Raimund Vögtle – „Panoptikum“
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 01.11.2023
Derzeit rücken auch in Karlsruhe und der Region viele KünstlerInnen wie etwa aktuell Harald Kille, die Gedok mit ihrem Ukraine-Projekt oder die Zettzwo in Durlach den „akuten Wahnsinn“ der Welt in eine künstlerische Formensprache.
Wahnsinn meint Themen wie Krieg, Vertreibung, menschengemachte Umweltkatastrophen, den ausländer- und migrantenfeindlichen Nationalismus und vor allem auch die Verrohung der Gesellschaft. Hinzu kommt, dass sofort grundlegende ethische und moralische Grundsätze infrage gestellt werden, kaum dass die AfD ein paar Prozentpunkte mehr bekommt. Statt eines apokalyptischen Szenarios aber setzt Raimund Vögtle in seiner Ausstellung ein Statement: „Im Segafredo wird natürlich die heftige Ausstellung mit Raimund Vögtle aufgrund der großen Nachfrage bis mindestens Ende November verlängert“, schreibt Galerist Axel Demmer in seiner Ankündigung zur Ausstellung.
Heftig ist gut. Sie ist eine Wucht, diese Ausstellung! Eine deepe, undergroundige Atmosphäre durchweht Karlsruhes Szene – und Künstlercafé No. 1. Das traut sich sonst schon mal keiner. Betritt man den Raum, ist man wie gefangen und irritiert von einer wilden scheinbar abstrakten Formenwelt. Bei näherem Hinsehen entfaltet sich ein wahres Panoptikum an Fabelwesen, die sich aus den Bildern schälen, deren Petersburger Hängung ihre Wirkung noch verstärken. Eine Vielfalt und Vielzahl an Sujets, Schatten und Umrissen ringt in diesen Bildern um Aufmerksamkeit. Diese malerisch sehr subtile Wucht entfaltet sich im ganzen Raum des zweigeteilten Cafés. Im Zentrum, gehängt fast wie ein Altar, schwingt sich ein großer Kakadu souverän aus dem (Regen-)Wald; er scheint, wenn schon nicht Erlösung, so doch Hoffnung auszudrücken.
„Ich war immer Pazifist“, erzählt Vögtle in seiner Ausstellung, „aber wo sind die ganzen Pazifisten? Es ist ein Missempfinden über die Welt, es bedrückt mich und ich versuche, dies zu ventilieren. Allgemeingesellschaftlich finde ich diese Frontenbildungen ganz schlimm, jeder meint, ihm würde etwas weggenommen. Deswegen schreie ich hier, künstlerisch, denn so kann es ja nicht weitergehen“. Niemand aber ist so radikal wie der Maler Raimund Vögtle. Mit Künstlercafés kennt sich der leidenschaftliche Maler, Kunstsammler und Förderer übrigens aus – er jobbte einst in Freiburg während seines Kunststudiums bei Peter Dreher in der Tangente, einer Franchisekünstlerkneipenkette in den 60ern, der einzigen derartigen Szenekneipenkette, die es wohl je gab.
Eine kunsthistorische Betrachtung folgt, mehr zur Biografie von Vögtle auch in unserer Oktober-Ausgabe. -rw
bis 30.11., Mo-Sa 9-18 Uhr, Café Segafredo, Erbprinzen-/Ecke Bürgerstr., Karlsruhe
WEITERE KUNST & DESIGN-ARTIKEL
Ping-Poema Festival
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 02.05.2025
Im Rahmen der Ausstellung mit der brasilianischen Poetikkünstlerin Lenora de Barros gibt’s zwei Tage lang ein kleines, aber feines BKV-Festival mit einem Vortrag, Filmscreenings, Workshop und Onlineperformance der Künstlerin sowie einem Konzert.
Weiterlesen … Ping-Poema FestivalAlix Bischoff – „Die fünf Elemente“
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 30.04.2025
Carol Neuber bereichert mit ihren regelmäßigen Ausstellungen, die meist junge Kunst präsentieren, die hiesige Offszene ungemein.
Weiterlesen … Alix Bischoff – „Die fünf Elemente“Werner Gilles & Raimund Vögtle
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 30.04.2025
Werner Gilles war Bauhausschüler in Weimar bei Oskar Schlemmer und Lyonel Feininger, der so oft zur „Biennale“ Venedig (1948/’50/’58) und zur „Documenta“ (1955/’59/’64) eingeladen wurde wie sonst kein deutscher Künstler.
Weiterlesen … Werner Gilles & Raimund VögtleKunstvoll nachhaltig
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 25.04.2025
Wer sagt, dass Umweltschutz und Kunst keine aufregende Mischung sind?
Weiterlesen … Kunstvoll nachhaltigKFT-Center
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 16.04.2025
Der „KunstfreundInnentreff“verwandelt die Orgelfabrik in eine künstlerische Shoppingmall – das „KFT-Center“.
Weiterlesen … KFT-CenterMartin Pöll
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 13.04.2025
Der gebürtige Südtiroler Bildhauer Martin Pöll erarbeitet einerseits ganz traditionell realistische Holzskulpturen, bevorzugt Raben, in z.T. äußerst gewagten Konstruktionen aus rohen Holzstämmen – was bei seiner Herkunft zunächst kaum jemand verwundern dürfte.
Weiterlesen … Martin PöllUnrecht & Profit – Das Badische Landesmuseum im Nationalsozialismus
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 12.04.2025
Lange Zeit galten Museen während der NS-Zeit als scheinbar unverdächtig, ja sogar als Opfer des staatlich angeordneten Entzugs von „entarteter Kunst“.
Weiterlesen … Unrecht & Profit – Das Badische Landesmuseum im Nationalsozialismus200 Jahre KIT in 100 Objekten
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 11.04.2025
2025 feiert das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ein ganz besonderes Jubiläum.
Weiterlesen … 200 Jahre KIT in 100 ObjektenPeter Piek
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 09.04.2025
Der 1981 in Karl-Marx-Stadt geborene Künstler Peter Piek ist von Hause aus multimedial unterwegs.
Weiterlesen … Peter Piek
Kommentare
Einen Kommentar schreiben