Der Künstler hinter dem Cover: Pavel Miguel

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 18.06.2017

Vom Karibischen Meer an die Pfinz, Berghausen statt Kuba.

Dass er einmal in Baden seine zweite Heimat finden würde, hat Pavel Miguel Jiménez Alfonso, unter Freunden kurz Pablo genannt, im Grunde dem Kajakfahren zu verdanken. Wie er vom erfolgreichen Profisportler zum angesehenen Künstler geworden ist, erzählt er aber allenfalls seinen Amigos bei einem Fläschchen Havana Club. Der offizielle Teil der schöpferischen Vita beginnt 1980 mit dem „Physical Culture“-Studium an der Hauptstadt-Universität des sozialistischen Inselstaats, wo Pavel Miguel 1962 in Cienfuegos geboren wird. Dort geht an die Kunstakademie, wird ’95 Mitbegründer der ersten Vereinigung freier Künstler Kubas, der dem ästhetischen Widerstand verpflichteten Grupo Punto.

In seinem Land ist er bereits ein preisgekrönter Skulpturenmacher, der an bedeutenden nationalen Ausstellungen teilgenommen hat, als ihm ’96 ein Stipendium des Karlsruher Kulturamts ermöglicht, als Gast in den Ateliers der Majolika zu arbeiten. Drei Jahre und einige Deutschland-Visiten später kehrt er nicht mehr zurück, wird 2006 in Berghausen endgültig sesshaft. „Viel Licht, viel Schmerz“, antwortet Pavel Miguel auf Kuba angesprochen, das er nach wie vor selbstbewusst im Herzen trägt und das immer wieder Ausdruck in seinem Werk findet – plakativ in Büsten Che Guevaras, aber auch sehr persönlich und vielleicht am deutlichsten beim wurzelschlagenden Ruderboot „Adonde vayas, irás conmigo – Wohin du gehst, gehst du mit mir“, mit dem er 2005 auf der „Art Mar – Biennal de la Mediterrània“ im Museum Maritim in Barcelona festmacht, wo er sechs Jahre gelebt und arbeitet hat.

Ebenso stolz ist Pavel Miguel darauf, dass er in seinem Berghausener Atelier unweit der Pfinz bis auf das Gießen alles alleine stemmt: knoten, schweißen und sägen, wenn es sein muss mit schwerem Motorsägengerät. Seinen Werkstoff bekommt er vielfach von der Gemeinde gestellt, „die mich super unterstützt“. Rilke, Kafka, Nietzsche, Schopenhauer und Hesse zählt er zum Fundament seiner Kunst, die auch Malerei umfasst, wobei Pavel Miguel am liebsten figurativ arbeitet – ob mit Holz, Stein oder Metall wie beim einkaufswagenschiebenden Eisen-Sisyphos, der vor einem Jahr das Cover von INKA #118 geziert hat und den wir zusammen mit dem Keramik-Pümpelpanzer „La guerra de mierda – Scheißkrieg“ und den gefesselten Pelikanen „Tenían las alas demasiado grandes – Sie hatten zu große Flügel“ beim Schaufensterwettbewerb „Stadtfenster“ (1.-23.7.) präsentieren.

Auch das Titelmotiv der vorliegenden Ausgabe ist ein Miguel: „Lo más elegantemente posible nos adentramos en nuestro destino – So elegant wie möglich springen wir in unser Schicksal“ hat er seinen in die Pfinz tauchenden Schwimmer getauft. Pavel Miguel bedient sich oft der Natur, um sie mit den existenziellen, ideologischen und politischen Auswüchsen, Trieben und Perversionen der Gegenwart zu konfrontieren – wie eben Konsum, Krieg oder Unfreiheit. Zu gerne zeigt er dabei auch mal ganz provokativ sprichwörtlich Cojones, wie man beim Gang durch seinen gegenüber des Ateliers angelegten Skulpturengarten sehen kann.

Die urwüchsigen Plastiken lassen Einflüsse aus dem europäischen Expressionismus und des lateinamerikanischen Sozialrealismus ebenso erkennen wie Hauptströmungen zeitgenössischer Kunst nach 1945, wobei ihm bei aller Härte und Rohheit des bevorzugten Werkmaterials Metall nichts Menschliches fremd ist. Und auch wenn es in seiner Kunst nicht unbedingt zum Ausdruck kommt, zeigt er eines am allerliebsten: viel Corazón! -pat

Georgstr. 17, Pfinztal-Berghausen, Tel.: 0721/453 96 88
www.pavelmiguel.de

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