Die Preisträger des „App Art Awards“ 2015

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 11.07.2015

115 Apps aus 20 Ländern gingen beim „App Art Award“ ins Rennen um Jahr den „Künstlerischen Innovationspreis“ und die mit 10.000 Euro dotierten Sonderpreise „Crowd Art“, „Game Art“ und „Sound Art“.

Eine namhafte Jury, bestehend aus David Hermanns, Martin Hubschneider, Ester Petri, Stephan Schwingeler, Gaël Betrand und Gaëtan Libertiaux, entschied über die besten Einreichungen aus dem Bereich kreativer Applikationen, die von hochkomplexen Programmierungen bis hin zu einfachen, aber genialen Ideen reichen.

Der mit 10.000 Euro dotierte „Künstlerische Innovationspreis“ geht in diesem Jahr an Fader und Mandy Mozart für die Android-Applikation EDMT (2015). EDMT, eine App für einen audiovisuellen, immersiven Trip, ermöglicht es den Usern, mit dem Smartphone oder Tablet zu spielen, um bewusstseinserweiternde Grafiken und EDM-inspirierte Klänge zu erzeugen. Verschiedene Szenarien stehen zur Auswahl, in denen spannende audiovisuelle Umgebungen entdeckt und erforscht werden können. Im Gegensatz zu den Konzepten, die traditionellen Musikinstrumenten zugrunde liegen, erlaubt EDMT die Interaktion mit Klängen auf eine dynamische und spielerische Weise. Ihr Zauber entfaltet sich, wenn zwei Sinne – das Sehvermögen und das Gehör – synchronisiert werden, um nahtlos in einer einzigen Performance zu verschmelzen.

Den Sonderpreis „Crowd Art“ in Höhe von 10.000 Euro erhält Michael Volkmer von Scholz & Volkmer für die iOS-Applikation Radwende (2014). Im Test des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs hat Wiesbaden als die fahrradunfreundlichste Stadt Deutschlands abgeschlossen. Ursache dafür ist nicht nur die fahrradfeindliche Infrastruktur, sondern auch die fehlende Lobby für RadfahrerInnen. Scholz & Volkmer entwickelte eine App, die Radfahrstrecken in Wiesbaden sichtbar macht, indem sie die mit dem Rad gefahrenen Strecken dokumentiert und daraus eine Stadtkarte generiert. Die Karte als plakative Darstellung des Radverkehrs in Echtzeit zeigt, an welchen Passagen Radwege benötigt werden und kann als Planungsgrundlage für die Fahrradinfrastruktur Wiesbadens dienen. Damit kann Radwende auf die Verkehrsgestaltung der Stadt Einfluss nehmen. Parallel zu der App wurde im Landesmuseum Wiesbaden eine Zeichenmaschine ausgestellt, die ebenfalls die gefahrenen Strecken nachzeichnete. Die abstrakte Visualisierung erinnert so permanent und öffentlich an die oft übersehenen Zweiradfahrer; die Radwende App kombiniert Bürgerpetition, Kunst und Klimaschutz.

Der Sonderpreis „Game Art“ in Höhe von 10.000 Euro geht an Philipp Stollenmayer für die iOS-App Sometimes You Die (2014). Die App scheint zunächst eine einfache Jump-and-Run-Applikation zu sein. Doch anstelle einer begrenzten Anzahl von Leben, stehen unendliche viele zur Verfügung. Die Kollision mit den Hindernissen oder das Verfehlen des
Weges führt zum Tod des Akteurs, der Spielstein bliebt an Ort und Stelle liegen, ein neuer wird generiert. Ein Teil der Hindernisse lässt sich nur überwinden, indem die als unbelebte Materie liegengebliebenen Spielsteine zu Treppen aufgeschichtet werden, während im Hintergrund ein zynischer Text das Geschehen kommentiert. Der Tod wird in Kauf genommen, um den Weg und das Spiel fortsetzen zu können – allein Ziel und Ausgang bleiben ungewiss.

Mit dem Sonderpreis „Sound Art“ in Höhe von 10.000 Euro wird in diesem Jahr Chris Carlson für die iOS-Applikation Borderlands Granular (2015) ausgezeichnet. Borderlands Granular ist ein futuristisches Musikinstrument, um Klänge mittels der sogenannten Granularsynthese zu erforschen, fassbar zu machen und zu transformieren. Bei dieser Technik werden kleine Klangfragmente, die sogenannten Grains, übereinandergelegt, um komplexe und sich ständig weiterentwickelnde Timbres und Texturen zu erzeugen. Die Software ermöglicht eine flexible Improvisation in Echtzeit und ist eigens dazu angelegt, die Interaktion mit Klangmaterial zu unterstützen. Die User werden hier als KlangorganisatorInnen betrachtet, die gleichzeitig in die Rolle von KuratorInnen, PerformerInnen und ZuhörerInnen schlüpfen. Über Buttons und Regler werden besonders die Interaktion durch Gesten und das visuelle Feedback hervorgehoben, um die AnwenderInnen zu einer skulpturalen und räumlichen Herangehensweise zu animieren. Gruppen pulsierender Grains werden erzeugt und per Drag-and-drop in einer Landschaft aus größenveränderbaren Audiodateien verteilt, um die Wellenformen unter den eigenen Fingerspitzen dynamisch und polyphon zu samplen. Der eingebaute Beschleunigungsmesser des iPads kann darüber hinaus verwendet werden, um Klänge mithilfe der Schwerkraft zu formen.

Seit 2011 vergibt das ZKM mit Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft den weltweit ersten „App Art Award“. Prämiert werden die besten Kunstwerke im App-Format, die sich als avancierte künstlerische Softwarelösungen auszeichnen. Mit den Sonderpreis-Kategorien – in diesem Jahr „Crowd Art“, „Game Art“ und „Sound Art“ orientiert sich der „App Art Award“ an aktuellen Entwicklungen innerhalb der Neuen Medien. -ps/pat

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