„Encounters“ – Begegnung mit Peco Kawashima
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 04.07.2021
Andere Menschen treffen und etwas darüber erzählen.
Die Ausstellung „Encounters“, die noch bis zum 8.8. in der Städtischen Galerie zu sehen ist, zeigen die Arbeiten der „Hanna Nagel Preis“-Trägerin, in denen zwischenmenschliche Begegnungen zentrales Thema sind. Man betritt die Ausstellung und wird begrüßt von Blumen in Reagenzgläsern. Manche frisch, manche vertrocknet, manche aus Filz. Auch eine Pilea ist dabei, die gerade wurzelt. Die Arbeit „I’m Thinking Of You“ fordert zum Mitmachen auf. Man soll die Gläser selbst bestücken und dabei an einen geliebten Menschen denken. Denn Blumen zu schenken, sei immer bedeutsam. Ein selbstgeschnitztes Boot, das die gelernte Holzbildhauerin während der Corona-Zeit im Hardtwald selbst geschnitzt hat, steht auf einem weißen, übergroßen Papier.
Da ihre Arbeit „Piece Of Peace“ – in der sie im Jahr 2020 jeden Tag einen fremden Menschen ansprechen und während des Gesprächs einen Origami-Kranich falten wollte, um ihn dann dem Gegenüber zu schenken – nicht weitergeführt werden konnte, widmete sie sich dem Boot auf leerem Papier, das sie als einen Brief ohne Worte versteht, einen Brief „From Me To You“ und kam so doch noch mit SpaziergängerInnen ins Gespräch. Besonders eindrucksvoll war für mich die Arbeit „Das Leben braucht dich“: 2019 ließ sie sich jeweils einen Monat bei den unterschiedlichsten Jobs anstellen. Im Anschluss bat sie eine Person, die ihr in der Zeit nahegekommen war, um eine persönliche Referenz.
Dies bildet für mich die Situation junger Kunstschaffender der ersten Jahre zwischen Kunst und Nebenjob, die auch ich kenne, sehr intelligent nach, und hat mich deswegen berührt. Der Künstlerin gelingt es, in der Ausstellung die richtigen Fragen anklingen zu lassen und eigene Erinnerungen und Assoziationen in den Besuchern zu wecken. Man begegnet im Idealfall auch sich selbst in den zurückgenommenen, ästhetischen Arbeiten der Japanerin, die ihr Kunststudium in der Bildhauerklasse von Prof. Klingelhöller absolvierte und nun in Karlsruhe lebt und arbeitet. Ich würde jedem Besucher raten, sich nach dem Anschauen auch die Texte durchzulesen, denn anders als bei vielen Ausstellungen sind diese fast Teil der Arbeit und sehr bereichernd, sogar notwendig. Auch wenn die Objekte fein anzusehen sind, erschließt sich ihre Poesie erst wirklich, wenn man sich mit den wohlformulierten Ideen der Künstlerin beschäftigt. Ein Katalog ist erschienen. -viva
bis 8.8., Städtische Galerie Karlsruhe
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