Jungsteinzeit live

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 15.12.2010

Direktor Harald Siebenmorgen ließ es sich nicht nehmen, die aktuelle Sonderausstellung in seinem Badischen Landesmuseum sogleich streitbar einzunorden.

Er lieferte sich auf der Pressekonferenz mit Kurator Harald Lichter einen lebhaft akademischen Wortwechsel. Mögen auch rund 8.000 Jahre zwischen der „Michelsberger Kultur“ und dem Heute liegen, so schützt selbst diese enorme Zeitspanne offenbar nicht vor bemerkenswert erhitzten wissenschaftlichen Aufwallungen. Dabei hätte es jener gar nicht bedurft, um diese „luftige Ausstellung mit viel Licht“ dem Publikum schmackhaft zu machen. Zumal es eine Kunst ist, den eher gedrungenen und dunklen Sonderausstellungsräumen eine lockere Atmosphäre und Stimmung abzutrotzen.

Mit keiner anderen jungsteinzeitlichen Kultur ist das BLM derart verbunden wie mit jener Siedlungsanlage hoch über Bruchsal. Dieses, laut Siebenmorgen, „Heimspiel“ sei seinem Team so perfekt gelungen wie noch keines zuvor. Gezeigt werden Werkzeuge, Schmuck, und Gefäße sowie die ältesten Kupfer- und Edelmetallfunde Europas. Themenbereiche wie Ernährung, Handel, Technik, Gesellschaft oder Totenkult geben einen fundierten Einblick in die damaligen Lebenswelten. In die Karten der Ausstellungsmacher spielt hierbei sicherlich auch die Tatsache, dass sich in der Region gegen Ende des 5. Jahrhunderts ein Epochenwandel vollzog.

Neue Rohstoffe wie das  Kupfer betraten die Weltbühne und beförderten regelrecht technische Revolutionen – Pflug, Rad und Wagen – sowie eine zweite Landnahme.  Eine weitere Folge war, dass man Tiere über reine Fleisch- und Wolllieferanten hinaus auch als Arbeitskräfte zu nutzen begann. Metalle begannen zudem, die Gesellschaft zu verändern. Denn Werkzeuge und Waffen begannen hierdurch, einen „Wert“ darzustellen. Mit diesem wurde angegeben, er konnte gehortet und vererbt werden. Kein Zweifel – diese Mechanismen dürften für eine Menge Aufregung gesorgt haben!

Begleitet wird die Ausstellung von einem anspruchsvollen Katalog (über 400 Seiten, 600 Abbildungen, 39,90 Euro), zu dem die maßgeblichen europäischen  Fachleute ihr Wissen eingebracht haben. Zudem werden zahlreiche Sonderführungen und -Aktionen wie eine „Steinzeitwerkstatt“ angeboten. Die Ausstellung ist bis zum 15. Mai im Schloss zu sehen. Wir verlosen drei Kataloge in Verbindung mit je zwei Eintrittskarten: Einfach bis 10.1. eine E-Mail mit dem Betreff „Steinzeit“ an gewinnspiel@inka-magazin.de senden! -madr

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