42. Kunstpreis der Kulturstiftung der Sparkasse Karlsruhe
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 18.03.2019
Die Veranstalter und Künstler des 42. „Kunstpreises der Kulturstiftung der Sparkasse Karlsruhe“ konnten sich am Fr, 15.3. über ein volles Haus freuen.
Darüber hinaus staunte Sparkassendirektor Michael Huber auch über die zahlreichen Einsendungen der Wettbewerbsteilnehmer, die mit 660 an der Zahl die Kapazitäten der Sparkassen-Räumlichkeiten nahezu sprengten. Ausgewählt hat die Jury - darunter Brigitte Baumstark (Leiterin der Städtischen Galerie), Pia Tamm (Direktorin der Kunsthalle Karlsruhe) und Prof. Erwin Gross (Kunstakademie) - letztlich 72 Arbeiten. Mit dem diesjährigen Motto „Unterwegs – wohin?“ wurden die Besucher auf Zeitreisen und Raumsprünge durch die Bilderwelten zeitgenössischer Kunst mitgenommen.
INK Sonntag-Ramirez Ponce konnte die Jury nun bereits zum dritten Mal für sich gewinnen: „Out!“, eine fotorealistisch-collagierten Zeichnung eines sich buchstäblich aus dem Bild befreienden, zum Betrachter hindrängenden Mannes, erhielt den dritten Platz. Die zweite Preisträgerin Angelika Steininger mit „Transit“ sowie die erste Preisträgerin Susanne Mull mit „Drei Frauen“ vermochten es, sogenannte „Nichtorte“ wirkungsvoll ins Bild zu bannen; Orte des Transits wie Bahnhöfe und Unterführungen sind „Nichtorte“, die sich, wie Tamm treffend formulierte, durch fehlende menschliche Kommunikation und kalte Atmosphäre auszeichnen.
Zum Publikumsmagneten wurde Sascha Kaysers zweiteiliges Acrylgemälde „Aufderstreckebleiber“: Ein Junge mit Kapitänsmütze thront auf einem ungewöhnlichen Gefährt und schaut gebannt auf einen Bildschirm. Sein Sessel auf Panzerrollen ist mit allerhand Konsum-, Unterhaltungs- und Hygiene-Gadgets ausgestattet, sodass zum Fortleben keinerlei physische Betätigung mehr vonnöten ist. Lediglich der symbolträchtige, „auf der Strecke gebliebene“ Teddy und die Reifenspuren am Boden definieren den ansonsten leeren Raum. Wer oder was hier auf der Strecke bleibt und ob es sich um ein Bild der Gegenwart oder der Zukunft handelt, wurde von den Besuchern sehr angeregt und emotional diskutiert. Dass das Motto auch Themen wie Flucht, Identität und Lebensraum berührt, wird an Matthias Hickels „Die Fremden“ und Edite Grinbergas „Drei Pässe“ sichtbar.
Ein Fokus lag auf Beobachtungen urbaner Alltagspraxis: Bilder wie Carola Göllners „Ringbahn“, Viktor Strickers „Begegnungen“ oder Claudia Wirths „Schritthalten“ zeigen Menschen als schematisierte gar gesichtslose Silhouetten, die im undefinierten Bildraum in kollektive und doch voneinander isolierte Bewegung versetzt sind. Inge Marion Petersen entführt mit ihrer Zeichnung „Pan Looking For Selene“ in eine mythologische Zwischenwelt: Ein polymorphes Wesen aus weiblichen und männlichen Geschlechtsattributen entsteigt einem Laubhaufen – Pan als versinnbildlichte Triebkraft unterwegs zur Angebeteten.
Die künstlerischen Antworten auf „Unterwegs - wohin?“ machen vor allem eines deutlich: Ob physisch, geistig oder virtuell, ob zielstrebig oder orientierungslos, ob zur Selbsterfahrung oder in unfreiwilliger Flucht - Unterwegs-Sein ist Teil unserer Lebenswelt und in unterschiedlichsten Facetten wahrnehmbar. Die Jury hat das Motto für den 43. Kunstpreis bereits verkündet: So dürfen sich die KünstlerInnen für 2020 schon einmal etwas zum Thema „Witz und Ironie“ überlegen. -mic
bis 3.4., Sparkassen-Kundenzentrum Europaplatz, Karlsruhe
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