Ein Ausstellungs-Rundgang durchs ZKM

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 19.12.2010

Von den Feuilletons der großen deutschen Tageszeitungen gefeiert: Michael Elmgreen & Ingar Dragsets „The One & The Many“ im ZKM, das gleich zwei Lichthöfe füllt.

Der rekonstruierte Sozialbau sowie der vereinsamte Ballsaal als Nebenkulisse einer schemenhaften High Society sind beide spektakulär und geben dem Betrachter jederzeit das Gefühl, auf der nur vermeintlich sicheren Seite zu sein. Interessant könnte es zudem werden, die Meister am 27.1.ab 18 Uhr live zu erleben, wenn sie zur Abschlussveranstaltung an einer Podiumsdiskussion im ZKM teilnehmen.

Noch bis 27. 3. hingegen ist „Sounds. Radio – Kunst – Neue Kunst“ zu hören, zu sehen und zu spüren: eine fulminante Demonstration voll Kraft und Möglichkeiten dieses ganz und gar nicht veralteten Mediums. Umso fassender die Installation „Raum 1“ und das begehbare Kammerhörspiel „Wassily im Klangcontainer“ auch sind, so enttäuschend und verschenkt bleibt jedoch das „Spielfeld“ mit den bewegungssensitivenKlangkreisen.

Heimlicher Star und Local Hero bleibt hingegen weiterhin die großartige Retrospektive „Vor dem ZKM“ (bis 9.1.), die an die immense Wucht der freien Künstlerszene von 1980 bis 1994 in den Hallen der alten IWKA erinnert. Und die erahnen lässt, was losgelassene Kunst entwickeln kann. Sofern man sie denn lässt.

Eher still und verhuscht machen sich daneben die „Werke aus der Sammlung des ZKM – Architektur und Identität“ (bis 9.1.) aus. Hier wäre „mehr“ tatsächlich auch mehr gewesen. Den Abschluss im MNK bilden schließlich 65 Aquarell- und Tuscheblätter des Karlsruher Künstlers Emil Wachter aus Anlass dessen 90. Geburtstages. Die Hommage „Stille und Bewegung – Aquarell zum Tanz“ (bis 9.1.) an den überregional bekannten Maler, Bildhauer und Schöpfer sakraler Kunst mag zwar gewiss gut gemeint sein, doch wird sie ihrem Anspruch und der Ungebung leider kaum gerecht. Schade, ein solches Scheitern hätte man dem Künstler nicht antun dürfen.

Scheitern kann der Neugierige auch an der intermediären „Konversationskunst“ von Kurd Alsleben, Antje Eske und Freunden (bis 9.1.) im Medienmuseum – sofern er sich zu sehr von dialektischen Phrasen wie einem vorgeblich „kapitalistischen Begriffskonsum“ irritieren lässt. Doch lohnt es sich allemal, abseits der ärgsten Theorien die Möglichkeiten des „Konversierens“ zu entdecken. Zumal hierdurch die kommunikative Verarmung durch soziale Software-Dienste wie Facebook oderTwitter nur um so deutlicher wird.

Ebenso wie Alsleben steht auch Herbert W. Franke, der Physiker, Philosoph und Pionier von Computerkunst und elektronischer Ästhetik, für den „Wanderer zwischen den Welten“. Ihm ist eine sehenswerte Würdigung gewidmet. Es faszinieren im Besonderen die Beispiele seiner maschinell erzeugten Kunst.

Zum Abschluss am 9.1. (16 Uhr) wird Franke aus seinen Science-Fiction-Romanen lesen und anschließend sogar durch die Ausstellung führen. Nur drei Tage zuvor gibt es mit dem Tag der offenen Tür in ZKM und Städtischer Galerie noch ein weiteres Bonbon – denn der Eintritt ist frei. -madre

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