LA8: Neues Museum in Baden-Baden eröffnet
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 09.04.2009
Die Museumsflaniermeile an der wunderschön mit alten Bäumen gesäumten Lichtentaler Allee in Baden-Baden ist vollständig.
Unweit der Oos reihen sich jetzt Kunsthalle, Burda Museum und das Museum für Kunst und Technik des 19. Jahrhunderts (LA8) aneinander. Der Stifter Wolfgang Grenke hat für rund 15 Millionen Euro den Gebäudekomplex denkmalgerecht saniert, der eine Nettogrundfläche von ca. 3.750 Quadratmeter umfasst, davon entfallen ca. 400 auf das Museum.
In den sanierten Gesellschaftssälen werden künftig Konzerte, Vorträge, Tagungen und Bankette stattfinden, Pächter des Restaurants und der Veranstaltungsräume ist das Brenners Park-Hotel. Entstanden ist so ein gewichtiges Kulturzentrum, das neben dem Museum auch das Schachzentrum Baden-Badens beherbergt und als innerstädtischer Sitz des Internationalen Clubs, dem Veranstalter der Iffezheimer Galopprennen, dient.
Als neuer Museumsdirektor kehrt ein für Baden-Baden bekanntes Gesicht zurück: Matthias Winzen, ehemaliger Leiter der benachbarten Kunsthalle, wird sich nun um die Geschicke des LA8 (der Name kommt von der Adresse) kümmern. Jeweils zwei Ausstellungen im Jahr sollen das Publikum anlocken. Die für Herbst geplante zweite Schau widmet sich der technischen und künstlerischen Entwicklung der Fotografie.
Eröffnet wird mit „Reisen. Ein Jahrhundert in Bewegung“. Schon Wilhelm Busch hat’s gewusst: „Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur, Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist‘s! Reise, reise!“ Inzwischen haben sich das die meisten hinter die Ohren geschrieben, denn trotz Konjunkturflaute: Das Reisen lassen sich die Leute nicht mehr nehmen. Kaum zu glauben, für wieviel Mobilität der technische Fortschritt sorgte. Während unsere Großväter noch zu Fuß zum Stempeln gingen und kaum über die Region hinauskamen, waren unsere Kids heute schon im Vorschulalter auf den Kanaren oder in Ägypten.
Schon im vergangenen Jahrhundert luden Weltausstellungen und Panoramenansichten zur Erkundung ferner Länder ein. Der aufkommende Massentourismus und die Souvenirindustrie belegen das wachsende Bedürfnis nach Reisen und deren Kommerzialisierung. Waren zunächst überwiegend junge Adlige, vermögende Bürger und Künstler aufgebrochen, um in der Fremde kulturelle Unterschiede kennen zu lernen, folgten ihnen einige Zeit später „Sommerfrischler“ in Scharen.
Kunst und Technik spielten bei dieser Entwicklung eine entscheidende Rolle. Rheinromantik, das Arkadien Italiens, die Suche nach dem Eigenen in der Fremde verdeutlichen auf künstlerischer Ebene das Fernweh eines Zeitalters in Bewegung. Unterschiedliche Facetten des Reisens fügen sich innerhalb der Ausstellung zu einem Zeitbild zusammen. Auch in Baden-Baden wirkte sich das Phänomen der wachsenden Reisebegeisterung aus. Die Bäderstadt entwickelte sich zur „Sommerhauptstadt Europas“, in der sich Fürsten, Könige und Kaiser, aber auch viele Künstler treffen.
In der Ausstellung werden unter anderem Gemälde von Andreas Achenbach, Carl Friedrich Lessing und Carl Rottmann zu sehen sein sowie ein Automobil aus den Bergmann-Werken in Gaggenau. Reisespiele und ein Reisegrammophon zur Aufmunterung der Soldaten an der Front zeigen weitere Aspekte der technischen Errungenschaften des 19. Jahrhunderts. -ub
www.la8bb.de
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