Mario Schifano – „When I Remember“
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 03.11.2025
Mario Schifano (1934-’98), einem der bedeutendsten italienischen Künstler der zweiten Hälfte des 20. Jh., ist diese überhaupt erste deutsche Museumsausstellung gewidmet.
Die Werkschau zeigt alle seine künstlerische Universen von den frühen 60er Jahren bis in die 90er. Über 80 Werke aus Malerei, Collage, Zeichnung, Film und Fotografie. Bedeutende und bislang noch nie gezeigte Leihgaben treffen dabei auf Werke aus der Sammlung Schaufler. Ausgangspunkt für die Ausstellung war deren Gemälde „When I Remember Giacomo Balla, New York City“ (1964). Um die Dynamik der Metropole auf die Malerei zu übertragen, bezog sich Schifano auf Balla, einen Maler des italienischen Futurismus. In Schifanos Werken finden sich zahlreiche biografische und zeitgeschichtliche Bezüge, viele haben auch eine sozialkritische oder politische Ebene.
Der Vietnamkrieg, Begegnungen mit Rockstars der 60er sowie Stars der New Yorker Kunstszene wie Andy Warhol, Frank Kline und Frank O’Hara – sein umtriebiges Leben fand sich oft als Schlagzeile in Zeitungen, mit Themen wie Drogen, Gefängnisstrafen, seiner Liebesbeziehung mit Marianne Faithfull. Die Stones widmeten ihm ihren Hit „Monkey Man“. Ein Fokus der Ausstellung liegt auf der Medienwelt: Für den Fernseher – eine damals neue technische Errungenschaft – entwickelte Schifano eine fast obsessive Faszination. Früh drehte er selbst experimentelle Filme wie „Umano non umano“ (1969) mit Mick Jagger und Keith Richards. Die Gegenüberstellung des Films mit den in Malerei überführten Standbildern ist ein Highlight der Ausstellung; ebenso die aus 520 übermalten Fotografien bestehende Arbeit „Untitled“ (Biennale Venedig, 1993).
Schifano begann seine Karriere um 1960 in Rom, wo er zu einer losen Gruppe von Künstlern zählte, die sich regelmäßig im Caffè Rosati trafen. Sie verbanden Elemente der US-Pop-Art mit italienischer Kultur und politischer Reflexion, griffen Themen wie Konsum, Werbung, Medienbilder und urbane Landschaften auf. Schifano experimentierte mit vielen Materialien wie Packpapier, Lack und Acrylglas, um die Grenzen zwischen Kunst und Alltag zu verwischen. -rw
bis 21.6., Schauwerk Sindelfingen
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