Pailletten und Eunuchenflöte
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 17.05.2010
So hat man die badische „Hymne“ noch nie gehört.
Der „Robotlab“ bewegt sich, als wolle er ein Auto zusammenschrauben, dabei knirscht, rattert und quietscht er für den staunenden Besucher mit seinen Bewegungen das Badnerlied. Er ist eine Produktion der gleichnamigen Künstlergruppe des ZKM und bildet den ungewöhnlichen Auftakt für die Große Landesausstellung im Badischen Landesmuseum, die ihren Besuchern die Musikkultur im deutschen Südwesten näher bringen will – auch über die noch jungen Landesgrenzen hinaus.
Wie man Musik ausstellen kann, ist wohl die Frage, die Kurator Markus Zepf am häufigsten gestellt wurde. Musik lässt sich natürlich nicht in Vitrinen pressen, wohl aber kann man ihre Kultur, ihre Tradition und ihre Innovationen in einen Kontext stellen – und das ist den Machern zusammen mit dem Karlsruher Gestaltungsteam „zwoelf“ gelungen.
Ob Paillettenanzug vom bekennenden Brusttoupetträger Dieter Thomas Kuhn, eine 35.000 Jahre alte Knochenflöte oder die Rührtrommel des badischen Militärs: Mit 400 kostbaren und kuriosen Instrumenten, Schriftstücken, Fotografien und Gemälden aus dem großen Schatz der Musikgeschichte Baden-Württembergs und vielen Hörbeispielen schickt die Ausstellung auf eine musikalische Reise durch alle Epochen.
Dabei folgt sie nicht einer trockenen Chronologie, sondern führt in schokobraunem Design und in thematischen Einheiten die Eigenschaften von Musik vor. Auf edel anmutenden Holzpanelen erfährt der Besucher mehr über die einzelnen Abteilungen: So tänzelt im Bereich „Konzertwesen“ Caterina Valente im Glitzerkleid durchs 50er-Jahre-Fernsehstudio ihrer Show „Bonsoir Caterine“, eingerahmt von genau den Notenpulten, die mit Erwin Lehns legendärem Tanzorchester um die Welt zogen.
In der Abteilung „Musik und Ritual“ fasziniert das Antiphonar des Kosters Lorch, ein reich illustriertes und gewichtiges Chorbuch von 1511/12 ebenso wie die lange Geschichte des Orgelbaus in Baden-Württemberg. Kleinklangumformer und Verzögerungsgerät aus dem SWR-Experimentalstudio gibt’s in der Abteilung Innovation zu bestaunen, genauso wie eine Glasharmonika, der neueste Clou der Instrumentenbauer des 17. Jahrhunderts.
Zwischendurch darf auch entspannt werden: Weiße Sofas in poppiger Loungeatmosphäre laden in jedem Raum zum Zurücklehnen ein. Hier darf, wer eine Pause im wirbelnden Musikreigen braucht, die Augen schließen und die Ohren öffnen. Musik pur steht auf Knopfdruck und über Kopfhörer bereit und bringt so den Klang in die Ausstellungshallen. Nach dem Rundgang können sich die angesammelten Eindrücke und Klänge in der offenen Werkstatt entladen.
Das Tonstudio der Popakademie Mannheim ermöglicht dort an Wochenenden die Aufnahme von eigenen Gesang- oder Musikstücken, kleinere Besucher können sich zwischen dem Bau eines Trichords und eines Schellenstabs entscheiden und zukünftige Starkomponisten aus dem Ländle gleich vor Ort mit dem Notenschreiben loslegen. Hingehen und selber hören lohnt sich! -us
www.landesmuseum.de
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