Versammelt

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 05.06.2025

Steinschränkchen von Markgräfin Karoline Luise aus den 1760ern

Als eines der großen Forschungsmuseen Deutschlands versammelt das Karlsruher Naturkundemuseum in seinen Magazinen mehrere Millionen Objekte aus Botanik, Mykologie, Zoologie, Entomologie, Paläontologie und Geologie, die meist nicht in den Ausstellungen zu sehen sind.

Von XS bis XXL, aus der Welt der Tiere oder der Gesteine, aus den Tiefen des Meeres oder dem Weltraum, aus den Anfängen des Museums ebenso wie neuere Sammlungsstücke. Auf sie alle richtet nun die neue Große Sonderausstellung des Landes ihr Augenmerk. Der erste Ausstellungsbereich von „Versammelt“ gibt einen wissenschaftlichen Überblick, stellt Forschungsarbeit, Sammlungen, Magazine und die Arbeit aus Präparation und Forschung vor; im Hauptteil werden einige Objekte aus den Magazinen geholt: Die Sonderausstellung präsentiert 32 in fünf Themenbereiche geordnete Objekte und Objektserien: „Legendär“ offenbart die Sammlung der Markgrafen von Baden: Einhorn (in Wahrheit Fragment eines Mammutstoßzahns), Nautilus oder Sägerochenrostrum – derartig kuriose zu Überresten aus biblischen Zeiten oder Zeugnissen fantastischer Wesen verklärte Gegenstände durften in den fürstlichen Wunderkammern des 16. und 17. Jh. nicht fehlen.

„Extrem“ versammelt offensichtliche (wie die Japanische Riesenkrabbe als größte Krebsart) und erst auf den zweiten Blick außerordentliche Objekte: So wird das erstaunlich bewegliche Schraubengelenk der Rüsselkäferbeine nur bei starker Vergrößerung sichtbar, die Giftigkeit des Blauen Eisenhuts durch seine Folgen. Ob in Alkohol oder durch Trocknung – „Gut bewahrt“ zeigt, dass das Konservieren einige Herausforderungen mit sich bringt; wie man u.a. am Publikumsliebling Tristan sehen kann, dem eben nicht optimal erhaltenen Präparat eines See-Elefanten aus der Stuttgarter Wilhelma. Ausgestellt ist aber auch das Steinschränkchen von Markgräfin Karoline Luise aus den 1760ern als das älteste erhaltene Sammlungsmöbel des Museums.

Weitere regionale Exponate vereint „Badisch“; z.B. den versteinerten Schädel eines in der Warmzeit vor 126.000 bis 115.000 Jahren verbreiteten Waldnashorns, der 1802 in Daxlanden gefunden wurde. Die Zwergspinne Periskop-Zierköpfchen ist als eigens angefertigtes Modell im Maßstab 100:1 zu bestaunen und auch das Purpurweiden-Jungfernkind, eine lange nicht mehr gesichteter Schmetterling, ist vermutlich Ur-Badener. Aber ebenso durch menschlichen Einfluss eingeschleppte Neuankömmlinge gibt’s zu sehen, wie den aus Australien stammenden Tintenfischpilz und die Asiatische Hornisse.

Und „In Serie“ legt dar, dass viele Objekte nicht als Einzelexemplare gesammelt werden, um Unterschiede innerhalb einer Art festzustellen, Arten voneinander zu unterscheiden oder Arbeitstechniken in Skizzen, Notizen oder Bildern zu dokumentieren. Über alle Bereiche hinweg vermitteln Filme und interaktive Stationen Aspekte anschaulich und spielerisch. Ein vielfältiges Begleitprogramm mit Angeboten von der „Abends im Museum“-Führung über eintrittsfreie Vorträge bis hin zu Angeboten für Kinder ergänzt die neue Sonderausstellung. -pat

5.6.-12.4.2026, Naturkundemuseum Karlsruhe
www.versammelt.info

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