schweizer M.S. Bastian oder dem Maler Moritz Götze gehört auch das Informel von Winfred Gaul dazu sowie Skulpturen des spanischen Bildhauers Enrique Asensi oder die Cartoons der englischen Rocklegende Kevin Coyne. Zuletzt entdeckte der umtriebige Galerist junge, überaus spannende Kunst aus Korea. Die Gablonzerstraße wird er unter dem Titel „Art Bridge Concept – ABC Galerie“ an junge Künstler, gerade auch aus dem asiatischen Raum, vermieten; der Maler Moon-Kwan Park wird diese Ausstellungen kuratieren.
Vom Umzug in die neuen Räume erwartet sich Oess einen Synergieeffekt: „Wir werden annähernd gleiche Öffnungszeiten haben, und wenn einer eine Vernissage hat, öffnen die anderen auch ihre Galerie“, erklärt Oess das Konzept. Ziel sei es, über Karlsruhe hinaus die Kunstinteressenten hierherzulocken. Zur Eröffnung wird er neue Gemälde des in Stuttgart lebenden Tütenkünstlers Thitz hängen, dessen fröhlich-bunte Bilder auch schon in der Staatlichen Kunsthalle Besucherscharen anlockten.
Der dritte im Bunde ist die Karlsruher Werbeagentur Kohler und Partner. Tom Kohler und sein Geschäftspartner Steffen Hauth möchten mit der neuen Foto Art Galerie Kohler + Partner Bewegung in die Szene für Fotokunst bringen. Das Projekt entstand aus der langjährigen Sammelleidenschaft von Tom Kohler. Teile seiner umfassenden Sammlung wurden u. a. schon in den Deichtorhallen in Hamburg gezeigt.
Die Foto Art Galerie zeigt neue Positionen der zeitgenössischen Kunst mit Schwerpunkt im Bereich junger Gegenwartsfotografie, den Anfang machen Arbeiten von Michael Ferwagner, Absolvent der hiesigen Kunstakademie, der heute in Berlin und Hamburg lebt. In seinen Bildobjekten zeigt der Künstler Frauenportraits in Kombination mit Blütenkelchen. -ub
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