Renaissance 3.0
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 16.04.2023
„Mein persönlicher Timeslot wird von einem Piloten diktiert, den die einen Gott und die anderen Zufall nennen“, antwortete Peter Weibel noch im Februar bei seinem letzten Interview für INKA auf die Frage, wie viele Bücher er noch schreiben wolle.
Wenige Wochen später liest sich dieser Satz ganz anders, wird vielleicht erst jetzt verständlich. Weibel hat einen anderen, einen schnelleren Aufzug genommen – und seine Buchideen über „Entropie und Evolution“, „Die politischen Verbrechen des 20. Jh.“ oder „Die Geschichte der Digitalisierung seit 300 Jahren“ mit sich. Einige Gedanken davon flossen sicher noch in seine letzte Ausstellung „Renaissance 3.0“ ein. Sie handelt von einer dritten Welle der Verwissenschaftlichung von Kunst. Damit navigiert sie so zielsicher und präzise wie weitläufig und mäandernd durch den geistigen Ozean, den Weibel 24 Jahre lang in seinem Karlsruher Container namens ZKM besegelt hat. Im 21. Jh., so stellte Weibel fest, greifen KünstlerInnen und Wissenschaftler wieder vermehrt zu denselben Tools, Methoden und Programmen.
Zuvor war dies bereits vor rund einem Jahrtausend in der arabischen, und ca. 500 Jahre später in der italienischen Renaissance der Fall gewesen. „Früher, als das Werkzeug des Künstlers der Pinsel war und das Werkzeug des Zahnarztes der Bohrer, war keine Allianz möglich. Heute aber verwenden sie die gleichen mikroskopischen Kameras. Künstler und Wissenschaftler benutzen vergleichbare Hard- und Software, Computer, Sensoren und Algorithmen“ – so erklärte es Weibel noch persönlich in unserer März-Ausgabe. Damit würde die Kunst nun auch wieder gemeinsam mit der Wissenschaft ins Reich der unsichtbaren Dinge jenseits der natürlichen Wahrnehmung vordringen. 35 Positionen der internationalen Medienkunst verdeutlichen diese Beobachtungen.
Die neue Werkzeugkultur ist multidisziplinär, sie erstreckt sich von Biochemie über Genetic Engineering bis zu den Neurowissenschaften und dem Unconventional Computing. Die kolumbianische Künstlerin Constanza Piña Pardo verknüpft in ihrer Soundinstallation „Khipu“ traditionelle Techniken der Inka-Kultur mit moderner Systemlogik und hat dabei einen Elektrotextilcomputer gebaut. In der Installation „Metabolica Camp“ von Thomas Feuerstein sind Mikroorganismen und 3D-Druck gleichermaßen Akteure im skulpturalen Prozess. Zentrum der Ausstellung ist ein interaktives Wissensfeld, in dem sich wichtige Begriffe erläutern lassen und bei dem sich menschliches und maschinelles Lernen gleichberechtigt realisieren. -fd
bis 7.1.24, ZKM, Karlsruhe
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