Die Rückkehr der Plastinate
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 24.02.2009
Ein Aufschrei ging durch die Republik, als „Körperwelten“ 1997 erstmals in Deutschland, im Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim, gastierte.
Von Leichenfledderei und Voyeurismus war die Rede. Am lautesten beschwerten sich aber wie immer diejenigen, die diese eindrucksvollen Arbeiten von Dr. Gunther von Hagens gar nicht gesehen hatten.
Durch die Erfindung der Plastination 1977 machte er die Anatomie auch Menschen außerhalb der klinischen Umgebung zugänglich und wollte eigentlich immer nur eines: das Bewusstsein für den eigenen Körper schärfen, denn neben Ganzkörperexponaten werden auch pathologische Veränderungen wie zum Beispiel Raucherlungen und Fettlebern gezeigt.
Dabei illustriert der Anatom äußerst respektvoll und ästhetisch die Komplexität, die Widerstandsfähigkeit und gleichzeitig auch die Verletzlichkeit des menschlichen Körpers und erschafft somit eine einzigartige Hommage an das Leben. Die mittlerweile fünfte Ausstellung „Körperwelten & Der Zyklus des Lebens“ stellt den Körper und seine Veränderung im Lauf der Zeit dar.
„Wir zeigen den Alterungsprozess als natürlichen Ablauf, der mit der Zeugung beginnt und sich bis ins bewusste Erleben der späten Jahre fortsetzt. Ergänzt wird diese Darstellung durch die neuesten Ergebnisse der Langlebigkeitsforschung“, beschreibt Dr. von Hagens den Ausstellungsgedanken. Auch wenn seine Berufung die Anatomie ist, sprechen ihn Gerontologie und Langlebigkeitsforschung in vieler Hinsicht an.
„Wenn man jung ist, verlässt man sich einfach auf den Körper. Aber wenn man älter wird, muss man gut für ihn sorgen, denn die physiologische Gesundheit entscheidet über Glück und Lebensqualität im hohen Alter“, erklärt Dr. von Hagens. Nach dem Besuch der Körperwelten-Ausstellung waren viele Besucher übrigens so beeindruckt, dass sie ihren Lebensstil geändert haben.
Zehn Prozent rauchen seitdem weniger oder haben ganz aufgehört, 25 Prozent treiben mehr Sport und 50 Prozent achten stärker auf ihre Ernährung und Gesundheit. Wer sich also in die Schar der bisher weltweit 26 Millionen überwältigten Ausstellungsbesucher – davon sechs Millionen in Deutschland – einreihen möchte, wird darauf aufmerksam gemacht, dass die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu bevorzugen ist, da im Bereich der Halle 02 keine Parkplätze zur Verfügung stehen. -nic
www.koerperwelten.de
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