Negativer Raum. Skulptur und Installation im 20./21. Jahrhundert
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 16.05.2019
Es beginnt mit Nebel.
Aus kleinen Düsen sprüht es zu jeder vollen Stunde unter dem Kubus vor dem ZKM heraus, ein nasses Etwas wabert durch die Luft, kühlt die Besucher, verdeckt die Sicht, verschwindet wieder. Die japanische Künstlerin Fujiko Nakaya hat diese lebendige Skulptur entwickelt, die in jedem Moment anders aussieht und die aus fast Nichts besteht. Als „negative Skulptur“ hat sie diese Arbeit 1970 bezeichnet, und um den „negativen Raum“ geht es in der neuen, enzyklopädischen Ausstellung des ZKM. Der Begriff geht auf den Maler Adolf Hölzel zurück, der 1901 erklärt hatte: „Ich male nicht die Gegenstände, ich male Zwischenräume.“ Das ZKM hat sich auf die Bildhauerei konzentriert, für die diese Herangehensweise im 20. Jahrhundert bestimmend wurde. Waren vorher Skulpturen schwer, voll, körperbezogen, dicht und massiv, wurden sie jetzt leicht, luftig und licht und konnten sogar hängen und schweben. ll diese Spielarten kommen im ZKM vor, beginnend mit den Klassikern Auguste Rodin, der Balzac abbildete, indem er 1897 seinen leeren Bademantel in eine Form goss, Picasso mit seinem beinah aus Nichts bestehenden „Denkmal für Apollinaire“ und Henry Moore, dessen löchrige Skulpturen den Raum nicht von der Masse, sondern vom Dazwischen definierte.
Nach einem instruktiven Überblick über die Mathematiker, die ähnliche für ihren Unterricht entwickelten, die dann z.B. die Surrealisten inspirierten, zeigt die Ausstellung mit rund 200 Werken von Hans Arp bis Erwin Wurm, wie ein „negativer Raum“ gezeigt werden kann: als „Silver Clouds“ (Andy Warhol) aus Helium und Druckluft, als über einem weißen Würfel in der Luft kreisendes Magnetband (Zilvinas Kampinas), als Linien, die den Raum exakt definierten (Fred Sandback), als Visualisierung des Internets, das ja schon per se nicht „real“ ist (Benjamin Weber). Konkretisierte, nachgebildete Schatten und Spiegelräume, aufklappbare und mit den Besuchern interagierende Installationen zeigen die Vielfalt der modernen Skulptur, von Duchamp bis Leonor Antunes, von Laszlo Moholy-Nagy bis Bruno Monari. -gepa
bis 11.8., ZKM, Karlsruhe
WEITERE KUNST & DESIGN-ARTIKEL
Adrian Peters – „Drop Feen“ zum „Kunstrauschen“
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 06.02.2026
Der Künstler Adrian Peters entdeckt und erforscht auf seinen Wegen stets das Unergründliche und Geheimnisvolle, entdeckt Mikro- und Makrokosmen, die sich uns nicht sofort erschließen.
Weiterlesen … Adrian Peters – „Drop Feen“ zum „Kunstrauschen“art Karlsruhe: Olga Blaß & Kristian Jarmuschek im INKA-Interview
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 05.02.2026
Die Doppelspitze über die „art Karlsruhe“ vom 5. bis 8.2.
Weiterlesen … art Karlsruhe: Olga Blaß & Kristian Jarmuschek im INKA-InterviewFranziska Degendorfer
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 14.12.2025
In einer Collagetechnik schichtet die gebürtige Ulmerin einzelne Bildelemente so über- und nebeneinander, dass dreidimensionale Reliefs entstehen.
Weiterlesen … Franziska DegendorferBKV-Mitgliederausstellung & -Jahresgaben 2025
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 14.12.2025
Die Mitgliederausstellung zeigt jedes Jahr die bunte Vielfalt der kunstschaffenden Mitglieder.
Weiterlesen … BKV-Mitgliederausstellung & -Jahresgaben 2025Hidden Stories
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 13.12.2025
Manche Gemälde sagen mehr als ihr bloßes Motiv.
Weiterlesen … Hidden StoriesFruchtig! – Aus der Sammlung Rainer Wild
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 07.12.2025
Sie sind saftig, prall, knackig, süß und in den schillerndsten Farben, voller Vitamine und Sonne.
Weiterlesen … Fruchtig! – Aus der Sammlung Rainer WildVorweihnachtliche Gruppenausstellung
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 06.12.2025
Die vorweihnachtliche Gruppenausstellung in Manuel Kolips Off-Galerie in der Südstadt mit zahlreichen tollen Artists aus Karlsruhe geht im Dezember in eine zweite Runde.
Weiterlesen … Vorweihnachtliche GruppenausstellungUlrich Bernhardt, Pionier der Medienkunst
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 05.12.2025
Mit der Ausstellung „Jetzt: Es war, wird und ist“ würdigt das ZKM das Werk des in Stuttgart lebenden Künstlers Ulrich Bernhardt (geb. 1942 in Tübingen), der zu den wichtigsten Pionieren der Medienkunst in Ba-Wü zählt.
Weiterlesen … Ulrich Bernhardt, Pionier der MedienkunstA Day In The Life
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 05.12.2025
Schon immer war Kunst eine Form der Fiktionalisierung der Gegenwart.
Weiterlesen … A Day In The Life
Kommentare
Einen Kommentar schreiben