Neue Galerie im ältesten Haus von Karlsruhe
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 16.02.2009
„Ursprünglich wollte ich Kunst studieren und habe mich bei Peter Dreher beworben“, erinnert sich Raimund Voegtle.
Damals wurde er abgelehnt und musste schwer schlucken. Doch steckte der zurückhaltende Kenner den Kopf nicht in den Sand, sondern verwirklichte Plan B. Zuerst studierte der gebürtige Freiburger Biologie und Chemie, später noch Medizin und eröffnete, nachdem er als Internist tätig war, in Karlsruhe die erste ambulante Dialyse-Praxis. Das ist jetzt 23 Jahre her.
Nun steht Voegtle, der die Kunst immer im Auge behielt und seit Jahren selbst Kunstwerke sammelt, vor dem sogenannten dritten Lebensabschnitt und erfüllt sich als Rentner seinen Traum von einer eigenen Galerie. Vor anderthalb Jahren erwarb er das älteste Haus der Fächerstadt: das 1718 gebaute Modellhaus in der Waldstraße, das lange ein Antiquariat beherbergte. Dass Voegtle nicht nur mit Leidenschaft und Herz bei der Sache ist, zeigte er allein schon mit den aufwändigen und gelungenen Restaurierungsarbeiten.
Ohne die alte Struktur des Fachwerkhauses aufzugeben, wurde dezent erneuert. Oben vermietet er an Kunststudenten, unten führen fünf Galerieräume nach hinten. Erstaunlich viel Fläche bietet sich hier dem Betrachter, der ganz in Ruhe die Kunstwerke genießen kann. Bei optimaler Beleuchtung, gefertigt von einem Lichtexperten aus Österreich, kommen die Bilder aufs Schönste zu Geltung. Mit seiner ersten Ausstellung (noch bis 22.2.) schloss sich für ihn der Kreis, denn er zeigt Peter Dreher. Voegtle schätzt den Künstler so sehr, dass er seine Sammlung mit einem Bild von Peter Dreher begann, dessen Schwarzwaldserien die Stimmungen rund um den Feldberg in abstrahierten Strichen, einem Geflecht aus Zeit und Ort, zu unterschiedlichen Uhrzeiten und an verschiedenen Tagen einfangen.
Auf den kleinen Unterschied kommt es bei dem Maler nämlich an, egal ob bei seinen Gläsern, denen Edmund Husserls Phänomenologie gedanklich Pate stand, oder der 52-teiligen Hotelserie, die im oberen Raum gezeigt wird. Auch die zweite Ausstellung hat einen persönlichen Bezug: Rolf Zimmermann bewarb sich ebenfalls damals bei Dreher und wurde genommen. Seine filigran gestrichelten Kohlezeichnungen von Glühbirnen führen ein intensives Eigenleben der Dinge und beeindrucken ebenso wie die abstrakteren, mit „Altrhein“ betitelten Schraffuren, denen alles an Leben, Furchen, Wasserverläufen und splittrigem Schlamm beinahe plastisch innewohnt.
Mit seinem anspruchsvollen Konzept gelang es Voegtle, selbst den renommierten Jürgen Brodwolf zu gewinnen, dessen mumifizierte Skulpturen er im April ausstellen wird. „Mein Ziel ist es, schöne Ausstellungen zu machen“, erklärt der Sammler; das hat er wohl sehr bald erreicht. -ub
www.galerie-voegtle.de
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