Faszination Farbe

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 22.08.2011

Bunt verglaste Kirchenfenster des Mittelalters sind uns aus Kirchen und Museen bekannt.

Die Tradition der Glasmalerei reicht aber bis in unsere Zeit. Die Glasmaler heute bedienen sich moderner Materialien und Arbeitsweisen und erzielen erstaunliche Wirkungen. Umso erstaunlicher, dass die Glasmalerei des 20. und 21. Jahrhunderts im Landesmuseum erstmals in dieser Breite thematisiert wird.

In 120 Arbeiten wird das Spektrum in seiner Vielfalt vorgeführt und verdeutlicht, wie Bearbeitungstechnik und Struktur der Oberfläche die Leuchtkraft der Farben beeinflussen. „Glasmalerei der Moderne. Faszination Farbe im Gegenlicht“ heißt die Ausstellung, die einen Bogen spannt vom Jugendstil über die Neusachlichkeit bis zur Nachkriegszeit und zu aktuellen Tendenzen.

Vom Nestor der aktuellen Glasmalerei, Johannes Schreiter, stammen piktogrammartige Arbeiten, die er für den nicht ausgeführten Zyklus in der Heidelberger Heilig-Geist-Kirche anfertigte, darunter das über fünf Meter hohe Glasfenster „Philosophie und Literatur“, das in einer Studioausstellung im Museum beim Markt zusammen mit weiteren Vorarbeiten präsentiert wird.

Otto Dix ist mit einem jetzt erst aufgetauchten Glasfenster vertreten, außerdem Le Corbusier, Fernand Léger, Georg Meistermann, Max Ackermann, Emil Wachter sowie Ludwig Schaffroth und seine Schüler Bernhard Huber, Thierry Boisser und Raphael Seitz, der für den Schlosspark Karlsruhe unlängst eine 4,5 Meter hohe Glasskulptur geschaffen hat.

Im Schloss werden Ausstellungs- und Probefenster, aber auch Kartons und Vorzeichnungen aus Deutschland, England, Frankreich, der Schweiz und Island zusammengeführt. Ein eigener Bereich ist den so genannten Künstlerfenstern gewidmet, denn gerade in den letzten Jahren haben namhafte Künstler wie Lüpertz, Rauch, Polke und Richter – letzterer mit seinem viel diskutierten Fenster für den Kölner Dom – dieses Thema für sich entdeckt. Die Glasfenster von Kim En Joong für die Krypta in Gernrode werden zuerst in Karlsruhe gezeigt und nach der Ausstellung dort eingebaut. Deutlich wird: Die Glasmalerei ist nach wie vor lebendig. -ChG

bis 9.10., Badisches Landesmuseum, Karlsruhe

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