Die Künstlerin hinter dem Cover: Kassandra Becker

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 10.03.2014

Bereits zu einer Zeit, als die Gegenständlichkeit mit Stephan Balkenhol zwar an der Karlsruher Akademie angelangt war, aber noch keine rechte Rolle im Werk junger Künstler spielte, arbeitete sie schon konsequent gegenständlich.

Dennoch bleiben Kassandra Beckers Kunstwerke rätselhaft, geben dem Betrachter Fragen auf, laden zum Dialog ein. Fleischig-körperlich sind ihre überdimensionierten Masken ebenso wie ihre Sumo-Ringer, die das Cover der INKA-Ausgabe #95 zieren. Bei diesen trotz ihrer immensen Körperfülle höchst ästhetischen Kolossen interessierte sie vor allem der Moment größtmöglicher Konzentration vor dem eigentlichen Kampf. Sie erinnern in ihrer Insichgekehrtheit an Buddha und laden damit fast schon zur Meditation ein. Die innere Ruhe wird dynamisiert durch das Übergießen mit Lackfarbe, wodurch Becker gleichzeitig die Dynamik des späteren Kampfes vorwegnimmt und aus dem seriellen Objekt ein Unikat macht.

Dazu angeregt wurde sie durch die Herstellung der Gussform mit Silikon, das in Schlieren fließt. Daraus machte sie auch eine Fotoserie – womit sich bereits ihre Vielseitigkeit andeutet. Ob Epoxydharz, Ton oder Alabastergips, stets geht es ihr um den menschlichen Körper, wobei ein besonderer Reiz für sie im Medienwechsel liegt. In großformatigen Rauminstallationen, aber auch über Totenschädel und Autos hinweg hat sie Ornamente gezogen. Deren Serialität ist aber nicht beliebig, sondern aus der Großform der Plastik heraus entwickelt, die sie einmal tatsächlich spiegelt und dann aus der Übertragung in die Fläche das Ornament entstehen lässt.

So liegt dann die Plastik in einem Raum, dessen Eindruck von ihr selbst geprägt ist – nicht nur in der dritten, sondern auch in der zweiten Dimension. Beckers großes Vorbild ist Rodins Höllentor, bei dem einem Baukastensystem gleich der Künstler Elemente immer wieder neu kombinierte. Bei ihr entstehen aus dieser Kombinationsfreude teils auch skurrile Arbeiten, die aber immer einen hohen Identifikationsgrad mitliefern. Beispielsweise bei ihrer Rauminstallation „Der rote Traum“, bei der insgesamt neun knallrote Männerbüsten mit unterschiedlichem Kopfputz bzw. Gehörn versehen sind. Fiesling oder Frauenversteher, Denker oder Bodyguard? Es ist ein Spiel mit der Kopfbedeckung, das Kassandra Becker selbst als Dialog mit den entstehenden Skulpturen führte, ausgehend von der Nase, die sie immer als erstes modellierte. „Tittchen und Ärschchen fand ich immer schon toll“, meint sie im Atelier.

Daraus ergeben sich dann beispielsweise kugelförmige Kopfbedeckungen, wuchernde, das Gesicht entstellende, verfremdende Elemente, die ebenso ein Eigenleben zu führen scheinen wie die an Medusenhäupter erinnernden Barthaar-Trachten ihrer Masken. Wer nun Lust bekommen hat, sich selbst beim plastischen Gestalten auszutoben, dem bietet sich in Kassandra Beckers schönem großem Bildhaueratelier der ideale Rahmen, um in einen kreativen Flow einzutauchen und dort mit Ton, Gips, Beton, Silikon, Wachs oder Cellulose zu modellieren. -ChG

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